Nach Betriebs-Aus und Insolvenz: Überraschender Neustart bei Puhlmann in Enger

Enger. Noch Anfang dieser Woche hatte die Neue Westfälische das Aus für eines der traditionsreichsten Unternehmen im Kreis Herford vermelden müssen: Nach mehr als 150 Jahren gab es für den insolventen Premium-Polstermöbelhersteller Puhlmann aus Enger keine Rettung mehr. Es hatte sich kein Investor gefunden, der das in finanzielle Schieflage geratene Familienunternehmen übernehmen wollte. Der Betrieb wurde daher in diesen Tagen eingestellt. Nun jedoch gibt es gute - und überraschende - Nachrichten aus dem Hause Puhlmann: Magnus Puhlmann wagt den Neustart im ganz Kleinen. Im Gespräch mit der NW berichtet er, wie genau der aussehen soll - und warum das Traditionsunternehmen überhaupt Insolvenz anmelden musste. "Formaljuristisch ist es gestern zu Ende gegangen", sagte Magnus Puhlmann am Mittwoch. Und dennoch: Auch künftig solle es Sitzmöbel in "Puhlmann-Qualität" und unter entsprechendem Namen auf dem Markt geben. "Wir haben inzwischen eine Manufaktur aus Enger gefunden, die unsere Produkte weiter produziert", erklärt er. Diese externe Firma werde von ehemaligen "Puhlmann"-Mitarbeitern geleitet. Bis zur Insolvenz seien diese in dem Traditionsunternehmen an der Bünder Straße beschäftigt gewesen. Die eigene Manufaktur hätten diese Mitarbeiter bereits früher parallel gehabt und auch damals mitunter für Puhlmann Sitzmöbel gefertigt, wenn das Unternehmen selbst in der Produktion zu stark ausgelastet gewesen sei. Schlanke Strukturen Magnus Puhlmann wird die Sitzmöbel künftig über seine schon länger bestehende Vertriebsgesellschaft - die Firma Moebeldesign Manufaktur - an die Kunden vertreiben. Auch die Hoheit über das Design und die Bezugsmaterialien würden weiterhin bei ihm liegen, sagt er. Die Bestellungen, die die Vertriebsgesellschaft von Kunden und Händlern entgegennehme, würden dann in der Manufaktur produziert. "Das ist eine ganz klassische Lohnfertigung", sagt er. Den Vertrieb übernehme er erstmal alleine. Und dank schlanker Strukturen lasse sich sogar "ohne Fremdkapital arbeiten". Mit Stückzahlen wie bei Puhlmann Polstermöbel gehe man zunächst nicht an den Start - wenngleich die Manufaktur bei entsprechenden Aufträgen in der Lage sei, auch mehr zu produzieren, sagt Magnus Puhlmann. Doch auch, wenn man erstmal kleiner unterwegs sei: Die Qualität der Sitzmöbel werde die gleiche sein wie bisher, betont er. Es würden weiterhin "hochwertige Polstermöbel" gefertigt. 1871 gegründet Puhlmann war 1871 in Enger gegründet worden und gehörte zu den Premium-Polstermöbelherstellern in Deutschland. Vor allem der gehobene Fachhandel hatte die Marke aus der Widukindstadt vertrieben. Er wage nun noch einmal "den Durchstart", sagt Puhlmann und hofft, dass das Angebot am Markt angenommen wird. Noch bestehende Aufträge der Firma Puhlmann, die noch nicht abgearbeitet gewesen seien, würden in der Manufaktur "ausproduziert". Neue Aufträge würden ebenfalls bereits angenommen. Auch die Ausstellung am Lambernweg sei nach wie vor geöffnet. Dort gebe es auch einen Verkauf. Nicht mehr nur montags bis freitags, sondern auch regelmäßiger samstags will er die Ausstellung nun öffnen. "Denn der neue Vertrieb wird mehr in die Direktvermarktung gehen." Das sind die Gründe für die Insolvenz Er spricht auch über die Gründe, die letztlich zur Insolvenz des mehr als 150 Jahre alten Unternehmens geführt haben: Die Lage am Markt sei derzeit eine "Katastrophe". Dass es ein Sommerloch mit einer Auftragsflaute gebe, sei nichts Ungewöhnliches. "Aber der Herbst hat sonst immer eine deutliche Wiederbelebung gebracht - die jedoch ist gänzlich ausgefallen. Es gab überhaupt keine Erholung nach dem Sommer." Es seien zu wenige Aufträge gekommen. Der Betrieb sei daher in der Form nicht zu halten gewesen. "Die Grundkosten waren zu hoch." Mitte Oktober hatte das Traditionsunternehmen daher Insolvenz anmelden müssen. Diesen Montag informierte der vorläufige Insolvenzverwalter Mike Westkamp schließlich darüber, dass kein Investor für Puhlmann gefunden werden konnte. Der Betrieb sollte eingestellt werden und die insgesamt 34 Mitarbeiter sollten die Kündigung erhalten - sofern sie nicht schon selbst gekündigt hätten. Den Neustart gehe man nun erstmal "im ganz Kleinen" an, sagt Magnus Puhlmann. Er blickt jedoch optimistisch nach vorne. Denn auch, wenn es derzeit eine deutliche "Konsumzurückhaltung am Markt" gebe: "Irgendwann löst sich das wieder, da bin ich guter Hoffnung."

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