Enger. Sie sind in der Tat ein Augenweide – die fantasievollen Kostüme im Stil des 18. Jahrhunderts, die der Engeraner Horst Raack für den Karneval von Venedig anfertigt. Bereits zum sechsten Mal wurden seine liebevollen Roben ausgezeichnet. Warum, davon können sich Interessierte jetzt im Gerbereimuseum selbst überzeugen. Noch bis zum 3. November ist dort Raacks Ausstellung „Eine zweite Haut" zu sehen und die besticht insbesondere durch viele Details.
Paradiesvögel und Kuscheltiere
So ist etwa jeder einzelne Knopf aufwendig mit Glasperlen bestickt. In die breiten Reifröcke hat er Pfauenfedern und Lichterketten eingearbeitet und einige Masken sind mit einem Teeservice im Miniaturformat verziert. Ein Blickfang sind zudem die Hüte, in denen sich Paradiesvögel, Drachen und schaukelnde Kuscheltiere verstecken.

Tatsächlich würde es – wie Martina Chudzicki im Zuge der Einführung treffend hervorhob – nicht verwundern, wenn die sechzehn Kleiderpuppen plötzlich zum Leben erwachen, tuscheln und sich tanzend im Kreis bewegen.
Kreativ und fantasievoll
Angefangen hat alles mit einem Besuch in Venedig. Dort hat es Horst Raack einfach erwischt: „Ich wollte nicht nur als Tourist mit der Kamera teilnehmen, sondern richtig dabei sein." Also hat er sich auf einem Flohmarkt eine Nähmaschine besorgt und angefangen, selbst zu nähen. „Ich habe es nie wirklich gelernt und improvisiere viel. Aber das mache ich mit Kreativität und Fantasie wett", verriet er bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag.
In seinem Schaffensprozess beginnt er mit einem Thema und die Kostüme entwickeln sich dann im Laufe seiner Arbeit, die sich mitunter über zwei Jahre erstrecken kann. Sie sind einem permanenten Wandel unterworfen, können zugleich verbergende Maske und Entpuppung sein.
Liebe zum Detail
Vor allem repräsentieren sie Raack zufolge, dass er sich seinen Traum erfüllt hat. „Es ist ganz egal, wer man ist oder woher man kommt. Letztlich hat man sein Schicksal selbst in der Hand und kann mit Passion ganz viel erreichen", erklärte Horst Raack.
Eben diese Passion erlebten die gut 70 Besucherinnen und Besucher. Eine von ihnen war Doris Seiss aus Spenge: „Es ist fantastisch, dass ein Mensch sich so viel Mühe für einen Augenblick gibt und zwei Jahre im Voraus mit dieser Liebe zum Detail arbeitet. Er bringt uns ein bisschen Karneval von Venedig hierher."