Mit Video: Engeraner und Spenger gehen für Demokratie auf die Straße

Enger/Spenge. Ihr Anliegen ist ein klares: Sie werben für die Demokratie. Und das gern auch laut und deutlich. Am Samstag machten sich jeweils von den Zentralen Omnibusbahnhöfen aus Enger und Spenge insgesamt geschätzt 250 Menschen auf den Weg nach Westerenger. Auf dem Platz vor dem Kindergarten an der Spenger Straße versammelten sie sich, um ein Zeichen zu setzen; dass die Demokratie wehrhaft ist. Und dass sie sich für ihren Erhalt einsetzen wollen; sie kämpfen werden. Gegen Extreme von links und rechts. Eingeladen hatte das Spenger Bündnis für Demokratie und das Engeraner Manifest. Die Schirmherrschaft hatten Landrat Jürgen Müller und die beiden Bürgermeister Bernd Dumcke und Thomas Meyer übernommen. Die beiden hatten sich den jeweiligen Gruppen angeschlossen. In Westerenger dabei war auch Stefan Schwartze, Bundestagsmitglied für den Kreis Herford und die Stadt Bad Oeynhausen. Mitgewandert waren Jung und Alt. Und es sprachen auch Menschen jeglicher Altersgruppen. Den Anfang machte die 18-jährige Gesamtschülerin Lea Dembert aus Westerenger. Sie provozierte mit deutlichen Worten: &bdquo;Demokratie ist scheiße. Eine Monarchie ist besser. Solange ich die Monarchin bin.“ Sie führte sich selbst ad absurdum um nach durchdachter und zielführender Argumentationsfolge zu dem Schluss zu kommen, dass es sich durchaus lohnt, die Demokratie zu schützen und aktiv zu verteidigen. Sie brach den Stab für die Rechte einer und eines Jeden, der sich in Deutschland aufhalte; explizit auch der Ausländer. Und sie gab zu bedenken, dass eine Abgrenzung zur rechten AfD unbedingt sinnvoll sei; es aber auch unerlässlich, sich mit den Bedenken und Ansätzen der rechten Wählerinnen und Wähler auseinanderzusetzen. Ihr Schluss: &bdquo;Linke und rechte Extreme sind scheiße.“ Für Freiheit und freie Meinungsäußerung Derweil Christian Burk die Demonstranten mit seiner Interpretation des Westernhagen-Titels &bdquo;Freiheit“ unterhielt, machten sich weitere Rednerinnen auf den Weg zur improvisierten Bühne auf einem VW-Bulli. Katharina Wolff, Leiterin des evangelischen Jugendzentrum Zebra in Enger, setzte sich mit möglichen Gefahren für ihre Arbeit auseinander. Es sei nicht das Anliegen einer extremen Partei, die Arbeit der Integration und der Teilhabe von eingewanderten Menschen, die im Jugendzentrum tagtäglich praktiziert werde, zu unterstützen und überhaupt erst zu ermöglichen. Im Zebra - dem Ort, an dem das Engeraner Manifest aus der Taufe gehoben wurde - seien Demokratie und Vielfalt gelebter Alltag. Ihrem Beitrag folgte das Plädoyer von Lailas Mousselli. Die 16-jährige Realschülerin - selbst Migrantin aus Syrien - sprach von den Traumata, die Flüchtlinge erlebt hätten, und nahm sich selbst nicht aus. Sie plädierte für Freiheit und die freie Meinungsäußerung. Sie forderte: &bdquo;Jeder soll den oder die lieben, die er oder sie will.“ Sie ging auf das hohe Gut der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann ein, forderte, dass jede Frau über ihre Schwangerschaft und damit über ihren Körper bestimmen dürfe und mahnte, dass jeder sich für die Erhaltung der Umwelt einsetzen solle - alles nur möglich in einer Demokratie. Im Video: 250 Teilnehmer demonstrieren für die Demokratie Auch ein Historiker war dabei Auf die spezielle Bedeutung des Datums der Veranstaltung - dem 9. November - ging Historiker Norbert Sahrhage aus Spenge ein. Er machte Geschichte lebendig und schlug den Bogen von der Ermordung Robert Blums an diesem Tag im Jahr 1848 bis zum Fall der Mauer 1989. Blum war eine zentrale Gestalt der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte. Als Publizist und Organisator, als Redner und Politiker der Paulskirche war er Vordenker und Wegbereiter unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. An diesem Tag wurde 1919 nach dem Rücktritt Kaiser Wilhelms II. die Republik ausgerufen, 1923 misslang der Putsch Hitlers in München, am 9. November begann mit der Pogromnacht und 400 ermordeten Juden im damaligen Reich die Judenverfolgung. Bereits am 8. November misslang 1939 das Attentat auf Hitler. Und der Mauerfall 1989 datierte ebenfalls auf einen 9. November. Das allerdings sei nicht auf die Geschichte zurückzuführen. Mit einem Aufruf, sich weiterhin und gerade jetzt zuversichtlich für die Demokratie einzusetzen, von Lisa Kinnius und Nicole Ronellenfitsch-Sabbert endete die Versammlung.

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