„Schilder bringen nichts“: E-Scooter-Fahrer rasen durch Bünder Fußgängerzone

Bünde. Eine Mutter reißt ihren kleinen Sohn gerade noch zur Seite, dann saust ein junger Mann mit seinem E-Scooter haarscharf dran vorbei. Ein älteres Ehepaar kann gerade noch passend einen Schritt zur Seite machen, zwei Mädchen – wohlbemerkt gemeinsam auf einem E-Scooter – brausen vorbei und heizen weiter die Eschstraße hinunter. Szenen dieser Art sind an der Eschstraße und auch im unteren Bereich der Bahnhofstraße regelmäßig zu beobachten – obwohl hier das Fahren mit einem E-Scooter verboten ist. Schilder weisen seit wenigen Monaten noch expliziter darauf hin. Sowohl am NW-Lesertelefon als auch beim Abendmarkt machen Leserinnen und Leser immer wieder auf die E-Scooter-Problematik aufmerksam. &bdquo;Die neuen Schilder bringen nichts. Ordnungsamt und Polizei müssen mehr tun. Es muss ans Portemonnaie der Übeltäter gehen, dann bringt es vielleicht etwas“, war eine Leserin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, auf einem der Abendmarkttermine überzeugt. Der Vorwurf, dass die Behörden schlichtweg zu wenig unternehmen würden, fällt in mehreren Gesprächen. Aber ist dem tatsächlich so? Auf die Frage, ob die neue Beschilderung aus Sicht der Stadt etwas verändert hat, teilt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz mit: &bdquo;Über eine allgemeine Akzeptanz von Beschilderungen lässt sich überall diskutieren, sie nimmt leider mehr und mehr ab. Teilweise führen auch wahre ’Schilderwälder’ nicht unbedingt zur Einhaltung der dortigen Regelungen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand mit dem E-Scooter oder E-Bike an einem uniformierten Ordnungsdienstmitarbeiter vorbei düst, sei dagegen sehr gering. &bdquo;Die Fahrzeuglenker sind bemüht, abzusteigen, sobald sie eine Uniform erkennen“, heißt es aus dem Rathaus. Vorwiegend gibt es mündliche Verwarnungen Untätig sind die Ordnungsamtsmitarbeiter laut Schilderung der Verwaltung übrigens nicht. Die Kontrolle der geltenden Regelungen – an der Eschstraße dürfen E-Scooter und Radfahrer nicht fahren, unten an der Bahnhofstraße sind nur E-Scooter-Fahrer ausgeschlossen – sei Teil der regelmäßigen Kontrollgänge. Beispielhaft nennt die Stadtsprecherin den Juni. Es seien in dem Monat vier Anzeigen gestellt worden (ein Fahrrad, drei E-Scooter). Dabei handele es sich um Fälle von gefährlichen Fahrmanövern oder verbotswidrigen Befahrens. Vorwiegend komme es bei den Kontrollen durch das Ordnungsamt zu mündlichen Verwarnungen. &bdquo;Sie sind sehr häufig geworden, weil auch die Zahl an Scooter- und E-Bike-Fahrern zugenommen hat – mindestens zehn Mal pro Woche beziehungsweise mehrmals am Tag sprechen wir sie aus.“ In manchen Fällen würden auch die Personalien aufgenommen. Im Bereich der Bahnhofstraße, in dem das Fahrradfahren erlaubt ist, achte der Ordnungsdienst auch auf die Geschwindigkeiten von erlaubten Fahrzeugen, und bittet – falls nötig – um eine Geschwindigkeitsreduzierung. &bdquo;Es hilft niemandem, wenn zwar in erlaubter Weise gefahren wird, aber dabei gefährliche Situationen durch zu schnelles Fahren entstehen“, heißt es aus dem Rathaus. Lesen Sie auch: Welche Regeln gelten für E-Scooter-Fahrer? Das müssen Bünder beachten Die meisten Fahrzeuglenker zeigen sich laut Schilderungen der Verwaltung einsichtig. Es gebe aber auch &bdquo;Wiederholungstäter“. Wiederholungstaten würden geahnet. Der Einfluss des Ordnungsamtes ist letztlich aber begrenzt. &bdquo;Wie sich diese Fahrzeuglenker verhalten, wenn der Ordnungsdienst nicht mehr vor Ort ist, bleibt außerhalb unserer Einflussmöglichkeiten“, teilt die Stadtsprecherin mit. Allerdings freuten sich Bürgerinnen und Bürger, die von außen die Kontrollen wahrnähmen, sehr darüber, dass die Problematik im Blick ist. &bdquo;Das Umfeld nimmt es also sehr positiv wahr“, ist der Eindruck der Verwaltung. Die neue Beschilderung sorge zudem dafür, dass die Regelung nun klarer ersichtlich sei. Über die Schulen werden Elternbriefe zu E-Scootern verschickt Martin Schneeweiß, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Direktion Verkehr, berichtet auf Nachfrage, dass täglich kontrolliert werde. Aus Polizeisicht sei die &bdquo;Situation ganz gut im Griff“. Vor allem Jugendliche mit E-Scootern würden von den Beamten gestoppt und auf geltende Regeln aufmerksam gemacht. &bdquo;Sie sind auch ganz einsichtig. Oft merkt man, dass eine große Unsicherheit herrscht, wo, wie und unter welchen Bedingungen sie fahren dürfen“, sagt er. Präventiv würden über Schulen auch Elternbriefe mit entsprechenden Hinweisen zum Umgang mit E-Scootern verschickt. &bdquo;Gefahren werden darf erst ab 14 Jahren“, betont der 55-Jährige. Die Scooter seien günstig, leicht händel- und transportierbar und erfreuten sich großer Beliebtheit, aber: &bdquo;Alle müssen sich an die geltenden Verkehrsregeln halten.“ Er sieht deshalb Eltern besonders in der Pflicht, diese weiterzuvermitteln, bevor der Nachwuchs mit den Gefährten unterwegs ist. Ein paar wichtige Hinweise hat er noch einmal explizit zusammengefasst: Für E-Scooter gilt eine Versicherungspflicht. &bdquo;Wir schreiben fast täglich Anzeigen, weil gegen die Versicherungspflicht verstoßen wird“, so der 55-Jährige. E-Scooter-Fahrer müssen Radwege, Radfahrstreifen und Fahrradstraßen benutzen, wenn sie vorhanden sind. Gibt es kombinierte Fuß- und Radwege, dann haben Fußgänger Vorrang, erklärt der Experte. In Fußgängerzonen ist das Fahren mit einem E-Scooter verboten. Eltern sollten ihre Kinder darauf hinweisen, beim Fahren einen Helm zu tragen. &bdquo;Fast jeder Unfall geht mit Verletzungen einher – seien es Brüche oder Hautschürfungen. Der Kopf sollte geschützt werden“, betont Schneeweiß. Auf einem E-Scooter dürfen Fahrer nur alleine unterwegs sein, eine Fahrt zu zweit ist nicht erlaubt. Die E-Scooter-Fahrer sollten ebenfalls eine Beleuchtung und Klingel anbringen, um im Dunkeln gesehen zu werden und um generell auf sich aufmerksam machen zu können. E-Scooter dürfen nicht unter Drogen- und Alkoholeinfluss gesteuert werden. Ab 1,1 Promille handele es sich um eine Straftat (Trunkenheit im Verkehr). Bei einem Unfall mit 0,3 Promille befinde man sich im Bereich einer Verkehrsstraftat. Für Fahrer unter 21 Jahren und Fahranfänger gelte die 0-Promille-Grenze. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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