„Zum Glück haben wir noch den Kamin“: Bünderin hat seit 16 Jahren Ärger mit der Wärmepumpe

Bünde. Schön ist es im Haus von Gerlinde Krog-Dethof und ihrem Mann. Eine geschmackvolle Inneneinrichtung, ein hübscher Garten mit kleinem Teich und der weite Blick auf eine große Pferdewiese sind nur einige von vielen Gründen, warum es hier so idyllisch ist. Vor 16 Jahren hat das Paar in einer Siedlung am Rand von Holsen ein energieeffizientes KfW-40-Haus gebaut. Entschieden haben sich die Krog-Dethofs für diese Bauweise aus Überzeugung. Das Haus ist aus Holz, auf dem Dach befinden sich Solarkollektoren und eine Photovoltaikanlage. Geheizt wird mit einer Wärmepumpe, außerdem gibt es eine Lüftungsanlage. Die funktioniert nicht richtig, aber das sei eine andere Geschichte, sagt Krog-Dethof und lacht. In erster Linie machen der Familie seit Jahren wiederkehrende Probleme mit der Wärmepumpe Ärger. Immer wieder funktioniert sie nicht richtig, was vernünftiges Heizen zeitweise unmöglich macht. &bdquo;Zum Glück haben wir noch unseren Kamin“, sagt Krog-Dethof und zeigt auf einen kleinen Holzofen in der Ecke des Wohnzimmers. Verschiedene Kundendienste habe die Familie über die Jahre kontaktiert, einige haben sich die Anlage vor Ort angeschaut. Repariert habe sie schlussendlich immer der Schwager von Gerlinde Krog-Dethof – er ist Elektroinstallateur –, da die erschienenen Monteure die Probleme nicht finden konnten. Horrende Summen für - nichts Krog-Dethof erzählt, dass sie teils horrende Summen bezahlt habe, lediglich dafür, dass die Anlage vor Ort begutachtet wurde und eine Reparatur dann längerfristig doch nicht erfolgreich war. Teilweise habe sie sich &bdquo;über den Tisch gezogen“ gefühlt. &bdquo;Ich finde es einfach wichtig, mal darauf aufmerksam zu machen“, sagt die Innenarchitektin. &bdquo;Man bekommt von allen Seiten das Gefühl vermittelt, dass man unbedingt energieeffizient bauen und heizen muss, aber ich glaube, viele wissen gar nicht, wie schwierig es mit der Wartung dieser Geräte werden kann.“ Diesen Eindruck kann Martin Witte, Heizungs- und Lüftungsbaumeister und Sachverständiger bei der Handwerkskammer, gut nachvollziehen. Er betreibt gemeinsam mit seinem Sohn seine Firma in Bünde und steht dem Einbau von Wärmepumpen häufig zunächst einmal kritisch gegenüber. Viele Kunden seien mittlerweile durch die anhaltenden Diskussionen um den Wärmepumpenplan und das Gebäudeenergiegesetz verunsichert, Beratungen für neue Anlagen führe er aktuell kaum durch. Nicht für jeden geeignet &bdquo;Der Weg zur Wärmepumpe ist außerdem ein sehr komplexer“, sagt Witte. Von der ersten Beratung über die Projektierung, den Einbau und schlussendlich dann auch die Wartung seien so viele Schritte erforderlich, dass &bdquo;der Kunde schon verloren hat, wenn nur bei einem dieser Schritte etwas schief geht.“ Und auch nicht für jedes Haus und für jeden Kunden eigne sich eine Wärmepumpe. &bdquo;Hier in Bünde haben wir zum Beispiel viele Kunden mit Altbauten, da lohnt sich das aufgrund der Beschaffenheiten des Gebäudes – Altbauten sind oftmals schlechter isoliert, was für einen hohen Energieverlust sorgt – gar nicht“, sagt er. &bdquo;Es gibt auch Kunden, die eine neue Heizungsanlage benötigen, aber vorher bereits einen sehr hohen Gasverbrauch hatten. Auch da empfehle ich keine Wärmepumpe, die ja mit Strom betrieben wird. Die Kunden melden sich dann nach einem Jahr wegen immens hoher Stromrechnungen, weil der Heizbedarf natürlich nicht weniger wird als mit der Gasheizung.“ Wie konnte es zum Problem kommen? Ohnehin verbaue Wittes Firma nur Hybridanlagen, also die Kombination einer Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, die für einen Teil des Stroms sorgt, mit dem die Anlage betrieben wird. Konkrete Ursachen für Probleme mit Wärmepumpen sieht Witte also im Zusammenspiel aus möglicherweise falscher Beratung und für das jeweilige Haus unpassenden Anlagen; nicht in der mangelnden Qualifikation der Handwerker. Die statistische Landesbehörde IT NRW verzeichnet die Zahl der landesweit im Bereich Sanitär-, Heizungs-, und Klimatechnik Beschäftigten im Jahr 2021 bei 52.833. Wie viele von ihnen im Bereich Wärmepumpe speziell geschult sind, kann Natascha Daams, Sprecherin des Fachverbands Sanitär Heizung Klima NRW, nicht beantworten. &bdquo;Wir gehen aber davon aus, dass Betriebe, die Wärmepumpen installieren, diese auch warten können“, sagt sie. Auch schwarze Schafe in der Branche Was es mit den erforderlichen Qualifizierungen der Mitarbeiter für die Arbeit an einer Wärmepumpe auf sich hat, erklärt Witte: &bdquo;Es gibt einen Kälteschein, der zwingend erforderlich ist, um an einigen Wärmepumpen zu arbeiten. Es gibt nämlich Modelle, die mit einem Kältemittel gefüllt sind. Aber an Modellen, die das nicht erfordern, kann meiner Meinung nach jeder pfiffige Heizungsbauer arbeiten.“ Sicherlich sorgen laut Witte auch schwarze Schafe unter den Fachfirmen für Probleme, die beim Verkauf von Heizungsanlagen auf größtmöglichen Profit aus sind. &bdquo;Der Verdienst an einer Wärmepumpe ist für die Firmen höher als an einer Gasanlage. Einige bauen bestimmt auch einfach die Anlagen ein, die gerade verfügbar sind, können sie dann aber nicht warten.“ Wenn eine Firma so viele verschiedene Anlagen verbaue, kenne sie sich nicht mehr gut mit einzelnen Anlagen aus. Und auch auf den Werkskundendienst warte man heute gerne zwei Monate, sagt Witte weiter. Das sei der Grund, warum er in seiner Firma nur Wärmepumpen von Herstellern verbaue, bei denen er sicher wisse, dass die Zusammenarbeit mit dem Werkskundendienst gut funktioniert. Umfassende Beratung sei wichtig Um Folgeprobleme mit einer Wärmepumpe zu vermeiden, rät Witte Kunden zu einer umfassenden Beratung und auch dazu, sich die Kosten vom Fachmann einmal vorrechnen zu lassen. Sicherlich sei eine Wärmepumpe in einigen Fällen eine gute Sache, mit der effizientes Heizen möglich ist, allerdings müsse man sich der Komplexität einer solchen Anlage bewusst sein und auch wissen, dass Probleme entstehen können, wenn man unpassend beraten wird oder sich das eigene Haus gar nicht für das Heizen mit einer Wärmepumpe eignet, sagt er. Aktuell funktioniert die Wärmepumpe von Gerlinde Krog-Dethof. &bdquo;Das bleibt hoffentlich so, ansonsten geht das Theater wieder los“, sagt sie.

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