Bau-Krise trifft Kreis Herford: Unternehmen meldet Insolvenz

Kirchlengern. Als ein &bdquo;Opfer der Krise in der Baubranche“ bezeichnet Rechtsanwalt Volker Römermann aus Hannover die Firma Reent Obernolte in Kirchlengern. Der promovierte Honorarprofessor der Humboldt-Universität Berlin wurde als vorläufiger Insolvenzberater berufen und besuchte das Bauunternehmen an der Ravensberger Straße in der Elsegemeinde unmittelbar nach der Eröffnung des Verfahrens am vergangenen Freitag. Seit mindestens einem Jahr herrscht Flaute in der Baubranche. &bdquo;Die Finanzierer geben keine Kredite“, sagt Rechtsanwalt Volker Römermann. &bdquo;Aber nicht, weil die Nachfrager nicht kreditwürdig wären, sondern weil es keine Nachfrage gibt.“ Obwohl in Deutschland Wohnraum dringend benötigt wird, liege die Branche weitestgehend brach. Das sei nach seiner ersten Einschätzung auch der Grund für die Insolvenz des Bauzulieferers Reent Obernolte in Kirchlengern. Das Unternehmen gilt in der Branche als sehr zuverlässiger Zulieferer für Betonbauteile und ist seit mehr als vierzig Jahren in diesem Geschäft. Gegründet wurde die Reent Obernolte GmbH von Sven Obernolte im Jahr 1981. Der Unternehmer war auch Ratsmitglied für die CDU in Kirchlengern und verstarb Ende Mai 2023 im Alter von 64 Jahren. Die Firma hat sich in der Vergangenheit auch oft an wohltätigen und karitativen Projekten beteiligt. So spendete das Unternehmen beispielsweise Geld für die Aktion &bdquo;Weihnachten im Schuhkarton“. Sven Obernolte war auch ein Unterstützer der Lübbecker Werkstätten. So verzichtete der Unternehmer in der Weihnachtszeit oft auf Präsente für Geschäftspartner und spendete das Geld lieber an soziale Organisationen, Institutionen und Projekte. So fällt die erste Prognose aus Am vergangenen Freitag hat sich Insolvenzverwalter Volker Römermann in Kirchlengern mit Geschäftsführer Frank Kettler besprochen – und kam danach zu einer guten Prognose: &bdquo;Das Unternehmen ist nach meinem ersten Eindruck in seiner Substanz in gutem Schuss. Positiv ist vor allem zu bewerten, dass die Geschäftsführung selbst die Insolvenz beantragt hat und nicht eine Bank. Außerdem bestehen noch offene Rechnungen bei Kunden, die es für mich nun einzutreiben gilt.“ Das alles seien gute Zeichen in dem Verfahren. Römermann hat nun Insolvenzgeld für die Belegschaft beantragt, das drei Monate lang gezahlt wird. So habe man bis Ende Dezember erst mal Luft. Dass es zu einer Auflösung der Reent Obernolte GmbH kommt, davon geht der vorläufige Insolvenzverwalter nicht aus. Die Zeichen stünden &bdquo;ganz klar auf einer Weiterführung des Unternehmens“. Wie diese Weiterführung aber aussehen wird, dazu kann Römermann derzeit noch keine genauen Aussagen treffen, wie er gegenüber der Neuen Westfälischen erläutert. Aber: &bdquo;Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass ein externer Investor in das Unternehmen einsteigt, um es für die Dauer der Bauflaute zu stützen. Die andere ist eine interne Regelung.“ Bei der &bdquo;internen Regelung“ soll das Unternehmen aus eigener Kraft wieder auf die Beine kommen. Welche Möglichkeit greifen wird, kann Volker Römermann nach eigenen Worten in etwa vier bis sechs Wochen sagen. &bdquo;Es würde mich aber doch sehr wundern, wenn es mit der Firma nicht weitergehen würde. Denn das Produkt und das Potenzial der Firma sind gut und in der Branche anerkannt“, so der Insolvenz-Experte aus Hannover. Belegschaft ist bereits informiert Laut Volker Römermann hat Geschäftsführer Frank Kettler die Belegschaft in Kirchlengern am vergangenen Freitag über den Schritt in die Insolvenz unterrichtet. Bei Reent Obernolte arbeiten aktuell 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. &bdquo;Wir sind 23 Festangestellte und zwei Aushilfen“, sagt Geschäftsführer Frank Kettler im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Er ist von Beginn an in der Firma tätig – hat seine Ausbildung dort absolviert, als sie noch unter dem Namen Heemeier ein Stahlhandel war. &bdquo;Schon bevor der Insolvenzverwalter am Freitag da war, habe ich mit der Belegschaft über die Situation gesprochen“, so Kettler. Befürchtungen, dass sich am Tag nach der Bekanntgabe der Insolvenz ein Großteil der Mitarbeiter vom Unternehmen abwendet, etwas Neues sucht, oder sich gar krankmeldet, hatte er nicht. &bdquo;Ich habe bis zuletzt immer darauf geachtet, dass die Mitarbeiter zuerst ihr Geld bekommen“, sagt Frank Kettler. Er habe bei der Bekanntgabe auch das Zeichen gesetzt, dass es weitergeht. &bdquo;Ich komme doch selbst mitten aus der Belegschaft“, macht er im Gespräch deutlich. Für Kettler ist die Situation, wie sie in der Branche herrscht, aber keine Flaute mehr, &bdquo;das ist eine massive Krise, wie wir sie noch nie hatten“. &bdquo;Wir hatten Corona, wir hatten die Finanzkrise und Wirtschaftskrise, aber so etwas wie jetzt, nach Beginn des Kriegs in der Ukraine mussten wir noch nie erleben. Vorher waren die Bücher voll“, sagt der Geschäftsführer und spricht im Weiteren von 80 Prozent Umsatzeinbußen in Teilen des Produktportfolios im privaten Baubereich. Grundsätzlich beziffere die Branche die Einbußen auf 40 bis 60 Prozent. &bdquo;Der große Fall kam dann ab September, Oktober 2023“, sagt er. Doch wie Insolvenzverwalter Volker Römermann ist auch Frank Ketter zuversichtlich und sagt: &bdquo;Es geht auf jeden Fall weiter.“

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