Bürgermeisterwahl: Amtsinhaber will neue Wohngebiete für Enger

Herr Meyer, welche drei Eigenschaften muss ein guter Bürgermeister haben? THOMAS MEYER: Er muss kommunikativ sein, muss gut zuhören und moderierend und ausgleichend wirken können. Und er muss über eine Führungseigenschaft verfügen, die man in einer Verwaltung braucht. Wer ist Ihr schärfster Konkurrent im Kampf ums Amt? MEYER: Das kann ich nicht bewerten. Jeder tritt mit einer eigenen Ausrichtung und Priorisierung von Themen an. Der Bürger wird entscheiden. Warum sind Sie besser qualifiziert für den Job? MEYER: Es ist schon von Vorteil, wenn man wie ich Verwaltungserfahrung mitbringt. Das hebt mich von den beiden anderen Kandidaten ab. Neben verwalten soll ein Bürgermeister auch gestalten. Wie haben Sie diesen Spielraum in den letzten Jahren genutzt? MEYER: Für mich gehört zum Gestalten, Ideen zu entwickeln, aber beim Gestalten auch die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen. Ein Beispiel: Beim Stadtentwicklungskonzept war es mir wichtig, mit Bürgerforen und offensiver Bürgerbeteiligung zu arbeiten. Es geht darum, unterschiedliche Meinungen zu hören, zu gewichten, um an Ende eine Entscheidung zu treffen. Das ist für mich Gestalten im besten Sinne des Wortes, und sich nicht hinzustellen und zu sagen, ich will dies als Bürgermeister unbedingt umsetzen. Das grobe Ziel will ich als Bürgermeister vorgeben, aber bei der konkreten Ausgestaltung die Bürger mitnehmen. Welche drei Projekte wollen Sie unbedingt 2021 umsetzen? MEYER: Mir wäre wichtig, dass wir mit der Sanierung und Umgestaltung der Jöllenbecker Straße in Pödinghausen weiterkommen, aber da sind wir als Stadt auch von anderen Behörden abhängig. Die Vergabe der ersten Planungsaufträge zur Umsetzung des ISEK-Projektes in der Innenstadt sollte uns gelingen. Und ich möchte im Zuge des neuen Radwegekonzeptes zumindest eine erste bauliche Maßnahme umsetzen. Wohin soll die Stadtentwicklung gehen? Soll Enger weiter wachsen oder braucht die Stadt keine neuen Wohngebiete mehr? Auf welcher Seite stehen Sie? MEYER: Wir brauchen weitere Wohngebiete und müssen als Stadt weiter wachsen. Nur durch Wachstum wird Enger auf Dauer seine Infrastruktureinrichtungen halten können. Da geht es mir um Schulen, Kitas und um die Innenstadt im engeren Sinne. Das ist nur machbar, wenn wir immer wieder junge Familien in die Stadt holen, die unsere Einrichtungen entsprechend nutzen. Die SPD will einen Neubau der Grundschule nahe des Gymnasiums, die CDU will am alten Standort festhalten. Was will der Bürgermeister? MEYER: Man muss prüfen, wo eine zukunftsfähige Entwicklung einer Schule möglich ist. Bei einer Standortbeurteilung – ob Neubau an anderer Stelle oder Erweiterung am alten Standort – muss man auch immer die verkehrliche Situation und die Lärm-Emissionen mit bedenken. Das heißt konkret? MEYER: Für mich ist die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt offen. Wir sind beim Thema Schule. Wann gibt es in Enger iPads für Schüler? MEYER:Es werden Klassensätze von iPads angeschafft. Das werden 800 bis 1.000 Geräte für alle Schulformen sein, die in den nächsten Wochen geliefert werden. Sie bleiben im Schuleigentum und werden für den Unterricht genutzt, sollen bei Bedarf aber von den Kindern auch mit nach Hause genommen werden dürfen. Die digitale Infrastruktur in den Schulen soll Ende des Jahres stehen. Vor fast einem Jahr hat der Rat der Stadt Enger den Klimanotstand ausgerufen. Passiert ist danach herzlich wenig. Ein verlorenes Jahr? MEYER: Nein, ich denke nicht. Wir haben immer wieder Klimaschutzmaßnahmen getätigt, wie zum Beispiel die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik. Wichtig war sicherlich, dass noch mal ein Anstoß gegeben wurde, das Thema in den Fokus zu nehmen. Deshalb war es kein verlorenes Jahr, weil wir viel mehr an dieses wichtige Thema denken. Wir prüfen gerade, wo lassen sich noch Photovoltaikanlagen mit Speicherkapazität auf städtischen Gebäuden installieren. Man muss überlegen, wie bekommen wir im Neubaugebiet Sieler Weg eine klimatisch sinnvolle Energieversorgung. Also: Klimaschutz rückt immer mehr ins Bewusstsein. Stellen Sie sich vor: Sie haben für die Stadt Enger zehn Millionen Euro zur freien Verfügung. Was machen Sie mit dem Geld? MEYER: Ich würde ganz viel Geld weiterhin in unsere Schulen stecken. Wir machen da schon viel, aber mehr geht natürlich immer. Ich würde die Radwege-Situation komfortabler gestalten und Geld in die Innenstadtgestaltung stecken. Alle Parteien wollen Radwege verbessern. An welcher konkreten Stelle muss Ihrer Meinung nach sofort gehandelt werden? MEYER: Wir sollten die Kleinbahntrasse in den Blick nehmen. Sie wird gern befahren und es gibt an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf. Wichtig ist, die Verbindung von Dreyen nach Enger-Mitte zu verbessern. Für die Querung der Werther Straße eine gute Lösung zu finden, ist eine Herausforderung. Die Ringstraße als Fahrradstraße – für Sie machbar? MEYER: Ja, ist für mich machbar. Aber man muss vorher überlegen, wie soll die Verkehrsführung dann laufen. Denn der Verkehr sucht sich andere Wege. Weicht er auf die Bahnhofstraße aus, ist dort mehr los. Also: Wir müssen, bevor wir eine Entscheidung treffen, über Verkehrserhebungen und Zählungen – das machen wir ohnehin grad – uns generell über eine Verkehrsführung in unserer Stadt Gedanken machen. Dann kann man mitunter zu dem Ergebnis kommen: Eine Fahrradstraße an der Ringstraße könnte Sinn machen. Wie wird die Stadt nach weiteren fünf Jahren unter Ihrer Ägide aussehen? MEYER: Im Baugebiet am Sieler Weg stehen die ersten Häuser. Dies ist ein Gebiet, in dem auch bezahlbares Wohnen und barrierefreies Wohnen für mehrere Generationen in einem Bereich möglich ist. Wir werden in der Innenstadt erste bauliche Maßnahmen umgesetzt haben, um sie attraktiver zumachen. Der Barmeierplatz wird definitiv anders aussehen und das Heckewerth-Gelände. Wir haben zudem die Digitalisierung der Schulen abgeschlossen und ausreichend Kita-Plätze. Mit welchem Ihrer Mitbewerber um das Amt würden Sie gern auf dem Kirschblütenfest ein Glas Wein trinken? MEYER: Ich würde mit Frau Schlüter-Ruff ein Glas Wein trinken. Ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, mit Herrn Kleineberg bei einem Glas Wein oder einem Glas Bier zu plaudern. Warum nicht. Welche Eigenschaften zeichnen den Menschen Thomas Meyer aus? MEYER: Es gelingt mir oftmals gut, auf Menschen einzugehen, sie mitzunehmen, sie ernst zu nehmen. Man lernt als Bürgermeister auch, auf Menschen zuzugehen. Ich habe eine gewisse Ausdauer und Disziplin in der Erledigung von Aufgaben. Und Familie ist mir wichtig – meine eigene, trotz der beruflichen Belastung. Ich schaue aber auch immer, wie es Familien in unserer Stadt geht. Das ist mir als Bürgermeister ein Anliegen. Das Gespräch führte Ekkehard Wind

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