70-Jähriger aus Bünde ist weltweit bekannt und ein Star auf seinem Gebiet

Bünde. Das Café &bdquo;Concordia“ in Bremen an einem sonnigen Montagmorgen: Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Torsten Frings betritt den Raum. Einige Gäste stehen auf, machen Selfies oder bitten um ein Autogramm. Auf einem Sofa sitzt ein schon etwas reiferer Herr mit weißem Bart, lächelt und nippt an seinem Kaffee. Niemand will ein Autogramm oder ein Foto von ihm. Dabei ist er durchaus auch so etwas wie ein Star. Zumindest in der Klimaforscher-Szene. Er heißt Hans-Otto Pörtner. Geboren und aufgewachsen ist er in Bünde-Dünne. Ein- oder zweimal im Jahr, so erzählt der Wahl-Bremer, komme er noch zurück in seine alte Heimat. &bdquo;Ich habe dort noch einige Verwandte mütterlicherseits“, sagt der 70-Jährige. Die Anlässe, so schiebt er ein wenig bedauernd hinterher, seien allerdings immer häufiger eher trauriger Natur. Erst kürzlich sei er wieder auf einer Beerdigung gewesen. Seine Erinnerungen an Bünde sind allerdings noch ziemlich lebendig. &bdquo;Ich bin in Dünne zum Kindergarten und in die Grundschule gegangen“, erzählt er. Später sei er dann aufs Freiherr-vom-Stein-Gymnasium gewechselt. In sehr guter Erinnerung habe er auch die Zeit im heimischen Posaunenchor. &bdquo;Wir sind damals viel gereist, nach Ost-Berlin, nach Polen, einmal sogar nach Kanada“, sagt Pörtner. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausener schützt Industrieanlagen vor dem Klimawandel Bünder ist einer der meistzitierten Wissenschaftler weltweit In dieser Jugendzeit begann er auch, sich für die Natur zu interessieren. Mit dem Fahrrad und mit einem Freund aus Dünne erschloss er zunächst die nähere Umgebung und ihre Felder, Wiesen, Brüche und kleineren Waldstücke mitsamt Fauna. Vor allem die Vögel hatten es den beiden Jungs angetan. &bdquo;Als der Freund einen Führerschein hatte, sind wir auch mal übers Wiehengebirge hinausgekommen und in die Diepholzer Moorniederung gefahren“, erzählt Pörtner. Mit diesem Freund treffe er sich zuweilen noch heute - auf halber Strecke zwischen Dünne und Bremen. Seine Zeit in Bünde indes war 1973 zu Ende. &bdquo;Nach dem Abi bin ich zum Biologie-Studium nach Münster gezogen, dann nach Düsseldorf“, erzählt er. In den Jahren danach ging es stetig bergauf, wobei der Klimaforscher nie eine klassische Berufskarriere, sondern eher die Sache selbst im Blick hatte: Zunächst promovierte und habilitierte er sich in Tierphysiologie an den Universitäten Münster und Düsseldorf. Er arbeitete an den Universitäten Dalhousie und Acadia in Kanada sowie an der Lovelace Medical Foundation in den USA. Dann wurde er Leiter der Abteilung &bdquo;Integrative Ökophysiologie“ am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Im Oktober 2015 wurde er zum Co-Vorsitzenden der Arbeitsgruppe &bdquo;Auswirkungen des Klimawandels, Anpassungen und Verwundbarkeit“ des Weltklimarats (IPCC) und zum Mitglied der &bdquo;Europäischen Akademie der Wissenschaften“ gewählt. Laut einer Analyse von &bdquo;Clarivate Analytics“ ist Hans-Otto Pörtner seit 2018 einer der meistzitierten Wissenschaftler weltweit. Beiträge von ihm sind nicht nur in zahlreichen Publikationen zu lesen, der Mann war zuletzt auch immer häufiger in der Tagesschau und in anderen TV-Formaten zu hören und zu sehen. Weltwetterbehörde: Klimawandel-Folgen teils unumkehrbar Bünder Klimaforscher macht auch im Ruhestand weiter Ende Februar feierte der einstige Bünder seinen 70. Geburtstag und ging in den Ruhestand - zumindest offiziell. In Wirklichkeit ist ihm die Sache viel zu wichtig, als dass er davon ablassen könnte. Seine Expertise ist nach wie vor gefragt, Hans-Otto Pörtner ist für zahllose Vorträge in ganz Deutschland gebucht. Dort erzählt er dann unter anderem, wie er den drohenden Klimawandel und dessen Folgen einschätzt (Auszüge aus einer Veröffentlichung sind im beistehenden Infokasten zu lesen). &bdquo;Heute Nachmittag geht’s auf eine Konferenz zum Thema Wasser nach Frankfurt“, sagt er und blickt schon ein wenig ungeduldig auf seine Armbanduhr. Die Tasse Kaffee ist leer. Torsten Frings ist längst weg. Und Hans-Otto Pörtner geht nun auch wieder. Still und unerkannt. Aber das ist ihm egal. Es geht ihm um die Sache. Immer noch.

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