Bus auf Beinen - eine Alternative zum Eltern-Taxi

Enger. Mit dem Bus auf dem Gehweg? Klar, das geht. Sogar die Polizei erlaubt es. Denn dieser Bus hat zwar Haltestellen und einen festen Fahrplan, aber keine Räder. Der Walking Bus ist vielmehr auf Füßen unterwegs. Tagaus, tagein bringt er in Westerenger Jungen und Mädchen zur Grundschule. Der Schulweg zu Fuß wird sicherer und macht mehr Spaß, wenn Kinder ihn gemeinsam zurücklegen. Dabei wird der "Bus auf Füßen" immer von mindestens zwei Erwachsenen begleitet, berichtet Alexandra Bohnhorst. Sie koordiniert den ehrenamtlichen Einsatz der Eltern in Westerenger. Heute ist auch die Polizei dabei Der Walking Bus hat an diesem Morgen pünktlich um 7.30 Uhr an der Ecke Am Bahndamm/Lindenweg gehalten. Hier stoßen weitere Grundschüler zu der Gehgemeinschaft. "So, alle da?", wendet sich Alexandra Bohnhorst an die kleinen "Fahrgäste". Rund zehn Jungen und Mädchen machen sich an jedem Schultag gemeinsam auf den Weg zu ihrer Schule. Sie tragen über ihrem Anorak reflektierende Warnwesten. Dadurch sind sie für Autofahrer gut zu erkennen. Heute ist auch Polizeibeamter Detlev Göhner mit unterwegs. Er beobachtet, wie die Kinder sich im Straßenverkehr verhalten. Sie haben gelernt: Die Spenger Straße wird nicht einfach irgendwo überquert. Dafür gibt es die Ampel in Höhe der Gärtnerei Bobbenkamp. Zusätzlich sichern die Mütter, die heute den Walking Bus begleiten, das Überqueren der Grundschüler. Endstation: Der Walking Bus hat sein Ziel erreicht In Zweier- oder Dreireihen geht es weiter auf die letzten Meter bis zum "Fahrtziel". Unterwegs haben sich die Kinder schon am frühen Morgen eine Menge zu erzählen. "Gänsemarsch" ruft plötzlich eine der Mütter. Die Kinder wissen, was bei dem Kommando angesagt ist: Alle hintereinander gehen. So kann der Fahrradfahrer, der von hinten kommt, am laufenden Bus vorbei fahren. Wenig später ist Endstation: Der Walking Bus hat pünktlich und sicher sein Ziel erreicht. Seit 2006 gibt es in Westerenger den Walking Bus. "Nur im vergangenen Jahr hat er ausgesetzt. Offenbar war die Verunsicherung durch Corona groß", sagt Alexandra Bohnhorst, die sich in diesem Jahr zusammen mit anderen engagierten Müttern um den Bus auf Beinen kümmert. "Eine Mutter ist schon angefahren worden" "Der Walking Bus lebt durch das Engagement der Eltern", streicht Schulleiterin Antje Thiele heraus. Sie würde sich wünschen, dass noch mehr Eltern von dem Angebot Gebrauch machen. Denn es entstünden morgens vor Schulbeginn mitunter gefährliche Situationen, wenn viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen. "Eine Mutter ist schon angefahren worden", sagt die Schulleiterin. "Elterntaxis sind ein Problem - an allen Schulen" Polizeibeamter Detlev Göhner kann die Sorge der Schulleiterin verstehen: "Elterntaxis sind ein Problem - an allen Schulen." Zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn balle sich alles vor der Schule. Deshalb auch sein Wunsch an die Eltern, den Walking Bus - wenn möglich - zu nutzen. Die Schulleiterin macht in diesem Zusammenhang auf eine Zusteigemöglichkeit aufmerksam: Eltern könnten bereits bei Bobbenkamp oder am Combi-Markt ihre Kinder aus dem Auto lassen. Von dort könnten die Schüler sich am Lindenweg dem Walking Bus anschließen. Grundsätzlich alle Grundschulkinder - egal welchen Alters - dürften "zusteigen". "Kinder sind viel aufnahmefähiger" Neben dem Sicherheitsaspekt hat der Bus auf Beinen weitere Vorteile. "Die Kinder lernen viel besser, wenn sie sich vor der Schule an der frischen Luft bewegt haben", sagt Schulleiterin Antje Thiele. "Sie sind viel aufnahmefähiger und können sich besser konzentrieren." Und unterwegs haben sich die Schüler schon ausgetauscht - Gespräche, die nicht mehr in der Klasse geführt werden müssen. "Unterwegs ist das manchmal ein richtiges Gebrabbel", berichtet Alexandra Bohnhorst und schmunzelt. Die Mutter von drei Kindern arbeitet als Polizistin und kennt einen weiteren Vorteil des Laufbusses: "Die Kinder lernen gemeinsam wichtige Verkehrsregeln und wo sie auf ihrem Schulweg besonders aufpassen müssen." Sie würden so selbstständiger und könnten sich später besser im Straßenverkehr zurecht finden. Aktuell gibt es nach Angaben der Schulleiterin aus der Elternschaft den Wunsch nach einem zweiten Walking Bus. Dieser könnte das Gebiet westlich der Schule (Wohngebiet Adlerstraße und Umgebung) abdecken. Ob diese neue Linie eingerichtet werden kann, hängt davon ab, ob sich genügend Eltern finden, die den Bus begleiten.

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