Bußgeldbetrug „im Namen“ der Stadt Bünde

Bünde. Von der plumpen und mit Rechtschreibfehlern behafteten Androhung einer Strafe, der man gegen Zahlung eines Geldbetrags entgehen kann, sind Betrüger mittlerweile längst weg. Die Versuche, an das Geld anderer zu kommen, werden immer perfider und professioneller. Eine Bünderin ist Betrügern, die sich als Inkasso-Unternehmen im Namen der Stadt Bünde ausgeben, zwar nicht auf den Leim gegangen, will aber möglichst viele Mitbürger davor bewahren, zu Opfern zu werden. Katja P. (Name geändert) hat vor ein paar Tagen eine E-Mail erhalten, in der ihr ein Inkasso-Unternehmen mit Namen &bdquo;COEO INKASSO“ mitteilt, dass es &bdquo;ein Portfolio offener Parkbußgelder“ von der Stadt Bünde übernommen habe. Besonders daran ist, dass ihr sogar eine Art Rabatt auf die angebliche Schuld angeboten wird. &bdquo;Um die Angelegenheit schnell und ohne förmliche Verfahren zu klären, bieten wir einen Vergleich mit 50 Prozent Nachlass für Personen an, die bestätigen, dass das Ticket sie betrifft und die Bereitschaft zur einvernehmlichen Regelung erklären.“ Vier Zeilen weiter soll Katja P. nach einem Klick auf &bdquo;Bestätigen & Unterlagen anfordern“ ein &bdquo;Dokumentenpaket“ mit &bdquo;Ticketkopie, Abtretungskette, Forderungsaufstellung sowie Vergleichs-/Zahlungsanleitung“ innerhalb von drei Werktagen erhalten. Darunter stand ihre tatsächliche Adresse, an die die Unterlagen versandt werden sollen. Lesen Sie dazu auch: Abzocke mit Bedienungsanleitungen – So schützen Sie sich Absender der E-Mail stammt aus Ungarn Katja P. solle aber erst nach Erhalt und Prüfung der Unterlagen zahlen. Dann folgt der Hinweis, dass sie auf die E-Mail mit dem Hinweis &bdquo;Nicht ich“ antworten solle, falls die Forderung nicht sie oder ihr Fahrzeug betrifft. Von einem Autokennzeichen oder gar einem Ort, an dem sie falsch geparkt haben soll, war in der E-Mail aber überhaupt keine Rede. Sollte sie aber Rückfragen haben, könne sie sich an eine in der E-Mail stehende Telefonnummer wenden oder an eine E-Mail-Adresse schreiben. Auffällig dabei: Die Telefonnummer, wie auch die E-Mail-Adresse, gehören tatsächlich der COEO Inkasso GmbH mit Sitz in Dormagen. Ein Unternehmen mit dem Namen existiert also. Die Betrüger gehen offenbar davon aus, dass die betroffenen Empfänger den direkten Kontakt scheuen und auf den Links zur Anforderung der Unterlagen klicken. Auf den Link in der E-Mail hat Katja P. nicht geklickt und kann deshalb nicht sagen, ob sie dort persönliche Daten hätte eingeben sollen. Pressemitteilungen der vergangenen zwei bis drei Tage aus anderen Kommunen erhärten aber den Verdacht, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt. So warnt die Stadt Wedemark in der Region Hannover: &bdquo;Die Schreiben sind gefälscht und sollen Empfängerinnen und Empfänger verunsichern oder zur Zahlung bewegen.“ Die Absenderadresse stamme wohl auch nicht vom tatsächlichen Inkasso-Unternehmen, sondern von einem Absender aus Ungarn. Auch verweist die Stadt Wedemark darauf, dass Formulierungen wie ein &bdquo;50%-Nachlass“ nicht zu offiziellen Behördenvorgängen passen würden. Lesen Sie dazu auch: Betrugsmasche per Mail: Stadt Büren warnt vor falschen Bußgeld-Bescheiden Kommune hat Anzeige wegen Amtsanmaßung erstattet Auch sollten Betroffene nicht auf Links in der Nachricht klicken und keine Daten eingeben. Sollte das allerdings schon geschehen sein, sollten die Betroffenen umgehend Polizei und Bank kontaktieren. Die oberfränkische Stadt Kulmbach warnt die Bürger seit Montag vor dieser Betrugsmasche und teilt auf ihrer Internetseite mit, dass sie Strafanzeige wegen Betrugsversuchs und Amtsanmaßung gestellt habe. Sie weist auch darauf hin: &bdquo;Die betrügerische E-Mail ist täuschend echt verfasst und enthält persönliche Daten der Empfängerin. Dadurch besteht die Gefahr, dass weitere Bürgerinnen und Bürger auf ein solches Schreiben hereinfallen könnten.“ Auch die Stadt Bünde bestätigt, dass sie Forderungen zu Bußgeldern keinem Inkasso-Unternehmen übertragen hat und Bußgeldbescheide auch ausschließlich per Post zusenden würde. Bünde Stadtpressesprecherin Doris Greiner-Rietz erklärt auf NW-Nachfrage: &bdquo;Die Stadt Bünde verkauft keine Daten zu offenen Forderungen an private Inkassodienste. Sollte eine offene Forderung tatsächlich nicht gezahlt werden, erfolgen Mahnung und Zwangsvollstreckungsverfahren durch die hauseigene Stadtkasse. Sämtliche Zahlungsaufforderungen in Zusammenhang mit Parkverstößen werden immer per Briefpost verschickt.“ Lesen Sie dazu auch: Dubiose Mahnungen in Gütersloh: Das sollten Betroffene nun tun Antwort von echtem Inkasso-Unternehmen steht noch aus Außerdem schreibt sie: &bdquo;Verwarngeld- oder Bußgeldbescheide enthalten immer detaillierte Angaben zu Fahrzeug, Örtlichkeit, Datum und vorgeworfenem Parkverstoß.“ Greiner-Rietz weist aber darauf hin, dass dies nur für öffentliche Parkflächen gelte. Verstöße auf privaten Parkflächen wie zum Beispiel von Supermärkten würden durch private Dienste überwacht. Allerdings sei es in der Regel so, dass die Falschparker auch per Briefpost von einer Anwaltskanzlei oder einem Inkasso-Dienst angeschrieben würden. Die Neue Westfälische hat am Dienstagvormittag auch die COEO Inkasso GmbH in Dormagen angeschrieben und gefragt, ob dort bekannt ist, dass ihr Unternehmensname offensichtlich von Betrügern genutzt wird. Eine Antwort war bis Redaktionsschluss allerdings noch nicht zu bekommen.

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