Leben nach Nieren-Transplantation: Bünderin kämpft mit der Einsamkeit

Bünde. Hector und Emil sind der ganze Stolz von Manuela Johanniemann. Die beiden Hunde muntern die 49-Jährige aus Dünne auf, wenn es ihr nicht gut geht und geben ihr den nötigen Halt. &bdquo;Das sind meine beiden Kinder. Wir sind ein Herz und eine Seele“, sagt sie und lächelt, während Hector ihr die Hand abschleckt. Die Frau, die gebürtig aus Melle kommt und im niedersächsischen Teil von Bruchmühlen aufgewachsen ist, hat in ihrem Leben einiges mitgemacht. Mit 17 Jahren wird bei Johanniemann eine chronische Nierenerkrankung festgestellt. Die Organe werden dadurch so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass sie zur Dialyse muss. &bdquo;Meine Lehre als Friseurin konnte ich dadurch nicht zu Ende machen. Ich kam nie wirklich ins Berufsleben rein“, sagt sie. Dreimal pro Woche stand für mehrere Stunden die Dialyse auf dem Programm. &bdquo;Dadurch war ich körperlich total geschwächt“, erinnert sie sich zurück. &bdquo;Ich wollte eigentlich gerne mal meinen Meister machen und auch zwei Kinder bekommen. Daraus ist nichts geworden“, bedauert sie. Das alles hat bis heute Auswirkungen für sie. Schon mit 23 bekommt sie eine Erwerbsunfähigkeitsrente, die sie bis heute bezieht. Obendrauf gibt es Sozialhilfe. Mit dem knappen Geld muss sie jonglieren. &bdquo;Das ist alles nicht leicht“, sagt sie. Bünderin richtet einen Appell an andere Menschen Am 29. November 2003 hat Johanniemann das große Glück, in der Uniklinik eine neue Niere zu bekommen. Damit der Körper das neue Organ akzeptiert, muss sie einige Medikamente zu sich nehmen. Vor allem das Cortison sorgt dafür, dass sie zunächst extrem zunimmt – von 75 Kilogramm auf 150 Kilogramm und wieder zurück auf 60. Lesen Sie auch: Ausweis, Register und Tattoo: Was Sie zur Organspende wissen müssen Das Organ wird zum Glück nicht abgestoßen. Bis heute muss sie drei Liter pro Tag trinken, damit die Niere gut durchgespült wird. &bdquo;Das kriege ich auch ganz gut hin“, sagt Johanniemann. Die Vielzahl an Tabletten sind aber geblieben: 30 Stück pro Tag muss sie einnehmen. Letztlich ist sie dankbar, dass sie mit der neuen Niere nun schon seit 20 Jahren leben kann. Und appelliert in diesem Zuge an andere Menschen, es sich gut zu überlegen, zum Organspender zu werden. Von verpflichtenden Organspenden hält sie nichts, möchte aber zum Nachdenken anregen. &bdquo;Es gibt so viele Menschen, die auf ein passendes Organ warten. Wenn man stirbt, kann man mit seinen Organen noch etwas Gutes und Sinnvolles tun, das sollte man nicht vergessen.“ Soziale Kontakte gehen durch Krankheit verloren Doch die Niere ist nicht das einzige Problem von Johanniemann. Zuletzt hat sie eine Diabetes-Erkrankung entwickelt, muss einen Insulin-Port im Arm tragen. Auch der Magen-Darm-Trakt macht ihr zu schaffen, mehrere Operationen musste sie schon über sich ergehen lassen. Neben ihren körperlichen Problemen gibt es auch seelische Probleme, die ihr zu schaffen machen. Sie hat Depressionen entwickelt und ist seit etwa 15 Jahren in psychologischer Behandlung. Dort werde ihr regelmäßig geraten, sich unter Menschen zu mischen. Lesen Sie auch: Lange Wartezeit bis zur Therapie: Hier gibt es im Kreis Herford überbrückende Hilfe Viele Freunde und soziale Kontakte seien durch ihre Erkrankungen verloren gegangen. Vor allem in den Zeiten, in denen sie aufgrund ihrer Nierenerkrankung noch zur Dialyse gemusst habe. &bdquo;Es haben eben nicht alle Verständnis dafür gehabt, dass man kaputt ist und nicht so viel unternehmen kann“, bedauert sie. Heute stünden ihr ihre Schwester – ihre Eltern sind früh verstorben – und ihre Vermieter zur Seite und helfen ihr.ein Dafür ist sie dankbar, wünscht sich aber noch mehr Menschen in ihrem Umfeld. &bdquo;Gerne, um mit den beiden Hunden spazieren zu gehen, gemeinsam zu reden und mal etwas anderes zu hören“, sagt sie. Gerne würde sie auch mal mit jemandem Essen oder in die Diskothek oder Kneipe gehen. &bdquo;Ich trinke zwar keinen Alkohol, wäre aber gerne unter Menschen“, betont sie. Geselligkeit sei ihr schon wichtig, denn zuhause &bdquo;fällt einem schon mal die Decke auf den Kopf“. Auch wünsche sie sich einen neuen Partner, der sie so akzeptiert, wie sie ist. &bdquo;Jeder will schließlich geliebt werden.“ Finanzielle Lage ist für die 49-Jährige schwierig Durch ihr Schicksal lebt die 49-Jährige am Existenzminimum. Sie habe gerade ein kleines, altes Auto gebraucht gekauft, das sie sich eigentlich gar nicht leisten könne. &bdquo;Ich brauche den Wagen, um zu meinem Arzttermin zu kommen. Und ich lebe hier ländlich und bin darauf angewiesen, um mobil zu sein.“ Mehr zum Thema: Bundesregierung warnt vor wachsender Einsamkeit Große Sprünge kann sie mit dem, was sie durch ihre Erwerbsunfähigkeitsrente und die Sozialhilfe bekommt, nicht machen. &bdquo;Ich war noch nie im Urlaub, von einem Wellness-Wochenende kann ich auch nur träumen. Ich lebe vom Nötigsten“, betont sie. Zuletzt habe sie dann auch noch eine Tierarztrechnung begleichen müssen, als sich einer der Hunde beim Rumtollen am Auge verletzt hat. &bdquo;Ich selbst stecke für die Hunde gerne zurück“, sagt sie. Da die Hunde für sie ein wichtiger Anker sind – auch in Sachen Bewältigung ihrer Depression – und sie auf das Auto angewiesen ist, aber dafür keine gesonderte Hilfe durch Behörden erhalte, erhofft sie sich Unterstützung von außerhalb. Auf der Plattform &bdquo;Go Fund Me“ hat sie eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Wer sie kennenlernen und sich mit ihr austauschen will, erreicht sie per E-Mail unter dackel.melle@gmail.com.

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