Zwei Hobbywirte hauchen Kultkneipe in Kirchlengern neues Leben ein

Kirchlengern. Jan Nobbe sieht ein wenig müde aus an diesem Morgen. &bdquo;Wir hatten hier gestern Abend eine Weihnachtsfeier und einen Damentreff“, sagt der Gastronom ein paar Tage vor Heiligabend und nippt an seinem Kaffee. Er hat seine Gäste mit Gulaschsuppe bekocht und auch für den Nachtisch gesorgt. Danach musste noch aufgeräumt und geputzt werden – für den nächsten Tag. Ins Bett gehen konnte er erst gegen Mitternacht, genau wie sein Mann Christoph. So sieht es aus, das neue Leben der beiden – aber so haben sie’s ja auch gewollt. Vor gut einem Jahr haben sie die altehrwürdige Kneipe &bdquo;Myer Zwo“ in Stift Quernheim übernommen (die NW berichtete groß), die Wiedereröffnung fand damals acht Tage vor Heiligabend statt – und war gleich sehr gut besucht. Was sich an jenem Abend bereits andeutete, setzt sich bis heute fort: Der Laden brummt, die Leute – Jung und Alt – kommen, vom viel zitierten Dorfkneipensterben keine Spur. &bdquo;Viele unserer Kunden sind schon immer hierhergekommen, es sind aber auch viele junge Leute dabei, die vorher nicht da waren“, sagt Christoph Nobbe und freut sich. Vermietung an geschlossene Gesellschaften kommt gut an Der Plan, den die beiden seinerzeit hatten, ist bislang voll aufgegangen. Will heißen: Die Kneipe ist von mittwochs bis freitags geöffnet, jeweils von 17 bis 22 Uhr. Samstags wird die Lokalität für geschlossene Gesellschaften vermietet – und auch das werde angenommen, sagen die beiden. Während Christoph Nobbe – wie vorgesehen – am Zapfhahn steht, ist Jan in der Küche fürs Essen zuständig. Lesen Sie auch: Traditionslokal &bdquo;Myer Zwo“ in Kirchlengern öffnet wieder: Das sind die neuen Betreiber Beide, so sagen sie, hätten sich an ihren neuen Arbeitsplätzen gut eingelebt. Jan Nobbe freut sich, dass er als Koch schon jede Menge dazugelernt hat – nicht zuletzt im &bdquo;Ziehen“ von Pizzateig. Hilfe bekomme er in der Küche von seinem Vater – und dem technischen Equipment. &bdquo;Da haben wir schon ein bisschen aufgerüstet“, sagt er. Auch im Schankraum ist Unterstützung nötig: &bdquo;Wir haben mittlerweile vier bis fünf Studenten, die mir hinterm Tresen und beim Service zur Hand gehen“, sagt Christoph Nobbe. Einige der jungen Leute seien für ihren neuen Job eigens auf Schulungen geschickt worden. Hauptberuflich sind Betreiber in der Pflege tätig Die Entwicklung im &bdquo;neuen“ Myer Zwo ist an sich schon bemerkenswert – volle Kneipen sind ja heutzutage keine Selbstverständlichkeit. Noch beachtlicher wird das Ganze allerdings, wenn man bedenkt, dass die beiden ihren &bdquo;Laden“ damals wie heute nur im Nebenberuf betreiben – hauptberuflich sind beide in der Pflege tätig und müssen morgens gegen halb sechs aus den Federn. Zum Thema: &bdquo;Myer“ Zwo: Beliebter Gastronom aus Stift Quernheim gestorben &bdquo;Wir haben jetzt einen komplett anderen Lebensrhythmus. Wenn wir von der einen Arbeit nach Hause kommen, geht es sofort mit der Kneipe weiter. Und es ist ja nicht damit getan, dass man hier aufschließt und fertig“, betont Jan Nobbe. Vorher müsse eingekauft werden, später wird aufgeräumt und geputzt – und noch einiges mehr. Und dann habe man ja noch das Trachtenmuseum, das man daheim in Rehmerloh ehrenamtlich betreibe. Platz für ein echtes Privatleben sei da zurzeit kaum vorhanden. Betreiber sind mit erstem Jahr sehr zufrieden Wie hält man ein solches Pensum durch? &bdquo;Mit viel Wasser, vielen Vitamintabletten und Feuchtigkeitsmasken fürs Gesicht“, sagt Jan Nobbe und lacht. Wäre es denn denkbar, sich beruflich eines Tages allein auf die Kneipe zu konzentrieren? &bdquo;Eines Tages vielleicht, aber im Moment noch nicht“, sagen beide sehr entschieden. &bdquo;Das erste Jahr ist wirklich gut gelaufen, das kann man nicht anders sagen.“ Deswegen könne man aber seinen Hauptbroterwerb nicht einfach sausen lassen. Jedenfalls nicht so bald und auch nicht von heute auf morgen. Wenn, dann müsse so etwas Schritt für Schritt geschehen. Klingt nach einem Plan. Und wer Jan und Christoph Nobbe ein bisschen kennt, weiß: Ihre Pläne gehen nicht selten auf.

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