Homophobe und rassistische Aufkleber an Engeraner Schule

Enger. Eine Deutschlandfahne mit Adler. Sieht man hier und da schon mal. Wahrscheinlich hätte niemand etwas gesagt. Wenn da nicht dieses Strichmännchen rechts unten gewesen wäre, das auf eine Regenbogenfahne - weltweites Symbol für Frieden und Toleranz - pinkelt. Britta Pohl hat in der Umgebung von Grundschule Enger-Mitte, Widukind-Gymnasium und Realschule schon vor Wochen zahlreiche Aufkleber dieser Art entdeckt - und abgeknibbelt. "Das ist eindeutig homophob und rassistisch", sagt die Lehrerin. Jetzt hat sie gemerkt, dass die Aufkleber an den gleichen Stellen wieder angebracht wurden. Zeit, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. "Allein heute habe ich 23 Straßenschilder, Pömpel und Ähnliches fotografiert, die von unbekannten Personen mit diesen Aufklebern beklebt wurden", sagt die Engeranerin gegenüber der NW. Alles im Umfeld besagter Schulen. Teils auf den Schulhöfen selbst, teils an der Nordhofstraße, an der Tiefenbruchstraße, an der Ringstraße und an weiteren Stellen. Vor einigen Wochen - noch weit vor den Herbstferien - habe sie mit ihrer Tochter bereits versucht, "alle Aufkleber, die wir finden konnten, zu beseitigen". Auch mit ihren Schülern sei sie in der Sache schon aktiv geworden, habe mit ihnen darüber gesprochen und die Aufkleber entfernt. Umso wütender mache es sie nun, erneut jene "Propaganda-Sticker" an denselben Stellen vorzufinden. "Ich habe keine Ahnung, ob das Schüler oder Erwachsene waren", sagt Pohl. "Ist aber letztlich auch egal - so oder so ist das einfach nur widerwärtig." Die Lehrerin findet klare Worte. Appell an andere, die Sticker zu entfernen "Ich habe überlegt, ob ich das öffentlich machen und diesen Leuten damit auch noch ein Forum geben soll", erklärt Pohl gegenüber der NW. Letztendlich habe sie sich dafür entschieden, "zur Zeitung zu gehen", um andere Leute zu animieren, gegen solche Umtriebe vorzugehen. "Ich kann nicht verstehen, wie man so etwas sehen und einfach daran vorbeigehen kann", sagt Pohl. "Ich würde mir wünschen, dass die Leute helfen, diesen Dreck wegzumachen." In einigen Fällen, so erzählt die Lehrerin noch, sei das allerdings schwierig: "Die sind so weit oben angebracht, dass man ohne Leiter kaum drankommt." Britta Pohl hat nach eigener Aussage versucht, die Polizei in Enger zu den Vorfällen in Kenntnis zu setzen, hat dort aber niemanden erreichen können. Die Neue Westfälische hat bei der Kreispolizeibehörde in Herford nachgefragt, ob ihr die Aktionen in Enger oder besagte Aufkleber bekannt sind. "Nein, davon wussten wir bislang nichts", sagt Sprecher Uwe Maser, der es aber ausdrücklich begrüßt, dass die Polizei nun davon erfährt. "Wenn das politisch motiviert ist - und danach sieht's ja nun aus - ist das natürlich strafrechtlich relevant. Da werden wir sofort vorbeikommen, uns ein Bild von der Lage machen und die Strafverfolgung einleiten." Polizei war vor Ort Etwas später meldet sich Maser noch einmal bei der NW: "Die Kollegen waren jetzt vor Ort und haben die Aufkleber gesehen", berichtet er. "Die sind tatsächlich neu für uns, die haben wir hier im Kreis Herford noch nicht gehabt." Allein der Adler auf der deutschen Fahne, ein sogenanntes Hoheitszeichen, sei bereits problematisch. Der dürfe nur von amtlichen Stellen des Bundes verwendet werden, erklärt Maser. Wer ein Hoheitszeichen ohne Genehmigung der zuständigen Stelle benutze, begehe eine Ordnungswidrigkeit. Schlimmer sei natürlich das auf die Regenbogenfahne pinkelnde Männchen. "Das geht in Richtung Volksverhetzung", sagt Maser. "Und dann ist den Kollegen noch die Zahl 130 aufgefallen, links oben, ganz klein. Der Paragraf 130 steht im Strafgesetzbuch für Volksverhetzung." Ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich hier eher nicht um einen Dumme-Jungen-Streich handelt, sondern um eine Straftat der aktiven rechten Szene. Der Fall, sagt Maser, "geht jetzt nach Bielefeld an den Staatsschutz und wird dort überprüft". Immerhin: Die Sticker ließen sich gut entfernen, der Kleber sei schlecht, so Maser. Noch sind Ferien. Das ist einerseits schlecht - weil die NW an den betroffenen Schulen gestern niemanden erreichen konnte. Das ist aber auch gut: Immerhin bleibt so noch ein wenig Zeit, die Aufkleber an den Schulen und in ihrem Umfeld zu entfernen. Und herauszufinden, wer dahintersteckt.

Meistgelesen