Diese Traditionsgaststätte ist verkauft - was aus ihr wird

Enger. Es ist die letzte Traditionsgaststätte in Westerenger: der "Westfalenhof" an der Spenger Straße. Jetzt ist er verkauft worden. Wie es mit dem Gebäude weitergeht - und mit der Gastronomie darin. Neuer Eigentümer ist ein Düsseldorfer - ein Bekannter von Thomas Berger. Letzterer betreibt gemeinsam mit Mehmet Sezen das Restaurant "Nobis" an der Poststraße. Auch beim "Projekt Westfalenhof" ist Berger nun mit im Boot. Für seinen Kumpel aus Düsseldorf, der das Objekt Anfang Dezember gekauft habe, werde er das Gebäude an der Spenger Straße künftig verwalten, kündigte er auf Anfrage der NW an.Vor Corona Treffpunkt für Vereine Vor der Corona-Pandemie haben sich im "Westfalenhof" gerne Vereine und Gruppen zu verschiedenen Versammlungen oder Stammtischen getroffen. Die Schützen Westenger zum Beispiel oder die Alttraktorenfreunde aus Dreyen. Außerdem gab es regelmäßig ein Frühstücksbuffet. Im hinteren Teil sei ab und an auch eine Disco veranstaltet worden, sagt Berger. Interessant sei für ihn und den neuen Eigentümer auch, dass es oben im Gebäude Wohnungen gebe.Wie es weitergeht Wie es mit dem "Westfalenhof" weitergehe, stehe noch nicht fest, sagt Berger. "Aber es wäre schön, wenn es unten in irgendeiner Art weiter Gastronomie geben könnte." Ob er die dann selbst betreiben oder das Lokal verpachtet werde, sei indes noch offen. So oder so: Ohnehin wird das noch eine Weile dauern. "In diesem Jahr wird das wohl nichts mehr", sagt Thomas Berger und betont: Sein Fokus liege auf dem "Nobis".Berger zerstreut Gerüchte Damit zerstreut er auch Gerüchte, wonach er und "Nobis"-Mitinhaber Mehmet Sezen künftig getrennte Wege gehen würden. "Die Gerüchte, dass wir uns trennen, stimmen nicht. Das 'Nobis' bleibt so wie es ist", betont Berger. Vor einem guten halben Jahr hatten die beiden Betreiber das Restaurant im Luttermann-Gebäude an der Poststraße eröffnet.Einer, der den "Westfalenhof" schon aus Kindertagen kennt, ist Norbert Sahrhage. Gleich um die Ecke an der Webereistraße ist der Spenger groß geworden. "Als Kinder haben wir auf dem Dachboden des 'Westfalenhofs' gespielt", erinnert er sich. Und während des Studiums hätten sie in der Gaststätte auch schon mal bis spät in die Nacht Karten gespielt.Geschichtsträchtiger OrtDer Historiker und Autor Norbert Sahrhage weiß auch Interessantes aus der Geschichte des "Westfalenhofs" zu berichten. So habe sich dort im Jahr 1890 die Spenger SPD gegründet, berichtet er. Wer jetzt denkt, das sei nichts Besonderes gewesen, der irrt. Denn die Sozialdemokratie hatte in jener Zeit keinen leichten Stand: 1878 war das sogannente Sozialistengesetz verabschiedet worden. Offiziell hieß die Verordnung "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ und kam einem Parteienverbot gleich. Zwölf Jahre später wurde das Gesetz wieder aufgehoben. Die Sozialdemokraten durften sich erneut versammeln. Allerdings: Weiterhin waren sie nicht überall gern gesehen. So hätten Spenger Gastwirte der SPD keinen Raum geben wollen, als sie den Spenger Ortsverein 1890 gründen wollten, sagt Norbert Sahrhage.Der Wirt im "Westfalenhof" in Westerenger (zu jener Zeit ein Herr Freese) sei da aufgeschlossener gewesen. Hier durften sich die Spenger Sozialdemokraten versammeln. Gaststätte seit mindestens 130 Jahren In dem Gebäude direkt an der Grenze zu Spenge gibt es also schon seit mindestens 130 Jahren eine Gaststätte. Heute sei sie die letzte ihrer Art in Westerenger, berichtet Sahrhage. Die anderen Traditionskneipen, die es hier einst gegeben habe, hätten alle im Laufe der Jahre geschlossen.

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