Hochwasserschutz: Stadt Bünde steht vor Grundstückskauf

Bünde. Vor etwas mehr als zwei Jahren beklagten vor allem Menschen aus Hunnebrock hohe Sachschäden, die durch einen Starkregen Anfang Juni 2021 entstanden. Keller und Tiefgaragen liefen ebenso voll wie Erdgeschosswohnungen. Seitdem wird in Bünde diskutiert, wie man sich vor derartigen Folgen schützen kann. Unter anderem eine digitale Karte gab die Stadt in Auftrag, die besonders bedrohte Stellen im Stadtgebiet bei unterschiedlichen starken Niederschlagsphasen zeigt. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen wollte zudem in Hunnebrock einen Gehweg absenken lassen, damit Wasser besser abfließen kann. Doch dafür ist es noch zu früh, wie sich jetzt im Umwelt- und Klimaausschuss zeigte. Der Ausschussvorsitzende Martin Schuster (CDU) fand, dass die vorformulierte Beschlussvorlage eine Diskussion im Ausschuss unmöglich mache. Schuster sagte: &bdquo;Ich sehe mich nicht imstande zu beurteilen, ob die Absenkung eines Gehwegs eine geeignete Maßnahme ist. Das muss von Fachleuten in der Verwaltung entschieden werden.“ Er persönlich hätte sich den Antrag als Prüfauftrag für die Verwaltung gewünscht oder aber als eine Empfehlung der Verwaltung. So sei es schwierig für die Politik, zu entscheiden, ohne zu wissen, ob die Maßnahme überhaupt etwas Positives bewirken könne. Konkret forderten die Grünen in ihrem Antrag eine Absenkung des Gehwegs auf der westlichen Seite der Engerstraße zwischen den Hausnummern 58 und 60, damit das Überflutungswasser besser abfließen kann. Hierzu solle sich die Stadtverwaltung mit dem Landesbetrieb Straßen NRW verständigen, die als Straßenbaulastträger der Engerstraße für die Arbeiten zuständig wäre. Absenkung ist ein Wunsch der Anwohner Bündes Technische Beigeordnete Andrea Brückner empfahl nach Schusters Ausführungen, den Antrag in einen Prüfauftrag umzuwandeln. Grünen-Sprecherin Stefanie Janßen-Rickmann erklärte sich mit dieser Umwandlung zwar einverstanden, die im Folgenden auch einstimmig beschlossen worden war, sie mahnte allerdings zur Eile. Es gebe Prüfaufträge aus der Vergangenheit, von denen man später nichts mehr gehört habe. &bdquo;Wenn wir daraus einen Prüfauftrag machen, dann soll er aber auch zügig abgearbeitet werden – und nicht erst in zwei Jahren“, so Janßen-Rickmann in Richtung Stadtverwaltung. Schließlich sei die Absenkung auch ein Wunsch aus der Arbeitsgruppe Hochwasser, der die betroffenen Anwohner angehören. Eine fachliche Einschätzung zu dieser sowie einer weiteren Maßnahme in Spradow gab der städtische Gewässerexperte Christoph Wittler im Ausschuss: &bdquo;Wenn das Wasser auf der Straße am Strangbach herunterfließt, wäre es eine große Hilfe, wenn es über die Engerstraße hinweg geradeaus weiterfließen könnte.“ Als problematisch erweise sich aktuell aber noch, dass der Strangbach in weiten Teilen verrohrt sei. Und das nicht nur an der Straße Am Strangbach, sondern auch zwischen Engerstraße und Dorfstraße. &bdquo;Solange es diese Verrohrung gibt, macht ein Absenken des Gehwegs noch keinen Sinn. Und nicht nur das: Die Grundstücke unterhalb des abgesenkten Gehwegs würden überflutet und wir wären schadenersatzpflichtig. Positiv würde sich die Absenkung nur auf die Grundstücke oberhalb der Absenkung auswirken“, erklärte Christoph Wittler. Weiter teilte der Gewässerexperte mit, dass man an der Offenlegung des Strangbachs zwischen Engerstraße und Dorfstraße bereits dran sei. Wittler kündigte einen möglichen Grundstückskauf, der für die Offenlegung des Gewässers nötig ist, im Ausschuss vorsichtig an. Er habe entsprechende Informationen bekommen, dass die Stadt noch vor Weihnachten Eigentümer der benötigten Flächen zwischen Engerstraße und Dorfstraße werden könnte. Dann werde es relativ schnell eine Offenlegung des Strangbachs geben. Aber erst dann sei der Zeitpunkt für die Absenkung des Gehwegs gekommen, mit der sich auch die direkten Anwohner einverstanden erklärt hätten. Immer noch kein Ansprechpartner im Rathaus benannt Die weitere von den Grünen beantragte Maßnahme ist ein Raumrechen an einem Durchlass des Eselsbachs unter der Zitternstraße und der Eisenbahnlinie. Dort kam es 2014 nach einem Starkregen zu einer Überschwemmung, da das Wasser des Eselsbachs nicht mehr den Durchlass passieren konnte, weil dieser von Unrat und einer Gitterbox blockiert war. Der Sachschaden bei den Anwohnern der Zitternstraße ging damals in die Hunderttausende. Hierzu teilte Christoph Wittler mit, dass dazu noch Gespräche mit der Bahn nötig seien, was sich aktuell als &bdquo;nicht ganz einfach“ darstelle. Aber es werde in Kürze eine Lösung geben. Ein seit zwei Jahren von Betroffenen schon moniertes Manko brachte schließlich Stefanie Janßen-Rickmann noch einmal vor. &bdquo;Es ist vielen Bürgern immer noch nicht klar, wer in der Stadtverwaltung nun Ansprechpartner für den Hochwasserschutz ist“, so die Grünen-Sprecherin. Nach Worten des Ausschussvorsitzenden Martin Schuster sei dies Aufgabe der Bürgermeisterin, dafür jemanden zu benennen. Nach Informationen der NW ist bis dato – also zwei Jahre nach dem Starkregen – aber weder eine Abteilung, geschweige denn eine Person im Rathaus dafür benannt worden.

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