Deshalb kümmert sich ein Bünder Bestattungshaus auch um Abo-Kündigungen

Bünde/Kirchlengern. An diesem Wochenende ist Totensonntag, das Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen. Doch dieses Erinnern findet zunehmend in anderer Form statt als noch vor fünf oder zehn Jahren – und das nicht nur zu diesem Feiertag. Philipp Niemann, Inhaber des gleichnamigen Bestattungshauses mit Sitzen in Bünde und Kirchlengern, geht sogar noch weiter und sagt: &bdquo;Die Bestattungskultur befindet sich in einem Wandel. Dieser hat gerade erst begonnen und wird in den kommenden Jahren noch an Bedeutung zunehmen.“ Begonnen habe alles mit der Bestattungsform, die sich nach und nach änderte: &bdquo;Mittlerweile haben wir zwei Drittel Urnenbestattungen und nur ein Drittel im Sarg“, so Niemann. Was die Grabstätte angehe, so würden &bdquo;pflegefreie Formen immer stärker nachgefragt.“ Das habe nicht in erster Linie etwas damit zu tun, dass Hinterbliebene sich nicht kümmern wollten. Die Lebensentwürfe hätten sich einfach verändert, Familien seien nicht mehr an einem Ort, sondern weit verstreut. Und häufig seien es auch die Verstorbenen, die vor ihrem Tod Wert darauf gelegt hätten, ihren Hinterbliebenen nicht so viel Mühe mit der Grabpflege zu zumuten, und die sich deshalb eine pflegeleichte oder pflegefreie Grabgestaltung gewünscht hätten. Diese Änderungen seien mittlerweile schon gang und gäbe, sagt Niemann. In einem weiteren bedeutenden Bereich, der Digitalisierung, &bdquo;sind wir dem Schwung schon etwas voraus“. Zu diesem Bereich gehöre vor allem das digitale Kundencenter, erklärt Niemann. &bdquo;Unsere Auftraggeber bekommen dafür immer einen Zugang, damit sie sich dort einloggen können. Derzeit nutzen dies aber noch nicht alle.“ Lesen Sie auch: Was tun, wenn die Bestattung zu teuer ist? Mitgliedschaften und Abos automatisch kündigen Enthalten ist in diesem digitalen Kundencenter beispielsweise ein Abmeldeassistent. &bdquo;Den haben wir von einem externen Anbieter eingekauft und bei diesem steckt eine umfangreiche Datenbank dahinter, erklärt Niemann, der – bevor er sich entschieden hat, den Familienbetrieb weiterzuführen – auch mal überlegt hatte, Informatik zu studieren. Der Vorteil des Abmeldeassistenten: &bdquo;Zum Beispiel für Mitgliedschaften oder Ähnliches wird meist nur einmal im Jahr abgebucht. Wir laden dort die Sterbeurkunde hoch und wenn der oder die Verstorbene zum Beispiel Mitglied beim FC Muckum war, wird das dort rechtssicher abgemeldet – dafür ist dann noch nicht einmal eine Empfangsbestätigung nötig“, erklärt der Bestatter. Auch für Sterbegeld- und Lebensversicherungen sei dieser Service sehr nützlich. Was noch nicht so zahlreich nachgefragt werde, sei die automatische Recherche zum digitalen Nachlass des oder der Verstorbenen. &bdquo;Dazu wird eine gewisse Grundinformation, zum Beispiel die E-Mail-Adresse, benötigt“, so Niemann. &bdquo;Ob Facebook, Instagram, Ebay oder Amazon – eine Reihe von solchen Anbietern im Internet wird darüber angeschrieben und es wird danach gefragt, ob ein Konto auf den Namen des oder der Verstorbenen existiert“, erklärt der 28-Jährige. Lesen Sie auch: Was passiert, wenn man einsam stirbt? Recherche zum digitalen Nachlass des oder der Verstorbenen Auch laufende Abos wie Spotify oder Netflix würden so abgefragt und automatisch gekündigt. &bdquo;Die Verträge, die ja hinter diesen Abos oder Nutzungen stecken, gehen nach dem Tod in die Erbmasse über“, erklärt Niemann. Bei Facebook sei es zum Beispiel auch möglich, ein bestehendes Profil in eine Gedenkseite umzuwandeln. &bdquo;Bei solchen Dingen beraten wir unsere Kunden auch, wenn gewünscht.“ Was die Möglichkeit angehe, sich an den oder die Verstorbene zu erinnern, bietet das Bestattungshaus Niemann – wie viele weitere heute bereits – auch die Option an, im Gedenkportal eine Erinnerungsseite einzurichten. &bdquo;Trauer teilen tröstet und hilft“ steht als Überschrift über dem Portal bei Niemann. Angehörige, Freunde und Verwandte haben dort die Möglichkeit, digital eine Kerze anzuzünden und auch, eine Nachricht zu hinterlassen, die den direkten Hinterbliebenen dann auch zugestellt wird. Diese weitergehenden digitalen Angebote würden noch nicht allzu häufig nachgefragt, da etwas wie &bdquo;digitaler Nachlass bei über 80-Jährigen, die jetzt versterben noch kein so großes Thema ist“, wie Niemann sagt. Allerdings: Auch heute schon treffe es eben nicht immer nur die über 80-Jährigen. &bdquo;Und diese Angebote werden zunehmend wichtig werden, da in 20 oder 30 Jahren wohl fast jeder Verstorbene einen Fußabdruck im Internet hinterlassen wird.“

Meistgelesen