Eltern in Bünde sauer: "Das eine Gymnasium bekommt mehr als das andere"

Bünde. In der vergangenen Woche gab der Schulausschuss grünes Licht für eine Planung zur Erweiterung des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Konkret wurde die Beauftragung der Kommunalbetriebe mit der weiteren Umsetzung beschlossen. Gemäß einer anfänglichen groben Schätzung soll eine Investition von neun Millionen Euro im Raum stehen. Für einen Teil der Eltern, deren Kinder das Gymnasium am Markt besuchen, war das Wasser auf die Mühlen. Sie sehen hierbei eine Bevorzugung des FvSG gegen über dem GaM. Außerdem würde Bünde bei der schulischen Digitalisierung anderen Kommunen hinterherhinken. &bdquo;Es scheint so, als müsste man beim Freiherr-vom-Stein-Gymnasium nur mit dem Finger schnipsen und schon macht man sich an die Planung für einen Anbau“, sagte der Großvater eines Fünftklässlers am Gymnasium am Markt (GaM). Eine Erklärung dazu, warum es bei dem einen Gymnasium ein massiver Anbau werden soll und beim anderen noch Container, lieferte Bündes 1. Beigeordneter Günther Berg in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses. Erweiterung der Unterrichtsfläche Berg erklärte, dass die unterschiedliche Vorgehensweise mit der örtlichen Lage, dem Raumbedarf und nicht zuletzt auch mit der Organisation der Schülerbetreuung zusammenhängt. Beide Gymnasien kehren zu G9 zurück, was sowohl am FvSG wie am GaM zu einem steigenden Raumbedarf führt. Berg erklärt: &bdquo;Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium ist im Gegensatz zum Gymnasium am Markt eine Schule mit gebundener Ganztagsbetreuung bis zum späten Nachmittag. Das allein erfordert im Vergleich beider Schulen schon einen höheren Raumbedarf.“ GaM Zu den Unterschieden sagt Thomas Clausing, Leiter des Bünder Schulverwaltungsamts, zudem auf NW-Nachfrage, dass man mit den geplanten Erweiterungen den vom Schulentwicklungsplan aufgezeigten Erfordernissen gerecht werde. &bdquo;In der Sitzung des Schulausschusses wurde am 7. März deutlich, dass bauliche Maßnahmen am GaM aufgrund der besonderen innerstädtischen Lage und aus städtebaulicher Sicht so bedeutsam sind, dass eine Machbarkeitsstudie erstellt werden soll für einen Baukörper, der berücksichtigt, dass für das GaM mindestens acht Unterrichtsräume sowie Differenzierungsflächen entstehen.“ Auch die Möglichkeit für eine Versammlungsstätte soll in die Studie einfließen. Das erfordert Zeit, die aufgrund der allein aus platztechnischen Gründen einfacher umsetzbaren Erweiterung am FvSG nicht benötigt wird. Der im Frühjahr verstorbene ehemalige Vorsitzende des Schulausschusses Georg Kruthoff (CDU) sagte noch im März auf Nachfrage der NW, dass es auf längere Sicht am GaM auf eine Raumerweiterung in Richtung Marktplatz hinauslaufe. Thomas Clausing betont in seiner Stellungnahme, dass die &bdquo;mobilen Unterrichtsräume“, die für das GaM geplant sind, ausdrücklich eine Übergangslösung seien. Im Gespräch mit Eltern, die sich auch in der Schulpflegschaft des GaM engagieren, kam zudem die Frage auf, warum die schon für dieses Schuljahr avisierten &bdquo;mobilen Unterrichtsräume“ noch nicht aufgestellt wurden. &bdquo;Als die DRK-Kita in Hunnebrock zum zweiten Mal brannte und ein Großteil der Container zerstört wurde, dauerte es doch auch nicht lang, bis neue dort standen“, so der Vater eines GaM-Schüler. Zur Erklärung: Nachdem die meisten der für die DRK-Kita &bdquo;Krempoli“ als Übergangslösung aufgestellten Container verbrannten, konnte von dem Vermieter der Container nur deshalb so kurzfristig Ersatz geliefert werden, weil gerade zu dem Zeitpunkt zufällig ein anderes Projekt ganz in der Nähe beendet war und die mobilen Räume schnell zur Verfügung standen. Aktuell herrscht nach NW-Informationen aber schon seit fast zwei Jahren ein Engpass aufgrund hoher Nachfrage nach Containerlösungen. Ein Grund ist hier der kurzfristig erhöhte Raumbedarf an Schulen und Kitas durch kriegs- und krisenbedingte Zuwanderung aus der Ukraine und anderen Ländern. Trotz Anfrage nach dem Beschluss für die &bdquo;Containerlösung“ konnten zu Schuljahresbeginn noch keine Container für das GaM geliefert werden, das zunächst vier und später vier weitere mobile Unterrichtsräume bekommen soll. FvSG Das FvSG benötigt bis zur vollständigen Rückkehr zu G9 im Jahr 2026 insgesamt mindestens elf zusätzliche Unterrichtsräume. Seit vielen Jahren nutzt das Gymnasium fünf Unterrichtsräume der benachbarten Realschule Bünde-Nord, die diese nun schnellstmöglich für den eigenen wachsenden Bedarf braucht. Thomas Clausing sagt: &bdquo;Das heißt, dass für diese Kompensation der fünf Räume von der Realschule fünf Räume am FvSG geschaffen werden müssen. Und darüber hinaus sechs weitere für den zusätzlichen Jahrgang durch G9.“ Da am Schulzentrum Nord der Platz vorhanden ist, konnte der ersten groben Entwurfsplanung einer Erweiterung jetzt auch schnell zugestimmt werden. Einen in finanzieller Sicht nicht unwesentlichen Punkt für die Investition führte Günther Berg im Schulausschuss noch an: &bdquo;Es macht auch bei den Schlüsselzuweisungen des Landes an die Stadt Bünde einen Unterschied, ob eine Schule eine Ganztagsschule ist oder eine Halbtagsschule.“ Thomas Clausing konkretisiert die Zahl auf NW-Nachfrage und erklärt, dass Halbtagsschüler bei den Schlüsselzuweisungen mit dem Faktor 1 bewertet werden – Ganztagsschüler mit dem Faktor 3. &bdquo;Wäre auch das GaM eine Ganztagsschule, würde das zusätzliche Schlüsselzuweisungen von etwa 1,5 Millionen Euro ausmachen“, zitiert Clausing das Ergebnis einer fiktiven Berechnung. Ausstattung mit mobilen Endgeräten Ein weiterer Kritikpunkt der Eltern – wenn auch nicht im Vergleich beider Gymnasien – ist die Ausstattung mit Tablet-Computern. Die bessere Ausstattung am FvSG hat mit einem schuleigenen Digitalisierungskonzept seit 2019 zu tun. Eltern von Schülern höherer Klassen beschaffen die Tablets selbst. Das stößt seit dem auch auf Kritik. Die Kritik der GaM-Eltern richtet sich auf den Vergleich von Bünde mit anderen Kommunen. &bdquo;In Kirchlengern und Rödinghausen haben alle Kinder an weiterführenden Schulen ein persönliches Tablet“, so der Vater eines GaM-Schülers. Er fragt, warum das nicht auch in Bünde der Fall sei. So müssten sich Kinder in unteren Klassen ein Tablet teilen. Thomas Clausing erläutert dazu: &bdquo;Auf Nachfrage bei der Bezirksregierung in Detmold wurde der Stadt mitgeteilt, dass es weiterhin dabei bleibe, dass keine Verpflichtung für Schulträger bestehe, eine 1 zu 1-Ausstattung von Schülern vorzunehmen.“ Vielmehr ergibt sich für Schulen die Aufgabe, durch organisatorische Maßnahmen dafür zu sorgen, dass der Unterricht mit der bereitstehenden IT-Ausstattung erteilt werden kann. Günther Berg wurde dazu im Schulausschuss sehr deutlich: &bdquo;Es ist längst nicht geklärt, ob die Finanzierung der Digitalisierung Sache des inneren oder äußeren Schulträgers ist – also des Landes oder der Kommunen. Das Land spekuliert darauf, dass der Druck auf die politischen Entscheidungsträger vor Ort so groß wird, dass man sagt ’die Schüler brauchen das jetzt, also müssen wir das bezahlen’. Das Land spielt hier auf Zeit. Ich als Kämmerer empfinde das fast als nötigend.“ Vorangegangen war eine Wortmeldung von Ralf Wiegmann (Grüne), wonach Eltern auch bei ihm die ihrer Meinung nach geringe Ausstattung mit Tablets monierten. Wiegmann zitierte außerdem eine Erklärung auf der Internetseite des Schulministeriums NRW, in der es zusammenfassend heißt, dass eine schulische Vorgabe für Eltern zur Beschaffung digitaler Endgeräte unzulässig ist. Ergänzend zu seiner Erklärung fügte Kämmerer Berg an: &bdquo;Es ist einfach, so etwas auf die Homepage zu schreiben. Aber steht auch dabei, wer es bezahlen soll?“ Martin Schuster als Ausschussvorsitzender sagte abschließend: &bdquo;Wir müssen aufpassen, dass wir uns vor Ort nicht gegeneinander ausspielen lassen. Die Gefahr ist da.“

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