KI im Spiel? 81-jährige Bünderin glaubt, bei Schockanruf die eigene Tochter zu hören

Bünde. Die Tricks der Kriminellen werden offenbar immer perfider, um an das Geld anderer Menschen zu kommen. Eine 81-jährige Frau aus Bünde schilderte ihr Erlebnis aus der vergangenen Woche nun im NW-Lesertelefon und will damit andere warnen, auch auf diese immer &bdquo;ausgebuffteren Machenschaften“ nicht hereinzufallen. Sie selbst hätte die geforderten 15.000 Euro vermutlich gezahlt, wenn sie sie gehabt hätte. &bdquo;Die Stimme von dem Mann klang so seriös und freundlich. Da vermutet man doch nicht, dass das ein Verbrecher ist“, sagt Ursula K. (Name geändert). Mit ihrem echten Namen möchte die Bünderin nicht in der Zeitung erscheinen. Den Anruf habe sie in der vergangenen Woche erhalten. Sie habe schon oft über Schockanrufe gelesen und sei immer der Meinung gewesen, dass sie selbst nie darauf hereinfallen könne. &bdquo;Doch in dem Moment war ich selbst tatsächlich so geschockt, dass ich erst einmal keinen klaren Gedanken fassen konnte. Erst später“, so die 81-Jährige am NW-Lesertelefon. Als das Telefon schellte, machte sich die Seniorin zunächst keine Gedanken über die Nummer im Display, die mit &bdquo;0030“ begann - die Auslandsvorwahl von Griechenland. Dass es nicht &bdquo;030“ - Berlin - gewesen ist, da sei sie sich sicher. Am schlimmsten empfindet die Frau, dass die Betrüger noch nicht einmal davor zurückschrecken, einem anderen Menschen zu sagen, dass deren Kind für den Tod eines Kindes verantwortlich ist. &bdquo;Meine Tochter hätte in Herford einen Unfall gehabt, wurde mir gesagt. Das Kind, das sie dabei überfahren haben soll, sei noch an der Unfallstelle verstorben und meine Tochter sei einfach davongefahren“, erinnert sich die Bünderin Tage später an das Gespräch und ist dabei noch hörbar aufgewühlt. Der Mann habe ihr dann noch gesagt, dass ihre Tochter selbst nicht sprechen könne, weil sie unter Schock stünde. Dennoch fragte die Seniorin, ob sie die Tochter einmal kurz sprechen könne. &bdquo;Da gab er den Hörer weiter und ihr hörte eine Frau weinen und schreien, die tatsächlich wie meine Tochter geklungen hat“, sagt die Frau und fragt sich, wie das möglich sein könne. &bdquo;Mama!“ habe die Stimme immer wieder gerufen. Dann wieder wimmern, weinen, schreien. &bdquo;Mir wurde dann gesagt, dass ich 15.000 Euro zahlen soll, damit meine Tochter vorerst nicht ins Gefängnis muss. Ein Rechtsanwalt würde vorbeikommen und das Geld holen. Er würde meine Tochter dann auch vertreten“, erinnert sich die Frau weiter und sagt: &bdquo;Das ist ja schon eine Nummer, dass mir so was passiert. Ich war schon sehr besorgt. Aber 15.000 Euro hätte ich gar nicht gehabt“, so die 81-Jährige. Als sie den Anrufer das wissen ließ, fragte er, wieviel denn möglich sei. Die Bünderin nannte einen geringeren Betrag und der Mann am anderen Ende der Leitung wollte mit &bdquo;dem Staatsanwalt“ besprechen, ob das reichen würde. Die Senioren sagt: &bdquo;Es meldete sich aber keiner mehr.“ Polizei klärt die Frau auf Dennoch wollte sie ganz auf &bdquo;Nummer sicher“ gehen und rief bei der Polizei in Herford an, wo der Unfall passiert sein sollte. &bdquo;Meine Tochter arbeitet ja tatsächlich dort. Ich wollte von der Polizei nur wissen, ob dort ein solcher Unfall passiert war“, sagt die Frau. Eine Beamtin der Kreispolizeidienststelle ließ die Bünderin aber sofort wissen, dass nichts dergleichen passiert war und dass es sich ganz bestimmt um einen Betrugsanruf gehandelt hat. Aber wie kann es sein, dass die Frau die Stimme ihrer Tochter erkannt haben will? Polizeisprecher Uwe Maser sind solche Fälle nicht unbekannt. Er sagt: &bdquo;In solchen Schocksituationen nimmt man dann viele Wahrnehmungen als Tatsache an. In diesem Fall hat vermutlich eine Fremde geschrien, aber die Wahrnehmung war eine andere.“ Maser warnt aber auch davor, zu viele Infos von sich und der Familie in Form von Videos mit Stimmen der Familienmitglieder in die sozialen Medien zu stellen. &bdquo;Wir sind uns sicher, dass uns die Künstliche Intelligenz (KI) auch bei Schockanrufen in der Zukunft häufiger begegnen wird. Man hat vielleicht vor zehn oder zwanzig Jahren ein Video eingestellt, auf dem man selbst und vielleicht die Tochter etwas erzählen. Für Kriminelle wird es bald leicht sein, diese Stimmen mit einer Software für Schockanrufe zu nutzen“, sagt der Polizeisprecher. Und plötzlich glaube man dann wirklich, die Tochter oder die Mutter würde sich mit einem am Telefon unterhalten, obwohl am anderen Ende der Leitung eine Person sitzt, deren Stimme von einem Computer verfremdet werde. Das rät die Polizei Sollte jemand merken, dass gerade Betrüger am Telefon sind, rät Uwe Maser dazu, nicht den Lockvogel zu spielen und vielleicht noch eine Übergabe von Geld auszuhandeln, um die Täter selbst zu stellen. &bdquo;Grundsätzlich sollte man auch wenig sprechen, denn diese Gespräche könnten aufgezeichnet und für andere Machenschaften verwendet werden“, so Maser. &bdquo;Am besten ist immer: einfach auflegen!“ Ursula K. hatte den Verdacht eines Betrugsversuchs auch schon während des Telefonats. &bdquo;Aber als ich glaubte, meine Tochter zu hören, hätten die mich fast gehabt“, sagt die 81-Jährige.

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