Exklusive Einblicke in den Bunker des Bünder Lukas-Krankenhauses

Bünde. Eigentlich waren sie lange Zeit Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Aber spätestens seit Verteidigungsminister Boris Pistorius unlängst forderte, im Angesicht der jüngsten Kriege und Auseinandersetzungen, zum Beispiel in der Ukraine oder auch im Nahen Osten, Schutzräume zu reaktivieren, rücken alte Bunkeranlagen wieder in den Fokus. Auch in Bünde gibt es einen alten Schutzraum - im Lukas-Krankenhaus. &bdquo;Als dieser Teil des Krankenhauses, das Bettenhaus, Ende der 60er-Jahre neu gebaut wurde, war ein Gesetz in Kraft, dass öffentliche Gebäude solche Schutzräume vorhalten mussten“, erzählt Gerd Rosenkötter, ehemaliger Technischer Leiter des Lukas-Krankenhauses. Dieses Gesetz sei eine Folge der Kuba-Krise aus dem Jahr 1962 gewesen, wo die Welt am Rande eines Atomkrieges gestanden hätte. Rund 150 Quadratmeter umfasst der Schutzraum im Lukas-Krankenhaus. Der Bereich ist ausgestattet mit sogenannten Trümmerlastdecken - &bdquo;das heißt, dass die Decken im Falle eines Bombeneinschlages im Krankenhaus die Last der dann entstehenden Trümmer tragen könnten“, erklärt Rosenkötter. Auch an den Wänden ist die ursprüngliche Bestimmung des Zufluchts-Bereiches abzulesen: &bdquo;Die sind mehr als 60 Zentimeter dick“, sagt Rosenkötter und hält einen Zollstock an die Türöffnung. Nutzung für Strahlentherapie wegen dicker Wände &bdquo;Früher - zu meiner Zeit - war hier mal die Strahlentherapie untergebracht“, erinnert sich Rösenkötter, der von 1974 bis 2011 Technischer Leiter im Lukas-Krankenhaus war. &bdquo;Damals kam noch Radium zum Einsatz. Da waren die dicken Wände super als Strahlenschutz geeignet. Heute wird das alles mit Röntgenstrahlen gemacht.“ Das Lukas-Krankenhaus nutzt den ehemaligen Schutzraum heute für vielerlei Dinge. Wäsche wird hier gelagert, zum Beispiel die Arbeitskleidung, mit der neue Mitarbeiter ausgestattet werden. Auch die Küche nutzt Teile des Schutzbereiches als Lagerräume. Die Türen, früher echte schwere Bunkertüren aus Stahlbeton, wurden durch Holztüren ersetzt. In einer Ecke stehen die alten Schutztüren allerdings noch. Auch beim Betreten des Bereiches weist ein altes Schild auf den &bdquo;Schutzraum“ hin. Und im Inneren befindet sich eine historisch anmutende Gerätschaft an der Wand: &bdquo;Das ist eine Lüftungsanlage, die noch mit einer Handkurbel zu bedienen ist“, weiß Rosenkötter. Auch während eines Stromausfalls sei es so möglich gewesen, Frischluft in die Schutzräume zu bekommen. Lesen Sie auch: Kehren Bunker und Schutzräume ins Bünder Land zurück? In Fluchttunneln kann ein Erwachsener nicht aufrecht gehen Weiß man um die Geschichte des Untergeschosses unter dem Bettenhaus, kann man sich auch denken, wofür ungewöhnliche Türen auf einem der Flure gedacht waren. Die Türen sind nämlich nur 1,50 Meter hoch. &bdquo;Dahinter befinden sich zwei Fluchtwege - der eine kommt im Garten wieder raus, der andere endet nahe dem heutigen Haupteingang“, erklärt Rosenkötter und schließt die niedrige Tür auf. Aufrecht gehen kann dort wohl kein Erwachsener, und wer durchgehen will, muss sich zunächst einen Weg durch unzählige Spinnenweben bahnen. Der Gang endet im Stockfinstern. Genutzt werden mussten übrigens weder der Schutzraum noch die Fluchtwege des Lukas-Krankenhauses. Und lange Zeit hatten die meisten Menschen nicht damit gerechnet, dass diese Anlagen einmal wieder in den Fokus der Politik rücken würden. &bdquo;Aber bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit unseres Schutzraumes, stößt man beim Gedanken eines echten Ernstfalles schnell auf Probleme“, sagt Pflegedirektorin Martina Waldeyer. Zum Beispiel habe bei der damaligen Ausstattung die Frage nach W-Lan natürlich noch keine Rolle gespielt. Aber ohne Verbindung zur Außenwelt? - das sei doch heute unvorstellbar. Im Ernstfall würden Dinge wie W-Lan wahrscheinlich sowieso nicht mehr funktionieren, gibt Gerd Rosenkötter zu bedenken, der noch ein ganz anderes Problem sieht: &bdquo;Wir haben hier im Keller 150 Quadratmeter Platz. Damals hatte das Lukas-Krankenhaus bei guter Belegung rund 400 belegte Betten. Heute sind es gut 280. Aber in beiden Fällen passt das nicht.“ Denn wer solle im Ernstfall entscheiden, welche Patienten in den Schutzraum dürften und welche eben nicht. &bdquo;Das ist dann ja eine Art Triage, und deshalb ist die Sinnhaftigkeit der Anlage damals wie auch heute durchaus infrage zu stellen“, so Rosenkötter. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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