Darmkrebs-Vorsorge in Bünde: Chefärztinnen des Lukas-Krankenhauses beantworten Leserfragen

Bünde. Viele Menschen haben Fragen zur Gesundheit und Vorsorge. Ärzte haben nicht selten immer weniger Zeit, um diese umfassend zu beantworten. Das liegt nicht daran, dass sie das nicht wollen, sondern an den Anforderungen, die die verschiedenen Ebenen im Gesundheitswesen – angefangen bei den Krankenkassen – an sie stellen. Ihnen fehlt oft einfach die Zeit. Doch Gesprächsbedarf ist vorhanden, wie das NW-Lesertelefon zum Thema &bdquo;Darmkrebs“ mit den beiden Chefärztinnen Dr. Annette Timmer-Stranghöner und Dr. Stephanie Werth aus dem Lukas-Krankenhaus am Samstag zeigte. Die Anrufe, die zwischen 10 und 12 Uhr eingegangen waren, bestätigten vor allem eins: Frauen sind mehr auf Vorsorge bedacht und zeigen offenbar einfach ein stärkeres Interesse an Gesundheitsthemen, die sie selbst betreffen, als Männer. Etwa 90 Prozent der Anrufer waren Frauen, die – zugegebenermaßen –, oft auch für ihre Gatten angerufen hatten, um sich zu verschiedenen Themen rund um deren Vorsorgeuntersuchungen und Diagnostik sowie auch die Behandlung von Darmkrebs zu informieren. Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung im Krankenhaus? Eine Frage, die häufiger gestellt wurde, lautete: &bdquo;Kann ich zur Vorsorgeuntersuchung auch ins Krankenhaus kommen?“ Annette Timmer-Stranghöner, die die Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Palliativmedizin in Bünde leitet, erklärt, dass dies nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Grundsätzlich seien die niedergelassenen gastroenterologischen Kollegen in den Praxen erster Ansprechpartner. &bdquo;Ein Grund für eine Darmspiegelung im Krankenhaus kann vorliegen, wenn der Patient bestimmte Vorerkrankungen hat, zum Beispiel eine diagnostizierte ernsthafte Herzschwäche, die eine besondere medizinische Betreuung während der Darmspiegelung erfordert“, erläutert die Chefärztin. Ein weiterer Grund könnte sein, dass zuvor eine ambulante Untersuchung abgebrochen werden musste, z.B. wegen Schmerzen bei der Untersuchung, die eine höhere Dosis von Medikamenten zur Sedierung (ein tiefer Schlaf) erforderlich machen, was zu Beeinträchtigungen des Kreislaufs und der Atmung führen kann. &bdquo;Es kann auch mal vorkommen, dass ein niedergelassener Arzt mit den Instrumenten im Darm nicht weit genug vordringt“, so die Chefärztin. Eine Einweisung ins Krankenhaus durch den Hausarzt oder den Gastroenterologen sei dabei aber zwingend nötig. Andere Regelungen gelten für Privatpatienten. Lesen Sie auch: Schnelle OP nach Schock-Diagnose – 54-jähriger Krebs-Patient gerettet Wie oft zur Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung? Grundsätzlich übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für die Darmspiegelung bei Männern ab 50 Jahren und dann noch einmal nach zehn Jahren. &bdquo;Für Frauen lag das Alter für die erste Untersuchung bislang bei 55 Jahren. Das ändert sich aber ab dem 1. April“, sagt Annette Timmer-Stranghöner. &bdquo;Ab dann übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen auch für Frauen ab 50 die Vorsorgeuntersuchung gegen Darmkrebs“, so die Chefärztin. &bdquo;Werden bei der ersten Darmspiegelung Polypen gefunden und entfernt, können je nach deren Anzahl und Art die Abstände für weitere Darmspiegelungen auch verkürzt werden“, erläutert die leitende Medizinerin. Zur Frage, bis zu welchem Alter eine Darmspiegelung nötig ist, sagt sie: &bdquo;Ein hohes Alter ist für uns kein Grund, keine weiteren Spiegelungen durchzuführen, wenn unsere Patienten sich ansonsten in einer guten Konstitution befinden.“ Wie wird Darmkrebs operiert? Hierfür ist Chefärztin Stephanie Werth die Expertin, die dazu auch darauf hinweist, dass die Klinik, die sie zusammen mit Dr. Steffen Krummbein leitet, als Darmzentrum und Kompetenzzentrum für Minimal-Invasive Chirurgie zertifiziert ist. &bdquo;In der Regel führen wir einen solchen Eingriff minimal-invasiv durch“, so Werth. Also mit der so genannten &bdquo;Schlüssellochchirurgie“ über mehrere kleine Schnitte in der Bauchdecke, durch die Instrumente und Kameras geführt werden. Diese Vorgehensweise ist für Patienten wesentlich schonender als die klassische Öffnung des Bauchraums. Mehr zum Thema: Krebsdiagnose bei Darmspiegelung: Vorsorge hat Bünderin das Leben gerettet” Besondere Vorbereitung auf Darmspiegelung für Menschen mit Behinderung? Ein Patient muss sich auf eine Darmspiegelung vorbereiten. In erster Linie muss er seinen Darm komplett entleeren, was üblicherweise nach der Einnahme eines Abführmittels geschieht. Auch eine bestimmte Ernährung ist erforderlich. Keine Körner und Samen in den Tagen davor und am Tag vor der Untersuchung nur leichte Kost. &bdquo;Menschen die blind sind, oder im Rollstuhl sitzen, können diese Vorbereitung oft nicht selbst leisten. Sie können deshalb durch eine Einweisung dafür stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden, wo dann auch die Darmspiegelung vorgenommen wird“, so Annette Timmer-Stranghöner. Bekommt man den Befund der Darmspiegelung sofort nach der Untersuchung? Annette Timmer-Stranghöner: &bdquo;Der Befund wird nach der Untersuchung besprochen, sobald der Patient oder die Patientin nach der Sedierung wieder aufnahmefähig ist.“ Bekommt man bei einer Darmkrebs-Operation einen künstlichen Darmausgang? &bdquo;Wir entscheiden das in der Regel erst während einer Operation, ob ein Patient einen künstlichen Darmausgang bekommt. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen künstlichen Ausgang wächst, je näher ein Karzinom am Darmende liegt“, sagt Chirurgin Stephanie Werth. Ist die &bdquo;Kapsel-Endoskopie“ nicht besser als die Darmspiegelung? Bei der Kapselendoskopie schluckt der Patient eine Kapsel, in der sich eine Kamera befindet, die auf ihrem Weg durch den Verdauungstrakt Fotos aufnimmt und diese zu einem Empfänger sendet, den die Patienten bei sich tragen. Diese Kapsel wird später ausgeschieden. &bdquo;Die Kapsel-Endoskopie kommt hauptsächlich zur Untersuchung des Dünndarms zum Einsatz. Darmkrebs entsteht aber üblicherweise im Dickdarm“, sagt Dr. Annette Timmer-Stranghöner. Dort liefere die Kamera in der Kapsel aber nicht immer gute Ergebnisse. &bdquo;Ebenso erkennt auch ein Computertomograph (CT) oder ein Magnetresonanztomograph (MRT) nicht alles“, so Timmer-Stranghöner. Bei der Kapselendoskopie lassen sich zudem auch keine Polypen entfernen wie bei der Darmspiegelung, die die Chefärztin als &bdquo;Goldstandard“ sieht. Lesen Sie auch: Bünder trifft im richtigen Moment eine lebensrettende Entscheidung Wie gut ist Darmkrebs heilbar? Das hänge in erster Linie vom Zeitpunkt der Diagnose ab, sind sich beide Medizinerinnen einig. Chirurgin Stephanie Werth sagt: &bdquo;Die Zahl derer, die in einem fortgeschrittenen Stadium zu uns kommen, sinkt wegen der steigenden Zahl der Vorsorgeuntersuchungen.“ Nachdem ein Tumor entfernt wurde, kommen auf die Patienten 60 Monate weitere Untersuchungen zu. Kommt es dabei nicht zu erneuten Polypen oder Tumoren, gelten Patienten als geheilt. Gibt es eine erbliche Vorbelastung für Darmkrebs? &bdquo;Es kann eine familiäre Vorbelastung geben“, sagt Annette Timmer-Stranghöner. Dadurch könne das Risiko einer frühen Darmkrebserkrankung bestehen. Die Klinik-Chefin erklärt: &bdquo;Wenn ein Elternteil mit 50 an Darmkrebs erkrankt ist, macht es Sinn, dass man seine erste Darmspiegelung schon mit 40 vornehmen lässt.“ Die beiden Chefärztinnen betonen am Ende der zweistündigen Sprechstunde am NW-Lesertelefon: &bdquo;Keine Angst vor der Darmspiegelung! Denn sie kann schließlich Krebs verhindern und Leben retten!“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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