Behörden eingeschaltet: Bünder Familien wehren sich gegen illegalen Müll

Bünde. Eigentlich ist die Gegend in Holsen durchaus idyllisch. Christa und Karl-Heinz Berka haben ein großes Haus an der Straße An den Büschen. Auch die Tochter lebt mit ihrem Mann Frank Puhlmann dort. Die Weisheit, dass man sich seine Nachbarn nicht immer aussuchen kann, ist für die Familien bittere Tatsache. Zwar war direkt auf dem Nachbargrundstück schon seit einigen Jahren ein Gartenbaubetrieb, doch seit einem Jahr glauben sie, an einer Bauschuttdeponie zu leben. So richtig ruhig ist es schon lange nicht mehr – und manchmal nur noch schwer zu ertragen. Wo sie früher mal einen Betrieb für Garten- und Landschaftsbau als Nachbarn hatten, teilten sich seit einiger Zeit zwei Unternehmen das Grundstück. Während auf dem einen schon seit Längerem niemand mehr gesehen wurde, war die Belastung durch Lärm und Staub gleich nebenan umso stärker. Schwiegersohn Frank Puhlmann und seine Frau haben die Fakten dokumentiert und vermuten neben einer unzulässigen Lärmbelastung vom Nachbargrundstück noch weitere Verfehlungen. Die bestätigt auch der Kreis Herford auf Nachfrage der Neuen Westfälischen. Die Behörden sind schon tätig geworden. Zur Vorgeschichte: Seit etwa einem Jahr wird auf dem Nachbargrundstück der Familien Berka und Puhlmann in unregelmäßigen Abständen Bauschutt angeliefert. Und nicht nur mal hin und wieder ein kleiner Pkw-Anhänger. Lkw und Traktoren mit Anhängern standen schon mehrfach in Kolonne vor der Einfahrt – und blockierten zudem auch noch die Zufahrt zum Grundstück und zu den Garagen der beiden Familien. Vorfälle dokumentiert Vor einiger Zeit fielen Frank Puhlmann dann Besonderheiten an den Schutthaufen auf. &bdquo;Der Bauschutt war nicht sortiert, sondern enthielt noch Verbundstoffe, die getrennt voneinander entsorgt werden müssen.“ Die Krönung sei noch gewesen, als eines Nachts ein Rauchmelder tönte und weithin zu hören war. &bdquo;Der war aber nicht bei uns im Haus“, so Frank Puhlmann, &bdquo;sondern auf einem der Schutthaufen, wo er eigentlich gar nicht hineingehört.“ Auch Schwiegermutter Christa Berka sagt, dass sie davon hochgeschreckt sei. Mehrere solcher Aufschüttungen sahen Puhlmanns und Berkas in den vergangenen Monaten und außerdem noch größere Ansammlungen von Grünschnitt und Holz auf unversiegelter Fläche. Beide Familien möchten nicht missverstanden werden, denn sie gehörten nicht zu denen, die sich über jede Kleinigkeit von Nachbarn aufregen würden. &bdquo;Hier geht es aber um das Grundwasser, das auch wir nutzen“, sagt Frank Puhlmann und verweist ausdrücklich darauf, dass dieser Müll auf unversiegelten Flächen liegt und Rückstände davon ins Erdreich dringen. Frank Puhlmann und seine Frau haben die gesammelten Dokumentationen in Form von Fotos und Videos an den Kreis Herford geschickt. Ein Gespräch mit dem offensichtlichen Betreiber der Anlage konnte laut Puhlmann nicht stattfinden. Als er vom Grundstück seiner Schwiegereltern aus die Tätigkeiten mit dem Smartphone filmte, sei ein Mann auf ihn zugekommen und forderte ihn barsch auf, das Filmen zu unterlassen. Auf die Frage, ob für die Arbeiten eine Genehmigung vorhanden sei, bekam er keine Antwort. Kreis Herford gibt Auskunft Ebenso ging es Christa Berka. Sie sagt: &bdquo;Ich habe mal jemanden dort angesprochen und nach den Arbeiten gefragt. Aber ich bekam nur zur Antwort, dass man nichts sagen könne, weil man nur angestellt sei. Ob der Chef sich dort schon mal selbst gezeigt hat, kann ich gar nicht sagen.“ Antworten gab aber jetzt der Kreis Herford auf NW-Nachfrage. Patrick Albrecht, Pressesprecher der Kreisverwaltung, die in diesem Fall als Untere Naturschutzbehörde zuständig ist, sagt: &bdquo;Aufgrund der übersandten Bilder und Videos der Nachbarn haben Ortstermine durch die Abfall- und die Immissionsschutzbehörde stattgefunden. Dabei wurde festgestellt, dass auf dem Grundstück unzulässigerweise Abfälle gelagert wurden. Der Eigentümer wurde aufgefordert, die Abfälle vom Grundstück zu entfernen, ordnungsgemäß zu entsorgen und die Entsorgungsnachweise vorzulegen.“ Christa Berka erzählte auch, dass sie vor einigen Monaten spät abends hochschreckte, weil ein Schwertransporter in der Zufahrt zu ihrem und den anderen beiden Grundstücken stand. &bdquo;Ich dachte erst, dass das ein Bagger ist, der darauf stand. Aber wir sahen und hörten dann, dass damit der Bauschutt zerkleinert wurde.“ Eine Tätigkeit, die alles andere als lautlos vonstattengeht. Frank Puhlmann fragt: &bdquo;Muss man so etwas nicht anmelden? Und müssen nicht erst die Anwohner und Nachbarn um Stellungnahme ersucht werden, wenn die Stadt so etwas für ein Grundstück genehmigt?“ Die Lautstärke lag zeitweise weit über 70 Dezibel, gemessen vor der Haustür der Puhlmanns und Berkas. Genehmigung fehlt offenbar Auch dieses Ungetüm filmte und fotografierte Puhlmann und sandte die Dateien an den Kreis Herford. Dazu erklärt der Kreis-Pressesprecher der NW: &bdquo;Eine Bauschuttbrechanlage war bei keinem der Besuche vor Ort. Die Bilder und Videos der Nachbarn zeigen jedoch, dass dort eine mobile Brechanlage betrieben worden ist. Auch der Betrieb einer mobilen Brechanlage bedarf im Regelfall einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung. Der Grundstückseigentümer wurde über die Unzulässigkeit des Betriebs ohne Genehmigung in Kenntnis gesetzt. Im Fall eines entsprechenden Antrages würden auch und insbesondere die (Lärm-)Immissionen in der Nachbarschaft geprüft.“ Auf die Frage, ob auf dem Gelände noch Gewerbe angemeldet ist und ob die Tätigkeiten dort rechtens sind, schreibt Doris Greiner-Rietz von der Stadt Bünde: &bdquo;Aus Datenschutzgründen können wir nicht im Detail auf den Einzelfall eingehen, jedoch können wir bestätigen, dass an dieser Stelle kein Gewerbe angemeldet ist. Das Gewerbe muss nicht zwingend auf dem Grundstück angemeldet sein, der Firmensitz kann sich auch an einem anderen Standort oder in einem anderen Ort befinden. Es ist durchaus üblich, dass Handwerksbetriebe neben dem Firmensitz mit Bürogebäude noch an anderer Stelle eine Lagerfläche haben. Bauordnungsrechtlich ist hier der Betrieb eines Garten- und Landschaftsbaus genehmigt (Lagerflächen und Bürogebäude).“ Hinweise auf Abbruchunternehmen Darunter dürfte aber wohl nicht das Zertrümmern von Bauschutt fallen – auch dann nicht, wenn dieser ordnungsgemäß getrennt wäre. Ebenso dürfte auch nicht das Lagern von Grünschnitt auf unversiegelten Flächen dazugehören. Ein Firmenschild existiert nicht. Frank Puhlmann findet aber Hinweise im Internet auf ein Abbruchunternehmen. Er und seine Frau haben die Angelegenheit einem Anwalt übergeben, der derzeit auf die beantragte Akteneinsicht bei der Stadt Bünde wartet. Seit ein paar Tagen ist es nebenan ruhig, sagt Christa Berka. Ob das mit den Kontrollen oder mit dem Wetter zu tun hat, vermag sie nicht zu beurteilen. &bdquo;Es gibt dort ja niemanden, den man mal etwas fragen kann“, sagt sie.

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