Enger und Spenge: Wie groß ist das Nachwuchsproblem in der Lokalpolitik?

Enger/Spenge. Am Wochenende hat sich die SPD mit einem Ortsverein für ganz Spenge neu aufgestellt. Zuvor hatte sie die drei bestehenden Ortsvereine Lenzinghausen, Hücker-Aschen und Spenge aufgelöst. Grund dafür waren unter anderem die sinkenden Mitgliederzahlen bei der Partei. In ganz Spenge gibt es noch rund 100 SPD-Mitglieder, hieß es auf Nachfrage von der Partei. Fehlender Nachwuchs ist seit Jahren ein Problem bei den meisten Parteien. Doch wie ist die Situation in Enger und Spenge generell? Die NW hat bei den Parteien nachgefragt - und die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich. SPD "Auch wir erleben einen Mitgliederrückgang", sagt Sarah Karczewski, Ortsvereinsvorsitzende der SPD Enger. Schuld an dieser Entwicklung seien keine Parteiaustritte, sondern dass Versterben von Mitgliedern. "Wir haben auch Schwierigkeiten, neue, interessierte Mitglieder zu finden", sagt Karczewski. Das sei immer schwierig, wenn die eigene Partei Regierungspartei sei. Insgesamt gebe es in Enger rund 120 SPD-Mitglieder. CDU Etwas besser - was den Rückgang betrifft - sieht es bei der CDU aus. "Wir waren auf dem absteigenden Ast", sagt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Philip Kleineberg. Doch seit 2020 habe die Partei die Mitgliederzahlen halten können. In der Vergangenheit hätten auch die Christdemokraten das Problem gehabt, dass ihnen der Nachwuchs gefehlt habe. "Aber das konnten wir in den letzten Jahren gut ausgleichen und ein junges Team aufstellen", sagt Kleineberg. Die positive Entwicklung führt er auf das Engagement seiner Partei in der Stadt und die geselligen Mitgliederveranstaltungen zurück. Aktuell habe die CDU 115 Mitglieder in Enger. Auch in Spenge kann die CDU ihre Mitgliederzahlen halten, teilt der dortige Stadtverbands-Vorsitzende Michael Schönbeck mit. "Das zu halten, ist heutzutage schon Fortschritt." Momentan habe die Partei in Spenge mehr als 80 Mitglieder. Trotzdem kenne auch sie das Problem, dass die Partei durch das Versterben älterer Mitglieder vor Ort schrumpfe. Die CDU profitiere jedoch davon, dass die Junge Union im Kreis stark sei, sagt Schönbeck. Um politischen Nachwuchs zu gewinnen, sei es wichtig, frühzeitig Kontakt herzustellen. "Entscheidend ist es, Interessierte mit offenen Armen zu empfangen." Die Grünen Auch bei den Grünen hält sich die Zahl der Mitglieder auf einem konstanten Niveau. Allerdings haben sie deutlich weniger Mitglieder als SPD und CDU. "Wir haben einen Stamm an Mitgliedern, der sich unwesentlich mal ändert", sagt Pia Wittemeier, Sprecherin der Grünen in Spenge. Bei ihnen gebe es rund 20 Mitglieder, die zum großen Teil eher älter seien. "Generell ist politisches Engagement rückläufig", sagt sie. In Enger haben die Grünen 25 Mitglieder bei gleichbleibender Tendenz. "Wir bräuchten mehr Leute", sagt Felix Hirn, Sprecher des Grünen-Stadtverbands. Doch bei vielen gebe es Hemmungen bei dem Schritt, in eine Partei einzutreten. "Der Trend ist gleichbleibend", sagt Hirn. Im Schnitt seien die Grünen-Mitglieder in Enger über 50. Politisches Engagement zeige sich bei jungen Menschen eher projektbezogen, als dass sie sich in einer Partei engagierten. FDP Am positivsten ist die Rückmeldung von der FDP. "Die Nachwuchssituation ist sehr erfreulich", sagt der stellvertretende Ortsvorsitzende Norbert Busch. Genau wie die Bundes-FDP habe die Partei vor Ort von der vergangenen Bundestagswahl profitiert. "Da sind einige dazugekommen", sagt Busch - auch junge Leute. Nun gebe es in Enger um die 30 FDP-Mitglieder. Dass die FDP vor Ort junge Menschen anspreche, führt Busch auch auf die jungen FDP-Politiker zurück, die sich vor Ort und in der Bundespolitik für die Partei engagieren. So sitze zum Beispiel Céline Joswig im Rat und Jens Teutrine im Bundestag. "Das zieht auch junge Leute an." "Wir können nicht klagen", sagt Markus Wiesecke, Vorsitzender des FDP-Ortsverbands Spenge. Auch sie hätten ein paar Neuzugänge und hätten von der Bundestagswahl profitiert. Nun gebe es 17 Mitglieder in Spenge. "Vor 5 Jahren waren das noch neun Mitglieder", sagt Wiesecke. UWG Die UWG in Spenge ist keine klassische Partei, sondern eine Wählergemeinschaft, die auch - anders als Parteien - keine klassische Mitgliedschaft hat. Stattdessen gebe es in Spenge eine kostenfreie Mitgliedsliste, erklärt der Spenger UWG-Vorsitzende Ralf Sieker. Darauf stünden 60 Namen, aktiv dabei seien um die 18. Auch bei der UWG sei es so, "dass sich der Nachwuchs nicht gerade aufdrängt", sagt Sieker. Junge Menschen würden sich eher bei dem bekannten Parteienspektrum bedienen. Die meisten UWG-Mitglieder in Spenge seien dagegen "mittleren Alters und am Ort etabliert", sagt Sieker.

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