Sicherheitsrisiko: Stadt Bünde muss dringend instabile Deiche reparieren

Bünde. Viele Bünder haben noch die Bilder vom Hochwasser in der Weihnachtszeit im vergangenen Jahr lebhaft vor Augen. Hilfskräfte waren über Tage im Dauereinsatz. Die Hochwasserschutzdeiche von Else und Darmühlenbach im Bereich der Trinkwassergewinnungsanlage der Energie- und Wasserversorgung Bünde GmbH in Ahle waren und sind dabei ein neuralgischer Punkt, auf dem ein besonderer Fokus liegt. Der Deich musste am Karrenbruch sowie östlich des angrenzenden Hofs Lehmann &bdquo;intensiv verteidigt werden“, wie es jetzt von der Stadtverwaltung in einer Unterlage für den Planungsausschuss heißt. Ein besonderes Sicherungsverfahren soll jetzt relativ schnell für eine Stabilisierung der Deiche sorgen, die wohl dringend nötig ist. Bei den Einsätzen vor fast einem Jahr fielen bauliche Unzulänglichkeiten an den Deichen auf, wie aus der Information für den Planungsausschuss hervorgeht. Besorgniserregend seien laut Stadt vor allem, dass die Höhe der Deichkrone mittlerweile unzulänglich sei. Darüber hinaus existieren sogenannte Unterläufigkeiten im Deich, die dafür verantwortlich sind, dass Sickerwasser aus dem Deich austritt. Schlussendlich wurden dabei auch stellenweise Schwachstellen im Deich sichtbar, die dessen Standsicherheit infrage stellen würde. Die Verteidigung des Deiches wurde damals zudem dadurch erschwert, dass es auf der &bdquo;landseitigen Deichseite“ keine Schutzstreifen gebe und die betroffenen Abschnitte nur indirekt und erschwert zu erreichen gewesen seien. Trinkwassergewinnungsanlage muss geschützt werden &bdquo;Derartige Hochwasserereignisse können aufgrund des Klimawandels auch in unserenBreitengraden häufiger auftreten. Um eine drohende Überschwemmung im Umfeld des Deiches abzuwenden, müssen diese Deichabschnitte zwingend und zeitnah repariert werden“, macht die Stadtverwaltung deutlich. Dabei sei vor allem die Versorgung mit Trinkwasser gefährdet. &bdquo;Es gilt zu vermeiden, dass Hochwasser in die Trinkwassergewinnungsanlage eintritt und damit den Trinkwasserbrunnen beschädigt und die Trinkwasserversorgung im Versorgungsgebiet der EWB gefährdet“, fordert die Verwaltung ferner mit Blick auf einen Beschluss des Planungsausschusses. Owe Otte in Holte ist neuer Mitarbeiter im Bereich &bdquo;Abwasser“ der Stadt Bünde. Er erläuterte das Problem und die neue Art der Reparatur. &bdquo;Es gibt dabei einige Schwierigkeiten. Eine der Hauptschwierigkeiten ist, dass wir zwischen Deichkörper und Else nur sehr wenig Platz haben. Wir haben also nicht die Möglichkeit, einen konventionellen Deichkörper zu bauen“, so Otte in Holte gegenüber den Ausschussmitgliedern. Lesen Sie auch: Untere Wasserbehörde bremst in Bünde das Projekt &bdquo;Elsebogen“ jetzt aus Das von ihm vorgestellte Verfahren namens Topocare sei zwar marktreif, gelte aber noch nicht als Standard im Zusammenhang mit Hochwasserschutz und Deichreparaturen. Owe Otte in Holte versicherte aber, dass dieses neue Verfahren mit &bdquo;wissenschaftlichem Know How hinterlegt“ sei. Zudem gebe es bereits in der Region Verwallungen, die mit diesem Verfahren gebaut worden seien. Ein Beispiel gebe es in der Nähe von Detmold, das sich eine Delegation der Stadt Bünde bereits angesehen hätten. Neues Verfahren braucht weniger Platz Bei dem Topocare-Verfahren wird Erdreich in sogenannte Geotextilschläuche gefüllt, die wiederum in Lagen übereinander versetzt aufgeschichtet werden. Im Querschnitt ergibt sich ein Dreieck, dessen Außenseiten aber steiler sind als die Seiten des Deichs. Üblicherweise werden dabei Winkel von 45 Grad Neigung erreicht. Das vermindere laut Owe Otte in Holte die Gefahr von Bodenerosionen beim Überströmen des Deichs. Zudem sei der &bdquo;Verteidigungsbedarf eines solchen Deichkörpers gegenüber der konventionellen Bauweise deutlich geringer“. Ein weiterer Vorteil dieser Methode sei ein schnelleres Abfließen des Hochwassers, weil der Querschnitt der Gewässer aufgrund der schmaleren Deichkörper breiter sei. Über die Ufer getretene Gewässer hätten somit also mehr Platz. Doch so einfach ist die Planung dann doch nicht, denn die Stadt Bünde muss sich dieses Verfahren erst von der Unteren Wasserbehörde wasserrechtlich genehmigen lassen. Owe Otte in Holte sagt: &bdquo;Wir kommen nicht damit durch, einfach nur zu sagen, dass es sich um eine Reparatur handelt. Das hätten wir uns angesichts der knappen Zeit anders gewünscht, aber der Eingriff in die vorhandene Bausubstanz ist einfach zu umfangreich.“ Lesen Sie auch: Gütersloher Start-Up hält Patent auf die erste Deichbau-Maschine Auf den präsentierten Fotos und Grafiken waren in der Ausschusssitzung lediglich die weißen Schläuche zu sehen, die allenfalls an den Außenseiten mit Erde angefüllt waren. Owe Otte in Holte erklärte auf Nachfrage von Marius Hölscher (CDU), dass diese &bdquo;Würste“ nur der Rohbau seien und mit Erde und Pflanzen begrünt werden sollen. Topocare-Verfahren bietet sich für zwei Bereiche an Das Topocare-Verfahren soll zudem auch nur in zwei bestimmten Bereichen von wenigen Hundert Metern des Deichs eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um den &bdquo;Tödtenbruch“ sowie um den Elsedamm im Bereich &bdquo;Borrenkamp“ nahe der Teilung von Else und Neue Else. Die Stadt plant für diese Maßnahme mit Ausgaben in Höhe von knapp 300.000 Euro, die nicht im Haushalt berücksichtigt sind. Der Ausschuss gab dafür seine Zustimmung. Wann allerdings mit der Umsetzung begonnen werden kann, liegt an der wasserrechtlichen Genehmigung durch die Untere Wasserbehörde.

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