Gegen Rechtsextremismus: Mehr als 1000 Demonstranten setzen in Enger ein Zeichen

Enger. Ein breites Bündnis hat am Samstag, 17. Februar, zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus in Enger aufgerufen. Aus 250 angemeldeten Demonstrationsteilnehmern wurden schließlich über 1.000. Denn am Montag zeigt sich, es waren noch einmal mehr Menschen unterwegs als ursprünglich gedacht. Ihre Botschaft: In Enger ist kein Platz für rechte Gewalt und Hetze. Update: Am Montag teilt die Polizei auf Nachfrage der NW mit, dass rund 1.100 Menschen bei der Demo mitgegangen sind. Am Samstag war man vor Ort zunächst noch von 800 ausgegangen. Doch auch die Veranstalter gehen mittlerweile von rund 1.100 bis 1.200 Menschen aus, die gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gegangen sind, berichtet Matthias Rasche vom Organisationsteam der Demonstration. Schon früh füllt sich der Barmeierplatz im Herzen von Enger. Aus vielen Seitenstraßen strömen Jung und Alt, ausgestattet mit bunten Plakaten, zum Treffpunkt, um ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Nach einem gemeinsamen Demo-Marsch über Brandstraße, Spenger Straße und Burgstraße finden sich die Teilnehmer schließlich wieder auf dem Barmeierplatz ein. Hier empfängt sie André Deininger. Der TV-bekannte Musiker sorgt für die musikalische Untermalung, ist für den verhinderten Jens Kosmiky eingesprungen und verleiht der Veranstaltung mit gefühlvollen Songs die passende Stimmung. Immer mehr Menschen drängen nun vor die Bühne, schon nach kurzer Zeit ist der Barmeierplatz proppevoll. André Deininger mit gefühlvoller musikalischer Untermalung Als Landrat Jürgen Müller die Bühne betritt, brandet Applaus auf. Er blickt in die Runde und zeigt sich von der Resonanz beeindruckt: &bdquo;Die Mehrheit schweigt nicht, die Mehrheit will Demokratie - und dafür stehen wir zusammen“, sagt Müller. Gerne hätte er auf der Bühne NRW-Innenminister Herbert Reul begrüßt, da dieser an diesem Samstag zwar in anderer Sache in Enger zu Besuch ist, aber nicht erscheinen konnte. So bliebe ihm nur, Reul zu zitieren: &bdquo;Sie, die Menschen auf der Straße, sind ein Glück für unser Land.“ Es sei, so Müller weiter, in diesen Zeiten kein Platz für parteipolitische Befindlichkeiten, vielmehr gelte es jetzt gemeinsam zusammen zu stehen und ein Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Migration zu setzen. Zeitgleich zur Demo auf dem Barmeierplatz befasste sich auch NRW-Innenminister Herbert Reul nur wenige hundert Meter westlich in der Aula des Widukind-Gymnasiums mit dem Rechtsextremismus. Beim Neujahrsempfang der Kreis-CDU thematisierte er die große Gefahr, die vom rechtsextremen Gedankengut ausgehe. Im Gespräch mit der Neuen Westfälischen ermunterte er ausdrücklich alle Menschen - auch und gerade in den kleineren Städten - &bdquo;engagiert und klar“ gegen Extremisten vorzugehen. Er betrachte die aktuelle Entwicklung als &bdquo;sehr gefährlich“. Doch können Jede und Jeder an jedem Ort sich dagegen aussprechen. Also er hörte, wie exzellent die Demonstration besucht war, zeigte er sich sehr erfreut. Auch er habe bei der Demonstration dabei sein sollen, doch &bdquo;leider“ hätten ihn terminliche Gründe dazu gezwungen, absagen zu müssen. Auch Bürgermeister Thomas Meyer richtet sich in einer Ansprache an die Menschen auf dem Barmeierplatz: &bdquo;Hallo, Engeraner, ich bin stolz auf euch!“, so Meyer. Und er richtet auch gleich deutliche Worte an die Widersacher: &bdquo;Hört gut zu, ihr Rechten. Wir werden euch entgegentreten, wir sind viel mehr als ihr in einer Welt des Respekts, der Toleranz und der Weltoffenheit“. Kampfrede gegen Rechte vom Bürgermeister Meyer stellt aber auch klar, dass er sich Sorgen macht in Hinblick auf Erhebungen rund um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Politik. Politische Entscheidungen müssten auch verständlich erläutert und begründet werden, um die Menschen mitzunehmen. Auch an Bundeskanzler Olaf Scholz richtet er mahnende Worte und scheint den Teilnehmern aus dem Herzen zu sprechen: &bdquo;Unser Bundeskanzler muss endlich lauter werden“, so Meyer kämpferisch. Ann-Christin Kleinert von NRWeltoffen erinnert in ihrem Redebeitrag an die rassistischen Morde von Hanau am 19. Februar 2020 und verliest die Namen der zehn Opfer. Bei dem Anschlag erschoss ein 43-Jähriger neun Menschen mit Migrationshintergrund, danach seine Mutter und schließlich sich selbst. Die Betroffenheit beim Verlesen der Namen unter den Menschen auf dem Barmeierplatz ist groß, es fließen Tränen. &bdquo;Demokratie ist Handwerk und nicht umsonst zu bekommen!“, führt Kleinert weiter aus und bedankt sich bei allen Engagierten für ihre ehrenamtliche Mitarbeit und dafür, sich immer und immer wieder klar zu positionieren - gegen Rechts. Erinnerung an die Opfer von Hanau Auch der Initiator des &bdquo;Engeraner Manifests“, Bernd Rammler, spricht zu den Anwesenden. Er erinnert mit einem Schmunzeln den ebenfalls anwesenden Stefan Schwartze, Mitglied des Bundestages, daran, welches Versprechen er ihm damals abgerungen hat: &bdquo;Wenn das Buch voll ist, dann wollten Sie uns ein neues Buch spendieren“, so Rammler. Das Engeraner Manifest ist eine Erklärung von Menschen aus Enger und Umgebung, die durch ihre Unterschrift und dem Eintrag in das Manifest ein deutliches Zeichen setzen, um eine Position für die so wertvollen demokratischen Grundsätze unserer Republik zu beziehen. Rund 3.000 Unterschriften sind in dem Buch schon vorhanden, bald ist es voll und wird durch ein neues Buch ergänzt. &bdquo;Enger hat heute einmal mehr gezeigt, wofür wir stehen“, fasst eine Mutter zusammen, die heute mit der ganzen Familie auf den Barmeierplatz gekommen ist. &bdquo;Das ist ein verdammt gutes Gefühl und zeigt uns, dass wir deutlich in der Mehrheit sind.“ Stephan Horstkotte erinnert schließlich an ein Erlebnis, das nun ein Jahr zurückliegt: &bdquo;Genau hier, wo wir jetzt versammelt sind, gab es vor einem Jahr einen Stand der AfD“, so der Pfarrer. Er habe mitbekommen, wie eine ältere Dame zu dem Stand gegangen sei und die Leute dort wild beschimpft hätte. &bdquo;Da wusste ich, in Enger ist die Welt noch in Ordnung“, so der Geistliche mit einem Augenzwinkern. Ausstellung &bdquo;Toleranzräume“ eröffnet Auch die Ausstellungseröffnung der sogenannten &bdquo;Toleranzräume“ passen an diesem Samstag nach Ansicht vieler Teilnehmer ins Bild. Vom 17. Februar bis zum ersten März werden hier in ansprechende Impulse zur Selbstreflexion gesetzt. In dem farbenfrohen Ausstellungscontainer sollen dem Publikum neue Perspektiven auf das Thema Toleranz eröffnet werden und zu Diskussionen zu Fragen wie &bdquo;Was ist Toleranz?“, &bdquo;Wie begegne ich meinem Gegenüber mit Respekt?“, &bdquo;Wie können wir Konflikte gewaltfrei aushandeln?“, aber auch &bdquo;Wo liegen die Grenzen der Toleranz?“ anregen.

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