Nach Übergriffen an Silvester: Feuerwehrübung in Bünde mit Partymeute

Bünde. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst wissen heute kaum noch, was sie an einem Einsatzort erwartet. Die Alarmtexte heißen da zum Beispiel &bdquo;Person hinter Tür eingeschlossen“, oder &bdquo;Person in Fahrzeug eingeklemmt“, wenn es sich um sogenannte technische Hilfeleistungen handelt. Was aber, wenn unmittelbar vor dem Einsatzort eine Partymeute wartet, die die Einsatzkräfte empfängt und sie bei der Ausübung ihrer Pflicht behindert? Dann sind vor allem Ruhe und Besonnenheit gefordert, damit man den Überblick behält. Ein junger Mann ist in einem Anbau eines Hauses eingeschlossen. Von drinnen ist deutlich ein Rauchwarnmelder zu hören. Besonderheit hierbei: Der 16-jährige David hat eine geistige und körperliche Behinderung, kann sich durch die geschlossene Tür gegenüber den Feuerwehrleuten nur schwer verständlich machen und niemand weiß, wie er reagieren würde, wenn die Einsatzkräfte die Tür (im Ernstfall) gewaltsam öffnen. Doch aus der Übung wurde fast Ernst. Jugendliche behindern Einsatzkräfte Die Übungslage stammt aus den Köpfen von Feuerwehrmann Daniel Schwarze und Löschgruppenführer Maik Müller, die beide ihren ehrenamtlichen Dienst in der Löschgruppe Holsen versehen. Die Partymeute, bestehend aus rund 15 Jugendlichen, die die eintreffenden Kräfte behindern sollten, war schnell im Schuljahrgang von Daniel Schwarzes Tochter gefunden. Sie gaben alles, um die Retter mit lauter Musik, gemeinsamen Smartphoneselfies mit Feuerwehrleuten und nicht zuletzt auch mit körperlichen Rangeleien zu behindern. So wurde schon die Erkundung des Einsatzortes zu einer schwierigen Aufgabe. Es gab noch eine weitere Herausforderung: Wie hält man die angetrunkenen und ausgelassenen Jugendlichen während des Einsatzes davon ab, die Einsatzfahrzeuge vor dem Haus zu plündern und Anbauten zu demontieren, ohne unnötig Personal als Wache zu binden? &bdquo;Bei einem Einsatz könnten wir die Polizei um Unterstützung bitten, die die Feiertruppe in Schach hält und die Fahrzeuge im Blick hat“, so Maik Müller. Im Ernstfall die Tür aufbrechen &bdquo;In solche Situationen können wir jederzeit geraten“, ergänzt Daniel Schwarze, bei dessen Nachbarn in Ennigloh sich das Übungsszenario am Freitagabend abspielte. &bdquo;Die Besetzung der beiden Fahrzeuge war so gewählt, wie es tagsüber realistisch wäre – mit sieben Feuerwehrleuten“, so Schwarze. Ein zusätzlicher Nutzen dabei war das Training für die künftigen Atemschutzgeräteträger (ASG), die sich zumindest schon einmal mit dem Tragen der Ausrüstung am Freitagabend vertraut machen konnten, während sie auf den 16-jährigen David einredeten, der hinter verschlossener Tür ausharrte. &bdquo;In einem echten Einsatz müssten wir hier die Tür aufbrechen, sofern von drinnen der Rauchwarnmelder zu hören ist und die Person entweder um Hilfe ruft – oder sich überhaupt nicht mehr rührt“, sagt Maik Müller. Während sich ein Einsatztrupp um die Rettung des Eingeschlossenen kümmerte, stellte sich heraus, dass sich der Schlüssel von innen tatsächlich nicht umdrehen ließ, um die Tür zu öffnen. Er klemmte und letztlich war es wohl das besonnene Handeln und das ruhige Ansprechen der Einsatzkräfte gegenüber dem jungen Mann, dass dieser es schließlich schaffte, den Schlüssel mit aller Kraft zu drehen und die Tür zu öffnen. Ein besonderes Geschenk für den Hauptdarsteller Technische Hilfeleistungen dieser Art sind für Feuerwehren häufiger zu leisten als ein Löscheinsatz. &bdquo;Dabei können uns auch Menschen mit einer Behinderung begegnen und dann heißt es, entsprechend zu handeln, damit diese Person gerettet werden kann“, so Daniel Schwarze. An einigen Stellen hakte es noch leicht am Freitagabend, doch die Übungslage war bewusst in vielerlei Hinsicht herausfordernd gestaltet. Ein echter Einsatz wäre wohl erfolgreich verlaufen. Für den 16-jährigen David war der Freitagabend allemal ein Erlebnis. Er durfte als Protagonist der Übung eine Runde mit der Besatzung im Löschfahrzeug drehen und bekam noch ein Geschenk, das einen Ehrenplatz in seinem Zimmer bekommen haben dürfte. David liebt Bälle über alles. So signierten die Mitglieder der Löschgruppe Holsen kurzerhand einen Fußball, den sie ihm nach dem Übungsabend überreichten.

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