Horn-Bad Meinbergerin bekommt vierte Spenderniere - nach 24 Jahren Dialyse

Horn-Bad Meinberg/Berlin. Diana Battefeld ist schwerkrank. Sie hat juvenile Nephronophthise, eine Krankheit, bei der die Patienten mit Nieren geboren werden, diese aber nach und nach schrumpfen, bis sie ihre Arbeit der Blutreinigung nicht mehr ausüben können. Diana Battefeld ist auch stark. Ihre persönliche Stärke überstrahlt ihre Krankheit. Gerade hat sie eine neue Niere transplantiert bekommen, die noch nicht richtig funktioniert. Vom Krankenbett im Berliner Universitätsklinikum Charité aus spricht sie mit der LZ, weil sie die Wichtigkeit von Organspenden ins Bewusstsein der Menschen rufen möchte. &bdquo;Als Kleinkind war ich gesund“, erzählt Diana Battefeld. &bdquo;Mit acht Jahren habe ich dann aber nur noch 30 Kilo gewogen, extrem viel getrunken und mich immer wieder eingenässt. Teilweise habe ich nicht mal mehr den Schulweg geschafft.“ 1993 habe der Kinderarzt dann ihre Nieren untersucht. &bdquo;Die linke Niere funktionierte gar nicht mehr, die rechte Niere nur noch zu 25 Prozent.“ Die Nieren konnten ihre Funktion, die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten, nicht mehr erfüllen. Erste Spenderniere im Alter von zehn Jahren 1994 kam Diana Battefeld zum ersten Mal ans Dialysegerät, was temporär die Nierenfunktion übernimmt und das Blut reinigt. &bdquo;Meine allererste Spenderniere habe ich dann mit zehn Jahren bekommen“, erinnert sich die heute 40-jährige Frau. &bdquo;Die hat immerhin sechs Jahre gehalten. Damit hatte ich vier gute Jahre, die letzten beiden ging es dann bergab.“ Wie lange eine transplantierte Niere im Körper funktioniere, könne man vorher nie sagen, erklärt Diana Battefeld. &bdquo;Wenn man eine neue Niere bekommt, ist nicht automatisch alles gut.“ Die zweite Spenderniere 2008 und auch die dritte 2010 erwiesen sich jeweils als problematisch und mussten nach ein paar Monaten wieder entnommen werden. &bdquo;Seit dem 23. April 2001 bin ich deshalb durchgehend wieder an der Dialyse.“ Ein erheblicher Zeitaufwand im Alltag. In Diana Battefelds Fall bedeutet das seit 24 Jahren, dreimal die Woche jeweils fünf Stunden im Dialysezentrum an das Blutreinigungsgerät angeschlossen zu sein - neben ihrer 30-Stunden-Stelle im Jobcenter beim Kreis Lippe. &bdquo;Sie geht also an drei Tagen vormittags von sieben bis zwölf Uhr arbeiten“, erzählt ihr Mann David Battefeld. &bdquo;Dann kommt das Taxi und fährt sie zur Dialyse - bis sie dann abends gegen 19 Uhr nach Hause kommt.“ An den beiden restlichen Wochentagen arbeitet die 40-Jährige ohne Dialyse die volle Stundenzahl. Auch das Wochenende ist dialysefrei. &bdquo;Montags merkt man es dann schon“, sagt Diana Battefeld. &bdquo;Alles, was ich trinke, bleibt ja im Körper. Diese Flüssigkeit muss auch mit der Dialyse herausgewaschen werden. Ich habe seit Jahrzehnten keinen Urin mehr.“ Lesen Sie auch: Lübbeckerin Katja Golnik hat trotz schwerer Krankheit ihren Lebensmut nicht verloren Urlaube erfordern zusätzliche Organisation Hört sich kompliziert an. Ist es auch. Und doch ist es für Diana Battefeld Alltag. Sie hat gelernt, damit umzugehen. &bdquo;Ich habe meinen Schulabschluss entsprechend ausgelegt und gesagt: Ich möchte mich von meiner Krankheit nicht einschränken lassen und meinem Traumberuf als Arbeitsvermittlerin nachgehen.“ Auch längere Urlaube seien kein Problem. &bdquo;Man muss nur etwas mehr organisieren. Es muss vor Ort ein Dialysezentrum geben. Ohne Dialyse vergifte ich von innen.“ Das Ehepaar war schon in Rom, auf Gran Canaria, auf Norderney... &bdquo;Obwohl ich ihre Geschichte kenne, denke ich oft: Wahnsinn! Was für ein Kraftakt“, sagt David Battefeld. &bdquo;Ich ziehe jeden Tag den Hut vor meiner Frau! Und ganz ehrlich: Wenn ich jetzt ihre Diagnose bekäme, wüsste ich nicht, ob ich noch arbeiten könnte.“ Seine Frau kümmere sich trotz ihrer Erkrankung auch im Alltag um so vieles, erzählt David Battefeld. &bdquo;Die Urlaubsvorbereitungen - oder auch unsere Hochzeit 2023!“ Lesen Sie auch: Leben nach Nieren-Transplantation: Bünderin kämpft mit der Einsamkeit Diese Power sei ihm beim ersten Kennenlernen auf einer Jobmesse schon aufgefallen, erinnert sich David Battefeld. &bdquo;Von dieser Kraft gibt sie mir viel ab. Und auch wenn sie vieles mit sich selbst ausmacht, bekomme ich natürlich live mit, wie anstrengend das alles ist - und dass es auch Tage gibt, wo es ihr richtig schlecht geht.“ Aber wer Diana Battefeld im Alltag erlebe, merke ihr die schwere Erkrankung nicht an. &bdquo;Ich habe bisher ein schönes Leben gehabt“, sagt sie. &bdquo;Ich gehe auf Konzerte und Festivals, lasse mich tätowieren, habe mit meinem Mann ein Haus gekauft... Auch wenn man krank ist, kann man schöne Sachen erleben. Man ist nicht nur krank!“ Der Traum vom Leben ohne Dialyse Ganz nebenbei erzählt Diana Battefeld im LZ-Gespräch auch noch, dass sie beim Jobcenter Lippe Personalratsvorsitzende ist und sich auch in der Schwerbehindertenvertretung engagiert. Da ist es für sie nur ein kleiner Schritt, ihr Schicksal zu nutzen, um die Wichtigkeit von Organspenden deutlich zu machen. Denn wenn die jetzige Spenderniere ihre Arbeit aufnimmt, könnte ihr das wieder ein Leben ohne Dialyse ermöglichen. Das geht nur mit einem Spenderorgan. &bdquo;Das ist natürlich das Ziel - auch wenn ich es mir nach 24 Jahren kaum noch vorstellen kann“, sagt Diana Battefeld. &bdquo;Das wäre fast wie ein anderes Leben.“ Durchschnittlich warte ein Patient in Deutschland zehn Jahre auf ein Spenderorgan, sagt sie. &bdquo;Als Wartezeit zählt in meinem Fall der Beginn der Dialyse.“ Die zwei Nieren, die bei ihr nicht funktionierten, zählen nicht. Sie hat also weiter 24 Wartejahre auf dem Konto. &bdquo;Ich weiß also, ich stehe auf der Liste ganz oben. Trotzdem ist es natürlich aufregend, wenn dann der Anruf kommt“, gibt Diana Battefeld zu. Eigentlich erfahre man nichts über den Spender, sagt sie, weiß aber, dass ihre Niere 58 Jahre alt ist. &bdquo;Das ist das durchschnittliche Spendealter, das muss man sich mal vorstellen. Jüngere mögliche Spenderinnen oder Spender sind einfach nicht registriert.“ Es werde eben immer noch zu wenig über Organspenden aufgeklärt. &bdquo;Deutschland ist bei Organen ein Nehmerland und eins von sieben Ländern in der EU, die noch nicht die Widerspruchslösung haben.“ In der Mehrheit der EU-Staaten gilt: Wer nicht widerspricht, ist automatisch Organspender. Lesen Sie auch: Ausweis, Register und Tattoo: Was Sie zur Organspende wissen müssen Die Entscheidung nicht der Familie überlassen &bdquo;Mit den Organen eines Menschen kann man bis zu acht Menschen retten“, sagt Diana Battefeld. Für Nierenkranke gebe es beim Warten auf ein Spenderorgan die Dialyse, aber Menschen, die auf Spenderlunge, -leber oder -herz angewiesen seien, könnten nicht so lange warten. &bdquo;Ich bin auch Organspender. Mein Herz oder meine Lunge können sie haben. Meine Ärzte haben gesagt, die seien vollkommen in Ordnung.“ Eine andere Meinung kann sie trotzdem akzeptieren: &bdquo;Wenn mir jemand sagt: Ich möchte nicht spenden, dann ist das in Ordnung“, sagt Diana Battefeld, &bdquo;aber äußert es!“ Sie plädiert dafür, nicht die ohnehin mit dem Tod eines Angehörigen belastete Familie auch noch über dessen Organspende entscheiden zu lassen, sondern einen Spenderausweis auszufüllen. Sie appelliert: &bdquo;Ja, nein, oder nur bestimmte Organe - aber trefft doch bitte diese Entscheidung, wenn ihr 18 werdet.“ Lesen Sie auch: Junge benötigt Spenderorgane: Paderborner Familie hofft auf Widerspruchslösung

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