Filial-Schließung in Bünde: Sparkasse verspielt es sich bei den älteren Kunden

Die Schließung der Sparkassen-Filiale in Holsen stößt auf Gegenwehr. Besonders Senioren und Menschen mit Behinderung wollen sich mit dem Ende der persönlichen Bank-Beratung am Standort Holsen nicht abfinden. Eine von der Senioren Union angeregte Veranstaltung sollte die erhitzten Gemüter beruhigen – doch das Vorhaben ging nach hinten los. Die Idee der CDU, die Schließung öffentlich anzusprechen, mag gut gewesen sein. Schließlich hatten zuletzt einige Menschen ihrem Ärger über die Filialschließung Luft gemacht. Und dass das Thema die Kunden interessiert, zeigte die Resonanz im Kurhaus Bültermann. Etwa 80 Menschen fanden sich ein, um über das Filial-Aus zu diskutieren. Doch anstatt den Kunden zu erklären warum die Filiale geschlossen wird, entwickelte sich das Treffen zu einer Werbeveranstaltung. Vortrag erinnert an Werbeveranstaltung Regionalleiter Nils Wehmeyer stellte in seinem Vortrag die Arbeit der Sparkasse im Bünder Land vor und ermutigte die Besucher zu Investitionen auf dem Kapitalmarkt. Dass er kurz und knapp einige Alternativen zum Service in der Filiale aufzeigte und erklärte, dass sich Kunden Bargeld per Post schicken lassen können und künftig wohl auch ein SB-Pavillon mit Geldautomat und Kontoauszuckdrucker im Bereich Holsen und Ahle entsteht, geriet bei der immer emotionaler werdenden Veranstaltung in den Hintergrund. Sparkassen-Vorstand Thorsten Gerhold tat sich ebenfalls keinen Gefallen, indem er in seinen Wortbeiträgen gleich mehrfach darauf hinwies, dass das Treffen keine Diskussion, sondern nur eine Informationsveranstaltung sei. Damit wollten sich viele der Besucher nicht abfinden. Uneinigkeit in der CDU Die CDU hinterlässt ebenfalls keinen guten Eindruck. Während die langjährige Kommunalpolitikerin Gunthild Stuke sowie Karl-Heinz Eckert, der als Sachkundiger Bürger in Bünde aktiv ist, das Vorgehen der Sparkasse kritisierten, musste ausgerechnet mit Michael Schönbeck der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion die Schließung der Filiale öffentlich rechtfertigen. Der Christdemokrat ist Mitglied des Verwaltungsrates, war an der Entscheidung zum Filial-Aus beteiligt und musste dafür nun symbolisch den Kopf hinhalten. Aus parteitaktischer Sicht war dieses uneinheitliche Auftreten mehr als ungeschickt. Durch das Kommunikationsdesaster hat die Sparkasse zumindest bei den älteren Kunden in Holsen und Ahle viel Kredit verspielt. Dabei hätte man doch einfach mit offenen Karten spielen können. Denn auch die Sparkasse ist, obwohl sie sich dem Wettbewerb nicht ganz so stark stellen muss wie zahlreiche privatwirtschaftliche Mitbewerber, von den wirtschaftlichen Entwicklungen und der Veränderung des Kundenverhaltens betroffen. Filialschließung ist jetzt Realität Die Zinsen waren lange im Keller, für Überweisungen nutzen viele Kunden das Smartphone oder den Computer. Filialen in kleinen Ortsteilen rentieren sich oft nicht mehr. Hätte man diese Wahrheit nicht einfach mitteilen können? Ich bin mir sicher, dass viele Kunden das verstehen, wenn man es ihnen vernünftig erklärt. Die Filiale Holsen schließt. Das ist Fakt. Nun gilt es, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen: gerade bei den verunsicherten Senioren. Ihnen muss aktiv gezeigt werden, wie sie Bankgeschäfte digital und sicher abwickeln können. Dabei muss die Sparkasse als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge aktiv mithelfen. Holser Senioren nutzen kaum Mobile Banking Dass das nötig ist, zeigte eine Spontanumfrage im Kurhaus. Während die Sparkasse öffentlich davon spricht, dass mehr als 30 Prozent der Ü80-Nutzer Online-Banking betreiben, hoben auf Nachfrage nur drei der etwa 80 Anwesenden den Arm. Das sollte den Verantwortlichen zu denken geben. Wie denken Sie darüber? Ich freue mich auf Ihre Anregungen unter fweyand@owl-digital.de

Meistgelesen