Lehm kleidet das künftige Trachtenmuseum in Kirchlengern aus

Kirchlengern. Man könnte sagen: Das Trachtenmuseum trägt Hellbraun – und zwar nicht nach außen, sondern nach innen. Aus Löhne gekommen, gewinnt das alte Heuerlingshaus in Kirchlengern-Rehmerloh nun immer mehr an Charme. Außen erstrahlt es bereits in neuem Glanz. Und für den Innenausbau und insbesondere die Dämmung und die Ausgestaltung der Innenwände sollten Materialien her, die neueste Standards erfüllen – auch hinsichtlich der Ökologie. Und da kommt die Farbe Hellbraun ins Spiel: Die Zimmerei Heinrich aus Hiddenhausen hat die Wände im künftigen Trachtenmuseum jetzt mit Lehmputz verkleidet – ein Material übrigens, das auch in modernem Häuser- und Wohnungsbau immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die Bünder Architektin Sonja Höbling, die sowohl die Translozierung als auch den Ausbau des Heuerlingshauses in Rehmerloh seit nunmehr fünf Jahren fachlich begleitet, erklärt, was es mit dem Lehmputz auf sich hat: &bdquo;Wir haben uns hier im künftigen Trachtenmuseum dafür entschieden, weil der Lehmputz einfach am besten zu den anderen Materialien passt – da ist noch viel von der alten Substanz übrig geblieben, zum Beispiel historische Balken oder die alten Ziegel und Pfannen für die Gefache und fürs Dach.“ Lesen Sie auch: 211 Jahre altes Fachwerkhaus zieht von Löhne nach Kirchlengern Gutes Zusammenspiel aus Lehm-Putz und Zellulose-Dämmung Ein Nachteil der Lehm-Schlämme sei, dass sie nicht auf glattem Holz halte. &bdquo;Wir haben hier Schilfrohr auf das Holz getackert und den Putz darauf aufgebracht“, so die Architektin. Als Dämmung wurde beim künftigen Trachtenmuseum Zellulose genutzt – die bestehe zum Großteil aus zerschreddertem Altpapier. &bdquo;Der Lehmputz und diese Zellulose-Dämmung sind zwei Werkstoffe, die sozusagen gut miteinander kommunizieren können“, so Höbling. Denn beide hätten einen großen Vorteil: Sie saugen Wasser auf – zum Beispiel, wenn Schlagregen auf Außenwände treffe – und geben es anschließend nach außen wieder ab. So sei das Raumklima besonders angenehm und das Schimmelrisiko werde stark minimiert. Das Thema Wasseraufnahme werde im Bau allgemein immer wichtiger. &bdquo;Gerade hier in Rehmerloh haben wir damit ein Zusammenspiel aus historischen Baustoffen und den musealen Anforderungen erreicht“, so die Architektin. &bdquo;Die Bedingungen, die die Trachten, die hoffentlich bald hier zu sehen sein werden, brauchen, sind so hinsichtlich der Temperatur und der Feuchteregulierung erfüllt“, betont auch Jan Nobbe. Abgesehen davon verbrauche Lehm-Putz für die Herstellung deutlich weniger Energie als andere Baustoffe, fügt Sonja Höbling einen weiteren Vorteil hinzu. &bdquo;Gleiches gilt für die Entsorgung: Das ist halt lediglich Erde und das Material muss deshalb nicht aufwendig entsorgt werden.“ Zum Thema: In Kirchlengern soll das erste Trachtenmuseum der Region entstehen Wer Lehm-Putz einsetzen will, muss Zeit mitbringen Theoretisch sei der Einsatz von Lehm-Putz überall möglich – nur Fliesen könne man nicht darauf anbringen. &bdquo;Allerdings gibt es Bauherren, die ihre Bäder mit dem Werkstoff ausgestaltet haben und die nachher feststellen, dass nach dem Duschen der Spiegel gar nicht mehr beschlagen ist – ein Zeichen für die Feuchtigkeitsregulierung“, so die Architektin. Außerdem sei der Putz so weich, dass er immer wieder einfach zu bearbeiten sei. &bdquo;Nachträglich Kabel zu verlegen und dann anzuputzen ist kein Problem. Da sieht man keine Übergänge“, so Höbling. Wer Lehm-Putz einsetzen wolle, müsse allerdings Zeit mitbringen: &bdquo;Der Lehm braucht Zeit zum Trocknen, und dabei können sich sogenannte Trocknungsrisse bilden, die dann nachgearbeitet werden und anschließend wieder trocknen müssen.“ – So auch im künftigen Trachtenmuseum. &bdquo;Dennoch liegen wir derzeit gut im Zeitplan“, sagt Jan Nobbe, der noch in diesem Jahr eine Eröffnung des Trachtenmuseums anstrebt. Das würde gut passen, denn die alte Schule Rehmerloh, die nebenan liegt und in der Nobbe mit seinem Mann Christoph auch wohnt, und in der aktuell bereits zahlreiche Trachten auf ihre Überführung ins Museum warten, werde in diesem Jahr 100 Jahre alt. &bdquo;Da hätten wir dann gleich zwei Gründe zum Feiern.“ Jan und Christoph Nobbe sind übrigens immer noch auf der Suche nach historischen Kleidungsstücken aus der Region OWL. Kontakt unter Tel. 05744 6460032 oder über die E-Mail-Adresse: alte-volksschule-rehmerloh@web.de. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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