Grundsteuerbescheid im Bünder Land: Was die Kommunen vor einem Widerspruch raten

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Die neue Grundsteuer ist ein Drama in mehreren Akten. Eines, das mit dem Versand der Abgabenbescheide Anfang des Jahres seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Denn jetzt haben Immobilienbesitzer endlich konkrete Beträge vor Augen. Und diese haben angesichts der teilweise drastischen Erhöhungen nicht selten für eine böse Überraschung gesorgt. Nach Angaben der Verwaltungen in Bünde, Kirchlengern und Rödinghausen sind mittlerweile alle Bescheide verschickt worden. Die Höhe der zu entrichtenden Steuer errechnet sich durch die Multiplikation des jeweiligen Hebesatzes der Kommune mit dem individuellen Grundsteuermessbetrag. Während der aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichtes von den Finanzämtern neu ermittelte Messbetrag den Eigentümern in der Regel schon im Jahr 2022 mitgeteilt wurde, stehen die Hebesätze erst seit Ende 2024 fest. Unterschiedliche Hebesätze bei Grundsteuer im Bünder Land So ist in Bünde der Hebesatz für die Grundsteuer B einheitlich von 501 auf 629 Prozent angehoben worden. In Rödinghausen ist die Grundsteuer B lediglich von 501 auf 529 Prozent gestiegen. Dafür wurde die Gewerbesteuer von 430 auf 449 Prozent erhöht. In Kirchlengern ist der Hebesatz von 501 auf 588 Prozent erhöht worden. Die dadurch fehlenden 400.000 Euro im Haushalt werden aber nicht durch die Gewerbesteuer aufgefangen, sondern sollen eingespart werden. Zum Thema: Entscheidung zur Bünder Grundsteuer ist gefallen Zu Nachfragen und Beschwerden führen alle drei Herangehensweisen. Bündes Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz berichtet von einem höheren Aufkommen als üblich. Zur Anzahl der schriftlich eingereichten Widersprüche macht sie keine Angaben. Nur so viel: &bdquo;Der Großteil der Widersprüche richtet sich gegen den von der Finanzbehörde festgelegten Grundsteuermessbetrag, der Grundlage für die Besteuerung ist.“ In Kirchlengern sei die Zahl der Nachfragen und Beschwerden im Vergleich zu den Vorjahren nicht angestiegen, teilt Natascha Neumann im Auftrag der Verwaltung mit. Darüber hinaus würden die Fragen in der Regel per Telefon geäußert. Nur wenige Menschen würden dafür persönlich im Rathaus erscheinen. Mit 13 sei die Anzahl der bisher eingegangenen Widersprüche aber höher als sonst üblich. Widersprüche gegen Bescheide der Stadt haben geringe Chancen Auch in Rödinghausen würden sich die Bürgerinnen und Bürger zumeist telefonisch mit Verständnisfragen melden. Bezogen auf die Vorjahre bewege sich das aber &bdquo;in einem zu vertretenden Umfang“, teilt Gemeindesprecher Niklas Krämer mit. Bis zum 5. Februar waren drei Widersprüche eingegangen. Da die Bescheide mit dem Datum vom 30. Januar versandt worden seien, sei es aber noch zu früh, um eine realistische Einschätzung zu einem möglicherweise erhöhten Aufkommen zu geben. Doch wie groß ist überhaupt die Chance, dass ein bei der Stadt oder Gemeinde eingereichter Widerspruch Erfolg hat? Die Stadt Bünde erklärt hierzu: &bdquo;Wir möchten die Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer ausdrücklich darauf hinweisen, dass ein Widerspruch gegen den Grundsteuerbescheid der Stadt nur in Ausnahmefällen zielführend sein wird.“ Zum Thema: Mehrkosten durch Grundsteuer in OWL: Das können Eigentümer jetzt noch tun Alle drei Kommunen weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sie die Grundsteuer ausschließlich auf Basis der vom Finanzamt festgelegten Grundsteuermessbeträge erheben würden. Stellvertretend erklärt Rödinghausens Kämmerer Björn Vogt hierzu: &bdquo;Die Gemeinde Rödinghausen ist bei der Festsetzung der Grundsteuer an die Messbeträge des Finanzamts gebunden.“ Einwände, die sich auf die Grundstücksbewertung oder den Steuermessbetrag beziehen, müssten also direkt beim Finanzamt geklärt werden. Widerspruch gegen Finanzamt ist eigenes Verfahren Dies sei allerdings ein eigenständiges Verfahren, auf das eine Kommune keinen Einfluss habe. &bdquo;Ein Widerspruch gegen den Bescheid der Stadt würde in solchen Fällen ins Leere laufen. Wir empfehlen daher, zunächst genau zu prüfen, ob der Anlass des Widerspruchs tatsächlich die Berechnung der Stadt betrifft, bevor weitere Schritte eingeleitet werden“, erklärt Bündes Stadtsprecherin Greiner-Rietz. Die Gemeinde Kirchlengern rät Grundstückseigentümern dazu, auch Fachleute wie Steuerberater, Immobiliengutachter oder Anwälte hinzuzuziehen. &bdquo;Diese Spezialisten können Ihnen bei der Überprüfung und Optimierung Ihres Grundsteuerwertes und damit des Grundsteuermessbetrags zur Seite stehen“, teilt Natascha Neumann mit. Auch der Bund der Steuerzahler weist auf die Möglichkeit hin, beim Finanzamt einen sogenannten Fortschreibungsantrag zu stellen. Mit diesem könnten zu großzügig angegebene Wohnflächen oder Grundstücke korrigiert werden. Dies würde im Erfolgsfall zu einem niedrigeren Messbetrag führen. Bis das Finanzamt einen geänderten Messbetrag an die Kommunen übermittelt hat, müsse dennoch die ursprünglich errechnete Steuer entrichtet werden. Über dieses Vorgehen würden sich einige Bürger aktuell irritiert zeigen, teilt Bündes Sprecherin Greiner-Rietz mit. Sie versichert aber, dass ein vom Finanzamt geänderter Grundsteuermessbetrag rückwirkend korrigiert werde. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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