25.330 Kilometer unterwegs: Rentner von Hettich aus Kirchlengern erzählt von seinem Abenteuer

Melle/Kirchlengern. 25.330 Kilometer, 26 Länder, 16 Monate und drei Tage unterwegs: Jürgen Jung hat es geschafft. Der 63-Jährige aus Melle hat seine Europa-Radtour per E-Bike erfolgreich abgeschlossen – und jede Menge Eindrücke mit nach Hause gebracht. &bdquo;Ich hatte kein Heimweh, aber ich wollte einfach endlich Familie, Freunde und Nachbarn wiedersehen“, gibt er offen zu. Diese haben ihm am 6. September einen herzlichen Empfang bereitet, als es soweit war – mit Bannern und &bdquo;Willkommen zurück“-Schildern. Alle hätten ihn von Anfang an bei seinem Abenteuer unterstützt und ihn dazu ermutigt. &bdquo;Sie meinten ’Wenn du’s jetzt nicht machst, dann machst du’s nie’“, sagt der Meller, der bis zu seiner Altersteilzeitrente als Einkäufer bei Hettich in Kirchlengern gearbeitet hat. Seine Kinder haben ihn in seinem Vorhaben tatkräftig unterstützt: Um seine Radtour vorab publik zu machen, hat seine Tochter Katharina Fotos von ihm gemacht, mit seiner Tochter Jenny hat er gemeinsam einen Flyer entwickelt. Sie war es auch, die eine Spendenaktion ins Leben rief, als dem Meller kurz nach dem Tourstart in Kopenhagen das Rad geklaut wurde und ein neues her musste. &bdquo;Ich dachte kurz ’Das war’s jetzt’“, rekapituliert Jung. &bdquo;Es ist wirklich eine Menge Geld zusammengekommen, das ich dringend benötigte“, sagt er. Sein Sohn Lukas hat zum Tour-Ende dafür gesorgt, dass die Wohnung, die mehr als ein Jahr verwaist war, von Spinnenweben befreit wird. &bdquo;Er hat das Nötigste eingekauft und mich mit meinen beiden Enkeln begrüßt. Das war richtig schön“, freut sich Jung. Höhenangst wird für den Radbegeisterten zur Herausforderung Aber nun zur Tour: Mit welchen Herausforderungen hatte der 63-Jährige besonders zu kämpfen? &bdquo;Mit meiner Höhenangst“, schießt es aus ihm heraus. Die habe sich in Norwegen bemerkbar gemacht. &bdquo;Die hohen Brücken, die sind ziemlich steil, weil die großen Schiffe drunter her passen müssen – das ist unglaublich.“ Mehrmals musste er diese passieren, als er von einer Familie nach Trondheim eingeladen wurde und sich Sehenswürdigkeiten in Norwegen ansehen wollte. Lesen Sie auch: Rentner von Hettich in Kirchlengern wagt das größte Abenteuer seines Lebens Auch die Steilküste am Mittelmeer habe es in sich gehabt. &bdquo;Da bin ich teilweise ganz links an der Bergseite gefahren, weil es rechts einfach steil runterging und dort nur eine Leitplanke war. Wenn Autos kamen, bin ich oft angehalten und habe abgewartet“, so Jung. Auch die Passstraßen im Balkan hätten ihm Schweißperlen auf die Stirn getrieben. &bdquo;Wenn man aber oben auf dem Berg oder unten im Tal ankommt, ist man stolz, dass man das gemeistert hat.“ Die Situation mit wilden Straßenhunden habe er sich vorab schlimmer vorgestellt. &bdquo;Die haben nicht mich angeguckt, sondern den Fahrradanhänger – weil sie damit nichts anfangen konnten“, schildert er und lacht. Einmal musste er dann aber doch sein Pfefferspray zücken. &bdquo;In Griechenland waren zwei Hunde hinter mir, einer neben mir und drei sind außen rum. Einer davon war richtig aggressiv“, erinnert sich Jung. &bdquo;Der kam immer näher. Ich habe erst abgewartet, aber am Ende ist die eigene Gesundheit wichtiger.“ Unfall in Spanien geht glimpflich aus Selbst von kleinen Rückschlägen wie dem Fahrradklau in Kopenhagen, einem Reifenplatzer in Griechenland oder dem Bruch seines Schaltwerks in Schweden hat sich Jung nicht unterkriegen lassen. Dass er eine Frohnatur und ein sehr positiver Mensch ist, ist direkt zu spüren. &bdquo;In Spanien bin ich von einem älteren Ehepaar angefahren worden. Ich habe beide am Ende in den Arm genommen und war auch nicht böse. Sie waren Ende 70, Anfang 80“, sagt er selbst zu einer brenzligen Situation, die zum Glück glimpflich ausgegangen ist. Letztlich habe das Genießen auf der gesamten Tour für ihn im Vordergrund gestanden. &bdquo;Die tollen Landschaften überall – beispielsweise in Albanien, in Montenegro. Es war wunderschön.“ Jedes Land habe etwas für sich gehabt. In Schweden haben ihn die Wälder und roten Häuser fasziniert, in Norwegen die Insel Senja (&bdquo;Ich hätte am liebsten den ganzen Tag gefilmt und fotografiert“), in Holland und Italien die Küste. Die unglaubliche Gastfreundschaft überall habe ihn sehr gefreut. So wurde er oftmals zum Grillen und zum Essen eingeladen und zum Tee in der Türkei. &bdquo;Die Neugier und Unterstützung waren klasse. Oft sind auch Autos an mir vorbeigefahren, die gehupt haben und mit einem Daumen hoch signalisierten, dass das toll ist, was man macht.“ Sein Flyer sei oft &bdquo;ein Dosenöffner“ gewesen, um mit anderen ins Gespräch zu kommen – selbst wenn es sprachliche Barrieren gab, habe man sich mit Händen und Füßen verständigt. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Jung unterwegs (@jung_unterwegs) Wenn Spendenziel erreicht wird, gibt’s ein Tattoo auf dem Oberarm Verbunden hatte Jung seine Europa-Tour mit einer Spendenaktion zugunsten der Aktion &bdquo;Lichtblicke“. Diese läuft noch bis zum 2. November. Der aktuelle Stand: 5.300 Euro. &bdquo;Ich würde gerne noch die 6.000 Euro knacken“, sagt er. &bdquo;Wenn ich das schaffe, dann lasse ich mir das Fahrrad aus meinem Logo auf den Arm tätowieren“, wirbt er um weitere Spenden. Alle Informationen zu seiner Europa-Radtour gibt es auf seinem Instagram-Account jung_unterwegs und auf Youtube unter &bdquo;Jung unterwegs – Unter Strom im Sattel“. Und? Würde er noch einmal eine solch lange Tour machen? &bdquo;Nein“, sagt Jung. Aber: Kleinere Touren über zwei, drei Monate schließt er nicht aus. &bdquo;Eine Idee für das nächste Jahr habe ich, aber ich verrate noch nichts Genaues.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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