
Oerlinghausen. Wenn sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen, öffnet auch das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen seine Pforten. Diese Saison steht unter dem Zeichen des Hermann. Denn sein Denkmal wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Neues Highlight ist das mit 42 Metern Länge größte jemals rekonstruierte germanische Langhaus aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Es fügt sich als neue Attraktion in das Museumsensemble ein. Grundlage für die Rekonstruktion sind archäologische Funde aus Paderborn-Saatental. Hier kann man nachvollziehen, wie ein nobler Germane in der Zeit des Arminius gelebt hat.
Wie sehr das Museum gerade beim Bau des Langhauses von ehrenamtlichen Unterstützern profitiert, macht Museumsleiter Karl Banghard deutlich: „Unsere Ehrenamtlichen, zu denen auch der Geschäftsführer des Museums, Klaus Stein gehört, leisten Arbeitsstunden im fünfstelligen Stundenbereich. Allein für die Wikingertage kommen 3.000 Arbeitsstunden zusammen. Und das Langhaus würde ohne die Hilfe der Ehrenamtlichen noch nicht stehen.“ Doch gerade beim Langhaus wird erkennbar, dass nicht nur das Museum profitiert, sondern auch die Helfer. Das sieht Banghard auch als eine pädagogische Aufgabe eines Museums an. „Beim Bau des Langhauses wird viel bautechnisches Know-how unter die Leute gebracht.“
Großes Interesse an historischen Bautechniken
Da ist Bruno Rischmüller-Affeldt. Von Haus aus Tischler hat er lange in der Jugendberufshilfe der Stiftung Eben-Ezer gearbeitet. Er hat ein Faible für die historischen Bautechniken und veranstaltet Workshops für Lehmputz. „Die Nachfrage ist da“, sagt er. „Und Lehmputz kann man auch heute noch verwenden.“
Ein anderer ist Markus Jansen. Er ist Lebensmittel-Ingenieur und IT-Experte. Er kümmert sich und vermittelt, wie Lebensmittel zu Arminius’ Zeiten gelagert wurden.
25 Ehrenamtliche arbeiten seit Oktober am Langhaus. Die buchstäblich schwerste Arbeit war das Verputzen der aus Weidenzweigen vorbereiteten Wände. Rischmüller-Affeldt sagt: „Wir haben bisher 17 Tonnen Lehm an die Wände gebracht.“ Der Lehm wird von einem regionalen Unternehmer geliefert und dann im Museum, direkt vor dem Langhaus mit Wasser und Strohhäckseln so vorbereitet, dass er an der Wand hält. Die erste Schicht ist ein Rohputz. Wenn der trocken ist, kommt ein Feinputz an die Wände, der diese dann widerstandsfähig gegenüber dem Wetter macht.
„Schön ist“, sagt Rischmüller-Affeldt, „dass man am Abend sieht, was man geschafft hat. Das mag ich.“
Ein neuer Internetauftritt
Im März wurde ein umfassender neuer Internetauftritt freigestaltet, der detaillierte Informationen zu den zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen liefert. Bereits am ersten Aprilwochenende tauchen die Besucher in das frühgeschichtliche Leben ein: Die Living-History-Gruppe Hvergelmir erweckt das frühmittelalterliche Hallenhaus zum Leben und vermittelt anschaulich den Alltag, das Handwerk und die Kultur der Wikingerzeit.
Am Sonntag, 6. April, gibt Archäotechniker Söhnke Raimann in seiner traditionellen Vorführung „Feuer und Licht“ faszinierende Einblicke in die historische Kunst des Feuermachens. Besucher erleben, wie in Zeiten ohne Streichhölzer und Feuerzeuge aus einem Funken ein wärmendes Feuer entfacht wurde. Spannende Geschichten rund um das Feuer und seine Bedeutung für den Menschen runden die Vorführung ab. Von 14 bis 16 Uhr können Besucher außerdem in einem offenen Mitmachangebot kreativ werden: Wie erhellten frühere Generationen ihre Häuser, bevor es elektrisches Licht gab? Unter Anleitung fertigen sie ihre eigene Talglampe aus Ton, inspiriert von historischen Vorbildern aus dem Frühmittelalter. Nach dem Trocknen und Brennen kann die Lampe mit Talg oder Öl befüllt und entzündet werden.
Hühnertag und Feuershows im April
Am Ostermontag, 21. April, startet dann die erste Großveranstaltung, der Hühnertag. Dann dreht sich alles um das gefiederte Nutztier. Der Rassegeflügelzuchtverein Blomberg/Lippe informiert über Hühnerhaltung, während das mobile Hühnertheater aus Köln Groß und Klein begeistert. Vor allem für „Klein“ ist bestens an diesem Tag gesorgt: Man kann Küken beim Schlüpfen beobachten, bei den zahlreichen museumspädagogischen Aktionen mitmachen oder die Mitmachaktionen für Kinder des Naturhistorischen Museums Bielefeld genießen.
Die zweite Großveranstaltung folgt in derselben Woche. Bei der Langen Museumsnacht am Freitag, 25. April, wird die Anlage in ein spektakuläres Licht getaucht. Die Lichtinstallationen von Light Art setzen Wege und Gebäude kunstvoll in Szene. Die Feuerkünstler der Bielefelder Gruppe Feuerflut sorgen mit ihren Feuershows für eine magische Atmosphäre. Dazu gibt es zahlreiche Mitmachangebote wie historische Feuererzeugung, Märchen am Lagerfeuer sowie handwerkliche Vorführungen von Living-History-Darstellern. Ein unvergesslicher Abend voller Licht, Farbe und Musik und eine besondere Art, den Frühling zu begrüßen.