Sturzregen: Welche Grundstücke in Enger sind gefährdet

Enger. Vollgelaufene Keller, verwüstete Gärten, eine Kläranlage, die "Land unter" meldete - Teile von Enger erfuhren Anfang Juni dieses Jahres, was passiert, wenn innerhalb kürzester Zeit eine Menge von 90 Liter Regen auf den Quadratmeter niedergeht. Von Westerenger bis nach Belke-Steinbeck zog sich der Streifen bei diesem Starkregenereignis. Und so schlimm die Schäden auch waren, sie erwiesen sich als überschaubar. Ganz anders als bei den Fluten die jetzt im Ahrtal, in Euskirchen, in Erftstadt oder im Berchtesgadener Land zur schlimmsten Hochwasserkatastrophe in Deutschland seit Jahrzehnten mit mehr als 160 Toten geführt haben. Wenn es wieder womöglich zu einem wesentlich heftigeren, einem unwetterartigen Starkregen in Enger kommen sollte, zeigt jetzt schon eine Karte, welches Gebiet, welche Straße, sogar welche Grundstücke besonders betroffen sein könnten. Und die kann sich schon jetzt jeder ansehen. Thomas Holz, Leiter der Wirtschaftsbetriebe der Stadt Enger, erläutert, was die Karte des Geoportals des Kreises Herford zeigt; und was nicht: "Hier sieht man nicht, wie viel Wasser genau auf jedes Grundstück fällt." Im Hinweis steht dann auch: "Die Fließwege wurden durch ein Computermodell anhand von Geländehöhendaten berechnet. Sie zeigen keine Wassermengen an. Es werden Geländesenken aufgezeigt, in denen sich anfallendes Regenwasser sammeln kann, wenn es in kurzer Zeit entsprechend heftig regnet." Bisherige Höchststände werden übertroffen Holz: "Denn auch die jüngsten schrecklichen Unwetter haben gezeigt, dass Mengen-Voraussagen nicht möglich sind. Erfahrungswerte zählen nicht mehr. Denn die bisherigen Höchststände sind teilweise sehr deutlich übertroffen worden." Aber Holz sieht die unbedingten Vorteile der Karte: "Hier werden deutliche Trends gezeigt. Wir wissen recht genau, wo das Wasser langfließt, und wo es sich sammelt." Beispiel Innenstadt: Nach einem Starkregen bekommen also die Menschen, die auf dem Barmeierplatz stehen, ziemlich sicher nasse Füße. Diese Fläche ist tiefblau eingefärbt. Je nach Regenmenge dürften sogar die Hosensäume nass werden. Ebenso verhält es sich an der Bachstraße. Nicht ganz so tief dürften die Tümpel vor dem Eingang der Stiftskirche und auf Teilen der Steinstraße - auf den hellblauen Flächen - sein. Wo genau das Wasser fließt, haben die Computer anhand der Topografie errechnet. Doch die Karte zeigt nicht nur die Engeraner City, sondern jede Ecke der Stadt. Grundstücksgenau von Dreyen bis Belke-Steinbeck, von Herringhausen bis Pödinghausen. Hier wird deutlich, wo das Wasser fließt und wo es sich voraussichtlich sammelt. "Bei extremen Starkregen saufen wir ab" Wie korrekt sie bei Starkregen die Fließbewegung zeigt, hat das jüngste Regenereignis am 5. Juni am Beispiel Klärwerk gezeigt. "Gegen Hochwasser vom Bolldammbach aus sind wir gesichert", sagt Holz. Da würden die Vorfluterflächen einen großen Teil des Wassers auffangen. "Doch bei Starkregenereignissen saufen wir ab." Und was zeigt die Karte? Tiefblau schimmert die Fläche um die Klärbecken herum. Und genau dort standen im Juni auch die Wassermassen. Ein großer Teil des Wassers war von den höher liegenden Feldern zur Kläranlage gelaufen, die naturgemäß an einem recht tiefen Punkt liegt. Zudem hatten wohl Plastikplanen der Erdbeerfelder, Hölzer, Blätter und Zweige das Kanalgitter von der Dornbreede zum Bolldammbach verschlossen. Der Rückstau bescherte dem Klärwerk die Wassermassen. "Zeige dem Wasser einen Weg" Die Karte bietet mit den errechneten Wasserflüssen wertvolle Hinweise für einen möglichen Schutz gegen diese Ereignisse. Holz zitiert die Hinweise der Internetseite: "Einfassungen wie Wälle, kleine Mauern oder Schwellen, können dazu genutzt werden, das Regenwasser oberflächlich abzuleiten. Die Gestaltung von Mulden in risikoarmen Bereichen des Grundstücks kann als Puffer dienen und wild abfließendes Regenwasser bremsen. Nutzen Sie wasserdurchlässige Befestigungen und versiegeln Sie nur so viel Fläche wie wirklich nötig ist. Bepflanzte Beete verhindern das Wegschwemmen von Boden." Und das Wichtigste: "Zeigen Sie dem Wasser den Weg. Aber versuchen Sie nicht, es aufzuhalten."

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