Drohnen-Boom auch im Bünder Land: Vor allem Jugendliche fliegen oft illegal

Bünde. Immer häufiger tummeln sich kleine Fluggeräte mit Kameras am Himmel über Großveranstaltungen. Zuletzt war das bei so manchem Osterfeuer im Bünder Land zu sehen. Auf der Suche nach den Piloten dieser Drohnen ist die Überraschung nicht selten groß, wenn an der Fernsteuerung ein Kind steht. &bdquo;Haben mir meine Eltern zu Weihnachten geschenkt“, lautet dann schon mal die Erklärung auf die Frage, wem das mindestens mehrere Hundert Euro teure Stück gehört. Bei der Frage nach einem &bdquo;Drohnenführerschein“ steigt dem Nachwuchspiloten dann gern ebenso die Röte ins Gesicht, wie bei der Frage, ob er denn schon 16 sei. Sie sind leicht und passen zusammengefaltet in eine Jackentasche: die sogenannten &bdquo;Mini-Drohnen“. Mit einem Gewicht unter 250 Gramm gelten für sie zwar weniger Auflagen als für die größeren Geschwister, dennoch sind ihre Piloten damit nicht im rechtsfreien Raum unterwegs. Einer der Hauptgründe für die Regeln dürfte die hohe Bildqualität sein, die die eingebauten Kameras als Video und Foto liefern. Der Datenschutz ist da schnell in Gefahr. Aber auch die Gefahr von Unfällen ist nicht aus der Luft gegriffen. Drohne fand den Weg nicht mehr zurück Die wohl wichtigste Regel: Wer jünger als 16 Jahre ist, darf grundsätzlich überhaupt keine Kamera-Drohne steuern. Es sei denn, er oder sie wird von einem ausgebildeten Drohnen-Piloten angeleitet und beaufsichtigt, der die jeweilige Drohne selbst steuern darf. Dass das nicht immer eingehalten wird, zeigen Beiträge unter anderem in der Facebook-Gruppe &bdquo;Du lebst schon lange in Bünde, wenn. . .“, die vom Redaktionsteam der NW Bünde gegründet wurde. Hin und wieder tauchen dort Suchmeldungen auf, weil jemand sein Fluggerät vermisst, das bei schlechtem Wetter wohl den Weg zurück nicht gefunden hat, weil der Akku leer war oder die Wind zu stark. Und ohne Strom lassen sich weder Position noch Bilder senden. Einer dieser Quadrocopter – also ein Fluggerät mit vier Rotoren – hat zum Beispiel beim Hochwasser in der Weihnachtszeit zwischen Hunnebrock und Ahle sein nasskaltes Ende gefunden. Solche Missgeschicke beruhen in den meisten Fällen auf Unerfahrenheit und mangelnde Kenntnisse um die Leistungsgrenzen der Drohne. Seit einigen Jahren erfährt die Branche weltweit einen Boom. Wenn Gesetzesverstöße durch die Nutzung von Drohnen in der Statistik der Kreispolizeibehörde und des Bünder Ordnungsamts auch keine wirkliche Rolle spielen, gibt es auch in Bünde, Kirchlengern und Rödinghausen Beschwerden von Menschen, die sich durch ein &bdquo;fliegendes Auge“ beobachtet fühlen. &bdquo;Aktuell liegen uns keine Anzeigen wegen des missbräuchlichen Betriebs von Drohnen vor“, sagt Simone Lah-Schnier, Sprecherin der Kreispolizeibehörde, auf NW-Nachfrage. Grund kann hier sein, dass die meisten Vorfälle gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden, weil sich die Betroffenen davon keinen Erfolg erhoffen, denn schließlich ist der Verursacher – also der Pilot – meistens gar nicht zu sehen. Mit der Drohne zum Storchennest Dass Drohnenbesitzer aber hier und da für Aufsehen sorgen, wird an einigen Fällen der jüngeren Vergangenheit deutlich. Im vergangenen Jahr kreiste eine Kameradrohne um ein Storchennest im Hunnebrocker Bruch und schwebte auch dicht darüber. Für eine Zeit verschwand das Storchenpaar und beobachtete den lauten Störenfried aus sicherer Entfernung. Beobachtet wurde diese Situation von einem Spaziergänger. Ornithologen der Biologischen Station Ravensberg appellieren an Drohnenbesitzer, nicht in der Nähe von nistenden Störchen oder anderen Vögeln zu fliegen. Klaus Nottmeyer von der Biologischen Station Ravensberg in Stift Quernheim sagte bereits im vergangenen Jahr auf Nachfrage der NW, dass Drohnen in bestimmten Bereichen &bdquo;die Biologie stören“. &bdquo;Besonders nistende Vögel müssen zu bestimmten Phasen im Nest sein“, sagt der Natur-Experte. &bdquo;Werden die Paare gestört, verlassen sie im schlimmsten Fall das Nest. Und je länger das dauert, desto größer ist die Gefahr, dass die Brut auskühlt, oder zur Beute von Raubvögeln wird.“ Neu seit 1. Januar 2024 Seit dem 1. Januar gelten neue gesetzliche Vorgaben, die aus der neuen EU-Drohnenverordnung hervorgehen. Sie machen Drohnen-Besitzern und potenziellen Käufern einerseits einiges leichter. Auf der anderen Seite müssen vor allem Besitzer größerer Drohnen in Kauf nehmen, dass ihr Fluggerät fortan ein Transpondersignal aussendet, das es Flugsicherheitsbehörden ermöglicht, eine Fern-Identifikation vorzunehmen. Bedeutet: Die Drohne kann genauso identifiziert werden wie jedes (bemannte) Flugzeug im Luftraum der europäischen Flugsicherung. Hier ist vorgeschrieben, dass der Besitzer/Pilot seine Identifikation in die Software des Fluggeräts eingibt. Außerdem muss seit Januar jede Drohne, die in der EU verkauft wird, innerhalb einer Drohnenklasse (C0 bis C4) zertifiziert sein. Die Klassen richten sich vor allem nach dem Gewicht des Fluggeräts. Viele Drohnen, die vor 2024 gekauft wurden (Bestandsdrohnen), sind keiner Drohnenklasse zugeordnet und besitzen diese Zertifizierung nicht. Für Geräte ab 250 Gramm gelten nun zum Teil größere Einschränkungen bei der Nutzung. Sie müssen zum Beispiel unabhängig vom Drohnenführerschein des Piloten einen Mindestabstand von 150 Metern von Menschen sowie Wohn-, Gewerbe- und Erholungsgebieten einhalten. Für einige Modelle gibt der Hersteller Informationen zu einer möglichen Nachzertifizierung. Die meisten Drohnenpiloten verfolgen keine bösen Absichten. Sie wollen niemanden ausspionieren, sondern sind begeistert von der neuen Perspektive. Das Überschreiten von Gesetzen passiert dabei oft unbewusst, kann aber selbst ohne Personen- und Sachschäden in seltenen Fällen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro nach sich ziehen.

Meistgelesen