Chefarzt aus Höxter warnt: „Hausmittel können bei Verbrennungen sogar schädlich sein“

Kreis Höxter. Alles geht ganz schnell: Ein Griff auf die heiße Herdplatte oder an den heißen Backofen, in dem das Licht so verführerisch leuchtet. An den Grill, auf dem jetzt im Sommer das leckere Würstchen brutzelt. Kindliche Neugier, die auch bei brennenden Kerzen oder dem heißen Bügeleisen geweckt wird. 1.276 Kleinkinder bis zu zehn Jahren wurden im Jahr 2023 nach Angaben der AOK Nordwest westfalenweit mit Verbrennungen und Verbrühungen ins Krankenhaus eingewiesen. Zum Kindersicherheitstag an diesem 10. Juni hat die &bdquo;Neue Westfälische“ Höxter deshalb den Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik am St.-Ansgar-Krankenhaus in Höxter, Firooz Ahmadi, gefragt: Was tun bei Verbrühungen und Verbrennungen? Vieles davon gilt auch für Erwachsene. Wie häufig werden Sie im Alltag auf der Station mit solchen Unfällen konfrontiert? Was passiert am häufigsten? Firooz Ahmadi: In der Kinder- und Jugendklinik am St.-Ansgar-Krankenhaus der KHWE behandeln wir etwa ein- bis zweimal pro Monat Kinder mit Verbrühungen oder Verbrennungen. Besonders häufig kommt es in der Winterzeit, insbesondere rund um Weihnachten, zu solchen Unfällen. Am häufigsten sind Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten wie Tee, Kaffee oder Wasser. Wie alt sind die Kinder in der Regel? Warum ist gerade diese Altersgruppe besonders betroffen? Betroffen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder im Alter von etwa ein bis drei Jahren. In diesem Alter fehlt den Kindern noch das Gefahrenbewusstsein, sie haben keine entsprechenden Erfahrungen und ihre Bewegungen sind oft unkontrolliert und spontan. Hinzu kommt, dass Eltern im Alltag, etwa beim Kochen oder Kaffeetrinken, nicht immer aufmerksam genug sein können, was das Risiko zusätzlich erhöht. Was sollten Eltern zuerst tun, wenn sich ihre Kinder, Kleinkinder oder Babys verbrannt oder verbrüht haben? Die betroffene Stelle sollte sofort mit Leitungswasser für etwa fünf bis zehn Minuten gekühlt werden. Bitte keine Coolpacks oder Eisspray verwenden, da diese zu Kälteschäden führen können. Die verbrannten Kleidungsstücke sollten vorsichtig entfernt werden. Wichtig ist zudem: Kinder sollten nicht auskühlen, also nach dem Kühlen gut zudecken. Zusätzlich kann bei Schmerzen ein altersgerechtes Schmerzmittel, zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen als Zäpfchen, verabreicht werden. Verbrennungen bei Kleinkindern: So lassen sich Gefahren vermeiden Gilt das Gleiche auch für Erwachsene? Oder müssen diese anders behandelt werden oderreagieren? Auch bei Erwachsenen gilt: Zügig kühlen für fünf bis zehn Minuten mit handwarmem Wasser. Allerdings ist bei kleinen Kindern das Risiko der Unterkühlung deutlich höher, daher ist bei ihnen besonders auf Wärmehaltung nach dem Kühlen zu achten. Die Sofortmaßnahmen selbst unterscheiden sich aber nicht wesentlich. Wann ist der Weg ins Krankenhaus der richtige? Oder der Anruf bei der Notrufnummer 112? Ob ein Arztbesuch notwendig ist, hängt vor allem von Ausmaß und Tiefe der Verletzung ab. Das lässt sich für Laien oft schwer einschätzen. Deshalb raten wir Eltern, im Zweifel lieber großzügig eine Kinderklinik aufzusuchen. Wenn größere Hautflächen betroffen sind oder das Kind starke Schmerzen hat, sollte sofort der Rettungsdienst unter 112 gerufen werden. Kaffee, Tee, Kochwasser: Vier Tipps, die kleine Kinder vor Verbrühungen bewahren Was bringen Brandsalben und Co.? Was Hausmittel wie Öl, Puder und Co.? Sind diese eventuell sogar gefährlich oder schädlich? Abgesehen vom Kühlen mit Leitungswasser und der Gabe eines Schmerzmittels sollten keine weiteren Substanzen auf die Haut aufgetragen werden. Hausmittel wie Zahnpasta, Mehl oder Öl sind nicht nur unwirksam, sondern können die Wundheilung behindern oder sogar schädlich sein. Auch Brandsalben sollten nur nach ärztlicher Anweisung verwendet werden.

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