Sicherheit nicht mehr gewährleistet: Herforder Synagoge wird geschlossen

Herford. &bdquo;Respekt und Toleranz sind der einzige Weg zur Menschlichkeit. Ohne ein Wenn und ein Aber“, sagte Matitjahu Kellig bei der Eröffnung der Ausstellung &bdquo;Toleranzräume“ im Wilhelm-Normann-Berufskolleg (WNB). Kellig ist Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold und Mitgründer des Vereins &bdquo;Toleranzräume“, der die Ausstellung konzipiert hatte. Gleichzeitig wurde deutlich, was passiert, wenn Toleranz ohne Taten bleibt: &bdquo;Ich habe mich entschlossen, die Synagoge ab sofort für Gemeinde und öffentliche Veranstaltungen zu schließen.“ Gründe seien nicht nur die Folgen des Angriffes der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der als Reaktion von Israel geführte Krieg im Gazastreifen oder die befürchteten Reaktionen nach dem Angriff Israels auf den Iran, die jeweils zu einer Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen geführt hätten, sondern generell der Schutz der Synagoge. Er stehe in ständigem Austausch mit den Sicherheitsbehörden und habe Informationen, die er nicht öffentlich preisgeben möchte, nur so viel: &bdquo;Die Synagoge ist wie ein offenes Scheunentor.“ Seit Jahren als notwendig angeratene zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen seien aber nicht umgesetzt worden. Jetzt sei eine Situation erreicht, die er weder weiter ertragen wolle noch verantworten könne. Lesen Sie auch: Kerzen für Israel an der Herforder Synagoge angezündet Besondere Ausstellung kommt nach Herford Da er aber &bdquo;verzweifelter Optimist“ sei, werde er sich weiter für Toleranz und Menschlichkeit einsetzen, und er sei daher froh, dass es der Fachstelle NRWeltoffen, Kreis und Stadt Herford, dem Integrationsrat Herford und &bdquo;Demokratie leben! Herford“ gelungen sei, die Ausstellung nach Herford zu holen. Die Ausstellung ist eine Indoor-Version des &bdquo;Toleranztunnels“, die in Containern bereits im Zentrum verschiedener Städte zu sehen war. Sie zeigt, wie man sich im Alltag für mehr Toleranz und Respekt einsetzen kann. Eingeladen sind Menschen aus allen Lebenswelten, um zu erleben und zu diskutieren, wie Toleranz im Zusammenleben funktionieren kann, aber auch, wo sie ihre Grenzen hat. &bdquo;Im Umgang mit Widersprüchen ist Toleranz ganz wichtig für das gesellschaftliche Zusammenleben“, sagte Erhan Kara von NRWeltoffen, der durch die Veranstaltung zur Eröffnung führte. Bernd Koch, Schulleiter des WNB, ist froh, die Ausstellung in seiner Schule zu haben, denn schließlich seien Schulen die Orte, wo Fragen des Miteinanders täglich aufs Neue ausgehandelt werden. Herfords Bürgermeister Tim Kähler begrüßte es, dass die Ausstellung nicht nur Rassismus, Faschismus oder Antisemitismus, sondern auch andere Formen der Diskriminierung thematisiere, etwa aufgrund von Geschlecht oder sozialem Status, machte aber auch klar, dass jede und jeder Einzelne gefordert sei: &bdquo;Eine Gemeinschaft ist nur so gut, wie die Menschen, die sich für sie engagieren.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Ausstellung ist eine Art riesiges Wimmelbild Da die Ausstellung auf Thementafeln und in einer Art riesigem Wimmelbild verschiedene Situationen zeige, wo Toleranz gefragt ist oder Grenzen überschritten werden, hoffte Landrat Jürgen Müller, dass möglichst viele Betrachter eine Situation erkennen, die sie anspricht, und auf den anschließenden &bdquo;Klick im Kopf.“ Und auch Kellig machte noch einmal nachdrücklich klar, dass das, was in der Ausstellung verhandelt werde, kein Deal und auch kein Spiel seien. Paul Mecheril, Professor an der Universität Bielefeld mit Schwerpunkt Migrationspädagogik, lobte den Ansatz der Ausstellung, der sicherlich bei einigen Betrachtenden Impulse auslösen könne, sich und ihr Verhalten zu hinterfragen, merkte aber auch an, dass es wenig helfe, bei &bdquo;Problemen, die politisch gelöst werden müssten, nach Pädagoginnen und Pädagogen“ zu rufen, denn Pädagogik neige dazu, gesellschaftliche Probleme zu personalisieren. Rassismus entstehe in einer von imperialer Konkurrenz geprägten Welt auch durch Abgrenzung der eigenen privilegierten Sphäre gegen andere. Wer etwas gegen Rassismus tun möchte, müsse diese Verhältnisse verändern. Toleranz im Miteinander im persönlichen Umfeld zu leben, die Intoleranz aber nach außen – etwa an die tödlichen EU-Außengrenzen – zu verlagern, sei letztlich keine Toleranz, sondern Ausdruck des Eingebundenseins in ein intolerantes System. Dass die Menschen immer weniger in der Lage seien, sich über komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge auszutauschen und andere Meinungen einfach mal stehen zu lassen, mache die Situation nicht einfacher. Von wann bis wann die Ausstellung in Herford besuchbar ist Die Ausstellung &bdquo;Toleranzräume“ ist noch bis zum 27. Juni, montags bis freitags im Wilhelm-Normann-Berufskolleg, Hermannstraße 5, in Herford zu sehen. Kostenlose Führungen sind montags bis freitags zwischen 8.30 und 17 Uhr möglich. Anmeldung für Einzelpersonen oder Gruppen bis 20 Personen sind bei der Integrationsbeauftragten Kerstin Fiebig unter Tel. 05221 189712 oder per E-Mail an gemeinsam-leben@herford.de möglich. &bdquo;Während der genannten Zeiten kann die Ausstellung auch individuell besucht werden“, sagte Ann-Christin Kleinert von NRWeltoffen, riet aber, mindestens zu zweit zu kommen, um sich vor Ort austauschen zu können.

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