Bünderin pflegt jahrelang ihre Mutter – jetzt gründet sie eine Selbsthilfegruppe

Bünde. Seit 45 Jahren ist Andrea Haack pflegende Angehörige. Im Alter von 13 Jahren fing sie an, ihre Mutter zu unterstützen, gemeinsam mit ihrer Schwester. &bdquo;Meine Mutter ist früh verwitwet und hatte gesundheitliche Probleme“, erzählt die heute 58-Jährige im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Mehrere misslungene Hüft-Operationen verschlechterten ihren Zustand zusätzlich. Andrea Haack und ihre Schwester unterstützten ihre Mutter bereits früh bei alltäglichen Dingen. &bdquo;Das fing schon damit an, dass wir im Vorfeld geschaut haben, wo eine Bank zum Ausruhen in der Nähe ist, wenn wir mit ihr rausgegangen sind“, erklärt sie. Seit vergangenem Mai ist ihre heute 78-jährige Mutter in einer Pflegeeinrichtung untergebracht. Doch damit war das Thema Pflege für Andrea Haack nicht abgeschlossen. Sie hat sich weiter engagiert – und gründet jetzt eine Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige. &bdquo;Ich möchte eine Möglichkeit schaffen, dass sich Betroffene gegenseitig unterstützen und motivieren können“, begründet sie ihre Entscheidung. Betroffene haben verschiedenste Probleme Andrea Haack ist Fraktionsvorsitzende der Grünen in Rödinghausen. Ihre politische Arbeit möchte sie aber ganz klar von der in der Selbsthilfe trennen, betont sie. Sie habe die Gruppe nicht als Grünen-Politikerin gegründet, sondern als selbst Betroffene. Durch ihre berufliche Erfahrung in der Pflege hat sie tiefere Einblicke in den Bereich bekommen. So war sie unter anderem als Betreuungskraft in einer Einrichtung für Kurzzeitpflege tätig. Darüber hinaus hat sie in einer stationären Einrichtung für Menschen mit Demenz-Erkrankungen gearbeitet und eine Zusatz-Qualifikation als Pflegebereichsleiterin gemacht. &bdquo;Aber es ist etwas anderes, wenn die eigene Familie betroffen ist“, betont Haack. Dann sind Angehörige oft noch mit weitergehenden Problemen beschäftigt, zum Beispiel finanzieller Art. Auch die Rollenverteilung innerhalb der Familie sei oft ein schwieriges Thema. So habe sich auch ihre Mutter nicht leichtgetan, Verantwortung an ihre Töchter abzugeben. Pflegende Angehörige aller Art sind willkommen Eingeladen zu der Gruppe sind Angehörige aller Art – ob es um die Pflege der Eltern, des Partners, des Kindes oder anderer nahestehender Personen geht. Auch eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Der Austausch über die verschiedenen Probleme stehe bei den Sitzungen im Vordergrund, sagt Haack. &bdquo;Und wenn es mal keine Lösung gibt, geht es auch darum, gemeinsam laut zu sein.“ Die Gruppe gründet die 58-Jährige als Vereinsmitglied von &bdquo;Wir pflegen NRW“. Der Verein ist ein Zusammenschluss von pflegenden Angehörigen auf Landesebene. &bdquo;Gemeinsam fördern wir den Austausch zwischen pflegenden An- und Zugehörigen, bündeln die Anliegen und Herausforderungen der Betroffenen und tragen Vorschläge zur Entlastung in der häuslichen Pflege in die Pflegegremien und an die Politik“, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Gründung der Gruppe durch Vereinsarbeit Andrea Haack ist nach eigener Aussage das einzige Vereinsmitglied im Kreis Herford. Sie hat sich der Gruppe angeschlossen, weil sie sich mit anderen Betroffenen zusammentun wollte – auch, um gemeinsame Interessen zu vertreten. Kurz nachdem sie sich dem Verein angeschlossen hatte, kam sie auf die Idee, die Selbsthilfegruppe zu gründen. &bdquo;Dann habe ich den Vorstand angeschrieben und die fanden das total gut“, erzählt Haack, die mittlerweile im Einzelhandel tätig ist. Unterstützung bei der Umsetzung bekam sie außerdem von Vertretern des Selbsthilfe-Büros Kreis Herford, des Museums Bünde sowie vom Lukas-Krankenhaus. Auftaktveranstaltung im Museum Bünde Am kommenden Sonntag, 16. Februar, von 10 bis 14 Uhr, findet nun die Auftaktveranstaltung zur Selbsthilfegruppe im Deutschen Tabak- und Zigarrenmuseum in Bünde statt (Fünfhausenstraße 8-12). Auf dem Programm des Tages stehen, neben der Begrüßung der Gäste durch Andrea Haack, der Auftritt des Trompetenduos Anne Heinemann und Felix Hirn (Nordwestdeutsche Philharmonie) und die Vorstellung des Vereins &bdquo;Wir pflegen NRW“. Die Veranstaltung ist kostenfrei und richtet sich an alle Betroffenen und Interessierten in der Region. Eine Anmeldung für die Veranstaltung ist erwünscht unter Tel. 0176 84938202 oder per E-Mail an ahaack@wir-pflegen.nrw. Sitzungen im Lukas-Krankenhaus Bünde Die Veranstaltung findet Haack wichtig, um erst einmal Aufmerksamkeit für die Gruppe zu gewinnen. Feierlich soll sie sein, um bei dem Thema &bdquo;auch den Blick auf das Positive zu haben“, sagt sie. &bdquo;Wenn man es nicht nett hat, muss man es sich nett machen“ – diesen Satz habe sie oft von pflegebedürftigen Menschen gehört, als sie noch in dem Bereich gearbeitet hat. Und nach diesem Prinzip möchte sie auch die Gruppe und die Auftaktveranstaltung organisieren. Dass Letztere im Tabak- und Zigarrenmuseum stattfinden kann, freut die 58-Jährige sehr. &bdquo;Damit schließt sich ein Kreis“, sagt sie. Denn viele der Frauen, die sie beruflich gepflegt hat, hätten in der Zigarrenfertigung gearbeitet und ihr oft davon erzählt. Die Sitzungen der Selbsthilfegruppe finden dann anschließend im Lukas-Krankenhaus Bünde statt, immer am letzten Mittwoch im Monat von 15.30 bis 17 Uhr. Der erste Termin ist der 26. Februar. Das Miteinander in der Gruppe ist Andrea Haack sehr wichtig. &bdquo;Die Mitglieder können die Sitzungen gemeinsam gestalten“, sagt sie.

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