Wie ein Bünder Bürgermeister eines Badeortes an der Ostsee geworden ist

Bünde/Grömitz. 1976 in Bünde geboren, lebt Sebastian Rieke mittlerweile seit 23 Jahren im Ostseebad Grömitz im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein. Der verheiratete Familienvater (ein Sohn), der in Ennigloh aufgewachsen ist, übernimmt in seiner neuen Heimat Verantwortung. Seit Februar ist Rieke Bürgermeister des beliebten Badeortes. Doch wie kam es eigentlich dazu? Die Wähler im Ort gaben am 26. Februar dieses Jahres jedenfalls ein recht eindeutiges Votum ab: Sie wählten den Politiker der Freien Wähler (FWV) mit 57,74 Prozent zu ihrem neuen Gemeindeoberhaupt. Rieke konnte seinen Konkurrenten Hendrik Wozniak von der CDU, der nur 42,26 Prozent holte, klar hinter sich lassen. Monate nach der Wahl lobt der ehemalige Bünder den fairen Wahlkampf in seiner Wahlheimat. &bdquo;Hier gibt es kein Hauen und Stechen“, sagt Rieke beim Besuch der NW in seinem Büro im Rathaus von Grömitz. Seit 1. Juni übt Rieke sein Amt als Verwaltungschef hauptamtlich aus, ist also das Oberhaupt der 9.972 Einwohner. Zur Verwaltungsgemeinschaft Grömitz gehören noch die kleinen Gemeinden Grube, Dahme und Kellenhusen, die aber eigene ehrenamtliche Bürgermeister haben. Bei Urlaubern ist die Gegend beliebt, das wirkt sich auch auf die Arbeit des Bürgermeisters aus. &bdquo;In der Urlaubssaison sind wir eine mittelgroße Stadt. Außerhalb der Saison sind wir ein Dorf“, sagt Rieke. Praktikum“ beim alten Bürgermeister gemacht Den Einstieg in den neuen Job habe man ihm erleichtert, sagt er. Beim alten Bürgermeister habe er in den letzten vier Wochen seiner Amtszeit eine Art &bdquo;Praktikum“ gemacht. Der bisherige Rathaus-Chef Mark Burmeister (parteilos) hatte nach zwölf Jahren nicht wieder kandidiert und führte seinen Nachfolger in die Amtsgeschäfte ein. Doch wie und wann kam Sebastian Rieke eigentlich in die Ostsee-Gemeinde? Im Jahr 2000 sei das gewesen, berichtet er. Da übernahm der Bünder zunächst den Gastronomiebetrieb seines Vaters in Grömitz, den er aber später schloss. 16 Jahre ist er zuvor als Personalberater in Hamburg tätig gewesen. &bdquo;In dieser Funktion beriet und unterstützte ich Unternehmen bei Personalthemen und der Personalgewinnung“, schreibt Rieke auf seiner Internetseite. Zwischenzeitlich betrieb der jetzige Grömitzer Bürgermeister den Aufbau eines Fachhandelsvertriebszweiges für einen Importeur im Bereich Tierfutter. Politisch engagierte er sich in Grömitz ebenfalls. Vor seiner Wahl zum Bürgermeister war er eine Legislaturperiode Mitglied des Gemeinderates. Immer noch Kontakte im Bünder Land Seine Kontakte ins Bünder Land hat der 46-Jährige nie aufgegeben. Die Kindheit hat Rieke in der Ennigloher Uhlendiekstraße, nahe der ehemaligen Küchenfabrik Hofemeier, heute Neelsen Möbelteile, verlebt. Wenn es seine Zeit zulässt, besucht er seine alten Schulfreunde, seine Verwandten oder sonstige Bekannte in der heimischen Region. Seine Mutter lebt noch heute in Kirchlengern-Häver. Vor seinem Weggang machte er eine Lehre zum Energieanlagenelektroniker in dem Maschinenbaubetrieb Kammann in Bünde. Er war Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Bünde. &bdquo;Wegen des kurzen Weges war Sebastian Rieke beim Löschzug in Ahle“, erinnert sich Löschgruppenführer Sven Kuhlmann. Dann verließ der Bünder die Elsestadt – aus beruflichen Gründen. Wofür sich der Bünder einsetzt Zurück an die Wellen des Ostseestrandes: In seiner laufenden Amtszeit sieht der ehemalige Bünder in der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ein wichtiges Ziel für die kommenden Jahre. &bdquo;Wir müssen versuchen, die jungen Leute am Ort zu halten“, sagt Rieke und will so einer Überalterung der einheimischen Bevölkerung entgegensteuern. Die Jugend will er zudem fördern. Für einen freien Eintritt in die &bdquo;Grömitzer Welle“ für alle Grömitzer Kinder und Schüler setzte sich der neue Bürgermeister bereits erfolgreich ein. Eine Rückkehr in die Zigarrenstadt schließt Rieke für sich aus. &bdquo;Ich wohne, wo andere Urlaub machen“, sagt er und betont noch einmal, dass er sich an der Ostsee sehr wohl fühlt. Mit der Wahl zum Bürgermeister von Grömitz wurde Sebastian Rieke auch etwas Spott zuteil. &bdquo;Erst kamen die Westfalen in den 1960er und 1970er Jahren an die Ostsee und machten hier ihren Urlaub. Nun übernehmen sie auch schon die Rathäuser“, so die Behauptung eines Moderators bei einer örtlichen Veranstaltung unter dem Motto &bdquo;Ein Dorf lacht über sich selbst“. Natürlich kann auch der Bünder darüber schmunzeln. Tatsächlich ist Sebastian Rieke nicht der einzige Bürgermeister in Schleswig-Holstein, der seine Wurzeln im Kreis Herford hat. Der Spenger Kartoffelbauer Klaus Fischer-Riepe ist seit einigen Wochen ehrenamtlicher Bürgermeister des 400-Seelen-Dorfes Tröndel im Kreis Plön. Diese Gemeinde wird von Lütjenburg aus mitverwaltet.

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