Restaurant-Betreiber will 2G einführen: Andere haben Angst vor Impfgegnern

Enger/Spenge. Über wenig wird derzeit so viel debattiert, wie über die 2G-Regel in Restaurants. In Hamburg lassen bereits einige Gastronomen nur noch Geimpfte und Genesene rein. Seit dem Wochenende gelten für diese Restaurants, Bars und Clubs weitreichende Lockerungen: Maskenpflicht und Abstand fallen weg. Vor Ort mache es für die Gastronomen allerdings keinen Unterschied, ob sie 2G oder 3G umsetzten, wie Regine Tönsing, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Ostwestfalen, bereits mitgeteilt hatte. Es gelten weiterhin die offiziellen Corona-Regeln, die auch bei 3G vorgeschrieben sind. Wenn sich ein Gastronom oder eine Gastronomin freiwillig für die 2G-Variante entscheide, könne er oder sie nicht auf Lockerungen wie in Hamburg setzen, so Tönsing. Doch wie steht die Dehoga generell zu dem Thema? "2G allein lehnen wir erst einmal ab, da dann wieder das Gastgewerbe in eine Sonderstellung kommt und man könnte meinen, dass wir da instrumentalisiert werden, um eine versteckte Impfpflicht zu vertuschen", sagte die Geschäftsführerin. Aber natürlich sei die Überlegung, die dementsprechenden Lockerungen bei 2G zu bekommen, für viele Betriebe interessant. Über kurz oder lang soll bei dieser Gastronomie 2G eingeführt werden So geht es auch Daniel Streiberger, von dem gleichnamigen Engeraner Restaurant am Golfplatz. Er selbst verfolge gerade mit großem Interesse die Entwicklungen in Hamburg und überlege selbst, auf 2G umzusteigen. Derzeit sei es noch zu früh, da viele Familien kämen, bei denen die Kinder nicht geimpft seien. Sofern 2G mit Lockerungen verbunden wäre, hätte das Modell dazu viele wirtschaftliche Vorteile. Hinzukäme noch, dass die Tests ohnehin bald kostenpflichtig werden. "Ich war Mitveranstalter bei 'Enger macht auf' und selbst da wollten sich einige nicht testen lassen, nur um dann ein Bier zu trinken oder eine Bratwurst zu essen", so Streiberger. Über kurz oder lang würde es wohl so kommen, dass er 2G einführen würde, wann genau, stehe aber noch nicht fest. "Vielleicht schon ab Dezember." Angst vor Drohungen, so wie es neulich bei einem 2G-Restaurant in Herford der Fall war, oder vor verprellten Kunden habe er nicht. Er glaube, dass sich viele seiner Gäste mit 2G wohler fühlten. Angst, sich öffentlich zu äußern Andere Gastronomen gehen eher vom Gegenteil aus: Manche haben sogar wegen der Gäste Angst, sich zu dem Thema öffentlich zu äußern - selbst wenn sie gar nicht 2G einführen wollen. So geht es dem Inhaber eines Restaurants vor Ort, der bei dem Thema lieber anonym bleiben möchte. Der Name ist der Redaktion bekannt. "Wir haben viel mit Impfgegnern zu kämpfen, die sich nicht testen lassen wollen", heißt dem Betreiber. Die Gäste kämen dann auch nicht, wenn schlechtes Wetter sei und sie draußen sitzen müssten. Wenn das Restaurant 2G-Regel einführen würde, könnten stände vermutlich die Schließung der Gastronomie an. Schon zuvor habe es immer wieder Diskussionen wegen der Maskenpflicht, der Kontaktnachverfolgung und anderen Corona-Auflagen gekommen. Auch Beleidigungen seien gefallen. "Ich fände es schön, wenn wir mit Respekt behandelt werden würden, denn die Regeln haben wir nicht gemacht." Diskussionen mit Gästen hatte Katharina Vlasiou, Betreiberin des Restaurants Achill, auch schon. Einige wenige hätten keinen Nachweis dabei gehabt, sauer sei aber niemand geworden. "Als Gastronom in einem Dorf ist es schwierig: Da kennt man sich und manche wollten dann, dass wir eine Ausnahme machen", sagt die Betreiberin. Doch das ginge eben nicht. Zu der 2G-Regel hat sie eine klare Meinung: "Wir haben uns dazu entschlossen, Genesene, Geimpfte und Getestete hereinzulassen". Sie seien ein sehr familiäres Restaurant und es sei schade, wenn jemand aus einer Gruppe nicht mitkommen könne. Gastronomen in der Zwickmühle Serkan Agircan von dem Engeraner Café Fensterplatz will auch bei dem 3G-Modell bleiben. Er sei selbst geimpft und findet auch, dass sich jeder immunisieren lassen sollte. Er wolle aber niemanden ausgrenzen. "Meiner Meinung nach ist es eine Art Erpressung, wenn die Ungeimpften nicht mehr ins Restaurant können", sagt der Café-Betreiber. Er fasst das Dilemma der Gastronomen gut zusammen: "Wenn wir 2G einführen, dann fühlen sich die Getesteten ausgegrenzt, aber wenn wir es bei 3G belassen, dann fragen sich die anderen, warum sie sich haben impfen lassen."

Meistgelesen