Nach Extremlage 2024: Medikamenten-Engpässe in Bünder Apotheken weiter ungelöst

Bünde. Was das &bdquo;Institut der Deutschen Wirtschaft“ (IW) unlängst in einem Gutachten für den Pharmaverband &bdquo;Pro Generika“ bestätigte, erleben Bünder Apotheker jeden Tag: Deutschland hat die Arzneimittelverfügbarkeit nicht mehr in eigener Hand. Gerade bei verschreibungspflichtigen Antibiotika und Atemwegsmedikamenten herrschen aufgrund der Abhängigkeit aus dem Ausland laut Wissenschaft und Praxis akute Engpässe. &bdquo;Die Kälte sorgt dafür, dass Viren stabiler bleiben – gleichzeitig lüften die Menschen weniger häufig. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, mit Viren in Kontakt zu kommen“, klärt Apotheker Eberhard Nalop von der Markt-Apotheke Bünde auf. Ein erhöhter Bedarf an Erkältungs- und Grippemedikamenten ist folgerichtig. &bdquo;Dass wir Apotheker diese Nachfrageperioden nicht auf die Woche genau vorhersagen können, ist Alltag in unserer Branche“, sagt Apotheker Reinhard Rokitta. Deshalb gebe es auch gesetzliche Vorratsbestimmungen von 14 Tagen, erklärt der Inhaber der Punkt-Apotheke in der Bünder Fußgängerzone und Vorstandsmitglied der Freien Apothekerschaft. &bdquo;Aber bereits die Beschaffung der notwendigen Arzneien stellt uns Apotheker vor große Probleme.“ Die Hintergründe: Medikamentenmangel in Apotheken: &bdquo;Es wird von Woche zu Woche schlimmer“ Auch Bünder Apotheken spüren geopolitischen Krisen Die Gründe sind laut IW vielschichtig: Patente erfolgreicher europäischer Patente laufen aus, während der Innovationsprozess für neue auch wegen bürokratischer Hürden stockt. Hinzu kommt, dass Medikamente heutzutage komplexe biotechnologische Erzeugnisse sind – was zahlreiche Zulieferer und Abhängigkeiten bedeutet. Bei den entscheidenden Produktionsschritten wie dem Wirkstoff sei China mittlerweile seit rund 15 Jahren führend. Die geopolitischen Krisen der jüngeren Vergangenheit legten die Defizite spätestens 2024 deutlich offen – der Folgen bewusst waren sich Politik und Öffentlichkeit aber bereits vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und den Suezkanalsperrungen 2021 und 2023. Sehenden Auges geriet man in die Engpasslage. Die Europäische Union (EU) plant, mit dem &bdquo;Critical Medicines Act“ die lokale Medikamentenproduktion wieder zu stärken. Reinhard Rokitta ist der Weg zur Arzneimittelverfügbarkeit egal – sie müssen schlicht bestellbar sein: &bdquo;Gegen eine Produktion in China oder Indien habe ich nichts. Die Gesundheitsversorgung darf nur nicht zum Erpressungsmittel gegen uns Europäer werden.“ Zu bedenken gibt er, dass es Jahrzehnte brauche, hochwertige Produktionsanlagen für die europäische Pharmaindustrie zu bauen. Mehr zur Erkältungszeit in OWL: Erkältungszeit beginnt: Löhner Apotheker warnt vor Lieferengpässen bei Medikamenten Apotheker aus Bünde bemängelt Vorschnelligkeit Vielmehr besorgt ihn, dass jetzt alles nach einem &bdquo;Hau-Ruck-Verfahren“ aussehe. &bdquo;Die Vorhaben der EU sind zwar schön und gut, aber akut helfen sie nicht.“ Je schneller es gehe, desto weniger Vertrauen in die dann neuen heimischen Produkte würde er haben – Schnelligkeit sei in der Pharmabranche ein trügerisches Ziel. Eine Möglichkeit der Medikamentenbeschaffung bei Engpässen sei der Import von fertigen Produkten aus dem EU-Ausland. Glücklich ist Rokitta damit aber nicht: &bdquo;Die Regularien sind auch im EU-Ausland nicht immer dieselben – ich weiß nicht zu 100 Prozent, was ich bekomme.“ Zudem müsse sich sowohl der Patient als auch die Gesundheitsbranche darüber im Klaren sein, dass diese Arznei dann im Ausland fehlt. Vorräte im Überschuss seien dort auch nicht vorhanden. Generell seien die Bevorratungsvorschriften für deutsche Apotheken eine teure Angelegenheit: &bdquo;Wenn ein Medikament mal verfügbar ist, müssen wir es zu übermäßigen Nachfragepreisen in großer Menge beziehen – häufig bleiben wir dann nach einer Krankheitsperiode auf Lagerüberschüssen sitzen“, sagt Rokitta. Das koste erhebliche Summen. Dazu seien Apotheker verpflichtet; auf die Größe der finanziellen Bürde schaue aber niemand. Reinhard Rokitta kritisiert Günther Jauch: Apotheker aus Bünde will Online-Versandhandel von Medikamenten stoppen Bünder Apotheker kritisiert Online-Apotheken Online-Apotheken beträfen diese gesetzlichen Vorgaben nicht und auch sonst sei der digitale Medikamentenhandel ein &bdquo;Wilder Westen“. Für Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, lasse sich der deutsche Staat von keinem anderen Wirtschaftsunternehmen so sehr auf der Nase herumtanzen wie vom Versandhandel mit Arzneimitteln: &bdquo;Diese Händler übertreten diese Verordnung tagtäglich tausendfach und unser Staat guckt tatenlos zu.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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