Meinung junger Bünder ist in der Stadt zum Glück weiter gefragt

Bünde. Zu teuer? Zu wenige Teilnehmer? Eine Einrichtung, die man sich in Bünde weiter leisten will? - Der Kinder- und Jugendrat, der im Frühjahr 2023 in der Stadt eingerichtet wurde, stand jetzt auf dem Prüfstand. Vier Veranstaltungen hat es bereits gegeben. Jetzt wollte Jugendamtsleiter Marco Frodermann von den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses wissen: Ist dieses Format noch politisch gewollt? Mit dem Kinder- und Jugendrat unter dem Titel &bdquo;Junge Menschen reden mit – Deine Meinung ist gefragt“ hat die Stadt Bünde ein Format geschaffen, bei dem Kinder von etwa 10 Jahren bis hin zu Jugendlichen im Abiturjahrgang ins Rathaus eingeladen werden. Im Ratssaal wurde über verschiedene Themen diskutiert, die die jungen Menschen eingebracht haben - manche betrafen sie selbst, andere die Stadt. Frank Labatz vom Institut für Soziale Kompetenz hat diese Veranstaltungen moderiert. Fragestellungen zum Bereich Schule gab es viele. Darüber hinaus standen aber auch Themen wie Fahrradsicherheit, Baumpatenschaften oder die Gestaltung von Plätzen im öffentlichen Raum auf der Tagesordnung - also Themen, die die Stadt insgesamt betreffen. Da die Kosten pro Veranstaltung im Schnitt um die 5.000 Euro betrugen, die Teilnehmerzahl mit zehn bis 15 Kindern und Jugendlichen aber eher überschaubar war, wollte der Jugendamtsleiter jetzt sichergehen, dass die Fortführung des Formates die Rückendeckung aus der Politik hat. Hintergrund: Kinder- und Jugendrat in Bünde auf der Kippe Junge Bünder fühlen sich &bdquo;machtlos und unzufrieden“ Erfreulich ist, dass die Mitglieder des Bünder Jugendhilfeausschusses fraktionsübergreifend deutliche Worte fanden für die Fortführung - und das trotz einer zweifelsfrei angespannten Finanzlage. Am Ende wurde betont, dass das Jugendparlament auch ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Politikverdrossenheit sei - angesichts aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen von großer Bedeutung. Schaut man sich darüber hinaus Studien zum aktuellen Befinden der jungen Generation an, liegt auf der Hand, wie wichtig die Beteiligung junger Menschen auch an politischen Prozessen auf lokaler Ebene sein kann. &bdquo;Machtlos und unzufrieden“ fühlen sich viele Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren. Das hat zum Beispiel eine Sozialstudie zum Thema &bdquo;Gerechtigkeit“ ergeben, die jüngst von der Universität Bielefeld durchgeführt wurde und im Zuge derer 1.230 Kinder und Jugendliche befragt wurden. Gerade dem Gefühl der Machtlosigkeit kann mit Formaten wie dem Kinder- und Jugendrat gut entgegengewirkt werden. Das Format nicht weiterzuführen, war keine Option Außerdem ist die Zeitspanne seit Frühjahr 2023 noch nicht lang genug, um ein solches Format wirklich nachhaltig zu etablieren. Schließlich müssen die jungen Menschen erst einmal die Erfahrung machen können, dass ihre Vorschläge wirklich sichtbar werden in der Stadtentwicklung. Wenn das an der einen oder anderen Stelle gelingt, kann die Mitarbeit auf kommunalpolitischer Ebene für die nachfolgende Generation durchaus sinnstiftend sein. Wenn sich das dann herumspricht, könnten auch die Teilnehmerzahlen stetig steigen. Dem Ganzen muss man aber auch ein wenig Zeit geben. Und umgekehrt profitiert die Politik auch von der speziellen Perspektive auf kommunale Themen, die Kinder und Jugendliche mitbringen. Deshalb kann in diesem Fall nur betont werden, dass es ein Glücksfall ist, dass im Bezug auf den Kinder- und Jugendrat nicht rein mit einem Blick auf Zahlen oder mit einer schnöden Kosten-Nutzen-Abwägung entschieden worden ist, sondern dass die Kommunalpolitiker Fingerspitzengefühl bewiesen haben. Und ganz ehrlich: Eine andere Entscheidung, als das Format weiterzuführen, wäre auch ein Armutszeugnis gewesen.

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