Verbrennungen in der Adventszeit: Bünder Chefarzt erklärt, was im Notfall zu tun ist

Bünde. Die Advents- und Weihnachtszeit ist traditionell auch die Zeit der Kerzen, der Heißgetränke und des Plätzchenbackens. All das trägt zur Besinnlichkeit bei, kann mitunter aber vor allem für Kinder gefährlich werden. Am Samstag, 7. Dezember, ist &bdquo;Tag des brandverletzten Kindes“. Ein bundesweiter Aktionstag des Vereins &bdquo;Paulinchen“, der Betroffenen und deren Familien helfen und auf die Unfallursachen von Verbrennungen und Verbrühungen präventiv hinweisen will. &bdquo;Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 30.000 Kinder Verbrennungen und Verbrühungen“, wird Susanne Falk, Vorstandsvorsitzende von &bdquo;Paulinchen“ in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert. &bdquo;Eine Verletzung dieser Art hat schwerwiegende Folgen für das Kind und die gesamte Familie.“ Mehr Verbrühungen als Verbrennungen Neben offenem Feuer und Backöfen sind heiße Getränke eine Gefahrenquelle für die Kleinsten in der Familie. Das weiß auch Michael Menges, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie sowie Handchirurgie im Lukas-Krankenhaus Bünde. Zwar gibt es in dem Bünder Krankenhaus keine Kinderstation mehr, in der Notfallambulanz werden die Kleinsten aber weiterhin versorgt. &bdquo;Bei kleinen Kindern kommt es häufiger zu Verbrühungen als zu Verbrennungen“, berichtet Michael Menges. Oft seien Kinder betroffen, die gerade das Laufen lernen und sich dementsprechend an allem hochziehen, was ihnen in die kleinen Finger kommt. Das könne beispielsweise die weihnachtliche Tischdecke sein, auf der die Tassen mit heißem Tee stehen. Aber auch ein herunterhängendes Kabel vom Wasserkocher kann entsprechende Gefahren bergen, wenn das Kind daran zieht. Hohe Verletzungsgefahr bei heißen Backöfen &bdquo;Das führt dann oft zu sogenannten Latzverletzungen“, sagt der Chefarzt. Gemeint sind Verbrühungen im Brust- und Bauchbereich. Auch heiße Backöfen können gefährlich sein. &bdquo;Wenn Kinder eine heiße Backofentür anfassen, kann das zu schweren Verletzungen führen“, so Menges. Sind die Verbrennungen tief, bleiben oft Narben auf der Haut vorhanden. Im schlimmsten Fall kann eine schwere Verbrennung oder Verbrühung auch zu bleibenden funktionellen Beeinträchtigungen führen, sagt Menges. Bei schweren Verletzungen an der Hand können Betroffene diese dann eventuell nur noch eingeschränkt nutzen. Der Chefarzt der Unfallchirurgie rät daher zu Achtsamkeit in Bezug auf mögliche Gefahrenquellen. Kabel von Wasserkochern sollten nicht herunterhängen und heiße Getränke sollten nicht an der Tischkante stehen. Außerdem empfiehlt Menges Schutzgitter für Backöfen. Die verhindern, dass Kinder direkt an die Tür fassen und sich so verbrennen können. Entsprechende Gitter gibt es auch für das Kochfeld. Im Notfall Ruhe bewahren Der Verein &bdquo;Paulinchen“ rät zudem, Töpfe und Pfannen immer auf die hinteren Herdplatten zu stellen und die Griffe stets nach hinten zu drehen. Brennendes Fett sollte durch Abdecken mit einem Deckel erstickt werden, ein Löschen mit Wasser könne eine Fettexplosion auslösen. Bei aller Sicherheit und Vorsicht kann es natürlich trotzdem mal zu Unfällen kommen. Sollte sich ein Kind verbrennen oder verbrühen sei es vor allem wichtig, Ruhe zu bewahren &bdquo;und das Kind zu beruhigen“, rät Menges. Bei einer Verbrennung mit Feuer sollten eventuelle Flammen dann zunächst mit Wasser oder einer Decke gelöscht werden. &bdquo;Bei kleinflächigen Verbrennungen, zum Beispiel am Finger, sollte mit handwarmem Wasser gekühlt werden“, sagt der Chefarzt. Die Wassertemperatur sollte dabei 15 bis 20 Grad haben. &bdquo;Kein eiskaltes Wasser benutzen, dadurch könnte der Schaden noch schwerer sein“, betont der Experte. Keine Hausmittel anwenden Bei größeren Verletzungen appelliert er, Kindern Schmerzsaft zu verabreichen, auch als Überbrückung auf dem Weg ins Krankenhaus. Letzteres sollten Eltern unbedingt aufsuchen, wenn es sich um großflächige Verbrennungen oder Verbrühungen handelt. Wenn sich Brandblasen an der betroffenen Stelle bilden, sollten Eltern mit ihrem Kind ebenfalls in die Notfallambulanz fahren. Eine kleinere Rötung hingegen sei kein Fall für das Krankenhaus. &bdquo;Großflächigen Verbrennungen sollten gut abgedeckt werden und gegebenenfalls sollte der Tetanusschutz der Kinder überprüft werden“, so Menges weiter. Wenn mehr als 10 Prozent der Körperfläche von der Verletzung betroffen ist, solle den Kindern zudem unbedingt Flüssigkeit zugeführt werden. Denn die verliert der Körper bei Verbrennungen. Hausmittel wie Quark, Mehl oder Zahnpasta sollten auf keinen Fall auf die Wunden gegeben werden. &bdquo;Das gehört da nicht drauf“, betont der Chefarzt. &bdquo;Das klebt auf den Wunden und ist extrem schmerzhaft“. Er empfiehlt sogenannte Metalline-Kompressen, die das Risiko einer Wundverklebung verringern. Erhöhte Gefahr an Silvester Der Chefarzt betont im Gespräch mit der NW auch die erhöhte Verbrennungsgefahr an Silvester. Rund um den Jahreswechsel behandeln die Ärzte in der Notaufnahme des Lukas-Krankenhauses vor allem vermehrt Jugendliche, die die Gefahr von Feuerwerkskörpern unterschätzen, wie er sagt. Jedes Jahr komme es zu schweren Verbrennungen, weil Böller beispielsweise in der Hand entzündet oder mehrfach benutzt werden. Michael Menges mahnt daher ausdrücklich zur Vorsicht im Umgang mit Feuerwerkskörpern.

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