Falsche Notrufe über das Handy im Kreis Höxter häufen sich

Kreis Höxter. Technik, die Leben rettet. So sollte es zumindest sein. Smartphones, die der Feuerwehr einen Unfall melden, Hausnotrufknöpfe, die den Rettungsdienst alarmieren, wenn Personen – meist ältere, die allein leben – Hilfe brauchen. Doch nicht immer funktioniert die Technik reibungslos. Statt zu helfen, sorgt sie für Arbeit bei den Einsatzkräften – wie jüngst zwei Beispiele der Feuerwehr. Es ist Montag, 24. Februar, 15.25 Uhr, als die Feuerwehr Steinheim den Notruf erhält: &bdquo;Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person“. Einsatzort ist die Landesstraße 616 von Vinsebeck Richtung Horn. Die Feuerwehr wartet nicht lang, fährt mit einem Großaufgebot zum Einsatzort. Mit 51 Einsatzkräften - also dem Löschzug Steinheim Kernstadt sowie den Löschgruppen Bergheim, Eichholz, Ottenhausen, Sandebeck und Vinsebeck, mit Unterstützung des Rettungsdienstes und der Steinheimer Wehrführung, kommt sie zur vermuteten Unfallstelle. &bdquo;Nach Eintreffen konnte jedoch kein verunfalltes Fahrzeug oder eine eingeklemmte Person festgestellt werden“, heißt es schließlich im Einsatzbericht der Steinheimer Feuerwehr. Die Feuerwehr und der Rettungsdienst waren aufgrund eines automatischen Notrufes durch ein Smartphone alarmiert worden – das führte schließlich auch zur Aufklärung des Notrufs. &bdquo;Durch die Leitstelle wurde eine Ortung des Smartphones vorgenommen, wodurch der Standort des Gerätes ermittelt werden konnte“, informiert die Feuerwehr weiter. Zwei Notrufe im Kreis Höxter ohne Notfall Statt eines Unfalls mit eingeklemmter Person wurde ein ganz anderes Szenario deutlich: &bdquo;Es stellte sich heraus, dass das Smartphone vermutlich auf dem Dach eines Fahrzeuges abgelegt wurde und im Laufe der Fahrt herunterfiel. Der automatisierte Notruf des Gerätes hatte fälschlicherweise den Eindruck eines Verkehrsunfalls mit Personenschaden erweckt“, so die Feuerwehr, die nach rund 53 Minuten zurück an ihre Standorte fahren konnte. Einen Tag später, Dienstag, 25. Februar: Dieses Mal ist es ein Alarm bei der Feuerwehr Höxter, die um 17.06 Uhr mit dem Einsatzleitwagen der Höxteraner Rettungskräfte sowie den Löschgruppen Stahle und Albaxen, dem Rettungsdienst und der Polizei zur Adresse &bdquo;Herrenhöfe“ nach Albaxen fährt. Der Hausnotruf war ausgelöst worden, doch die Person war nicht hilflos hinter verschlossener Tür, sie war nicht mal in Not. Lesen Sie auch: Neuer Notfallknopf im Kreis Höxter soll Leben retten &bdquo;Person wird im Garten angetroffen“, schreibt die Feuerwehr in ihrem Einsatzbericht. Sie war aus Versehen an den Notrufknopf gekommen. Nach knapp 15 Minuten ist klar: Es gibt keine weiteren Maßnahmen für die Feuerwehr, alle weiteren Kräfte der Feuerwehr und Rettungsdienst können die Einsatzfahrt abbrechen. Notruf per Handy: 90 Prozent sind Fehlalarme Zwei Einsätze innerhalb einer Woche, nur Einzelfälle? &bdquo;Diese automatischen Alarmierungen werden nicht separat gezählt, sodass keine konkrete Aussage über die Häufigkeit möglich ist“, sagt Daniel Wulf, Leiter der Leitstelle des Kreises Höxter, auf &bdquo;NW“-Nachfrage. Verglichen mit der Gesamtzahl aller Notrufe bei der Leitstelle sei ihre Zahl jedoch gering. &bdquo;Allerdings ist zu erkennen, dass die Fälle zunehmen. Dies liegt sicherlich auch an der größeren Verbreitung von Geräten wie zum Beispiel Smartwatches“, so Daniel Wulf weiter. Grob geschätzt seien allerdings 90 Prozent dieser Alarmierungen Fehlalarme, vermutet der Leiter der Kreisleitstelle. Dennoch kein Grund für die Einsatzkräfte, die Technik zu verfluchen. &bdquo;Jedes System, das im Ernstfall die Alarmierung der notwendigen Rettungs- und Einsatzkräfte beschleunigt, kann Leben retten. Daher überwiegen die Vorteile“, so Daniel Wulf. Ein Überblick: Bei schweren Unfällen: Wie Smartphones Leben retten können Anders als bei telefonisch abgesetzten Notrufen, wissen die Einsatzkräfte bei der Anfahrt kaum, was sie erwartet. Da niemand vorher Auskunft über das Passierte oder mögliche Verletzte gibt. &bdquo;Bei so einem Notruf kann keine vollumfängliche Notrufabfrage erfolgen, da die Alarmierung automatisch erfolgt. Deswegen versuchen die Disponenten der Leitstelle, umgehend einen Rückruf durchzuführen“, erklärt Wulf. Weitere Maßnahmen würden dann von der jeweiligen Situation abhängen. Fehlalarme: Notruf-Funktionen des Handys kennen Doch wie können solche Fehlalarme verhindert werden? &bdquo;Jeder und jede sollte sich mit seinen technischen Geräten vertraut machen, um Fehlalarmierungen zu vermeiden“, rät der Leiter der Leitstelle. &bdquo;Smartwatches haben zum Beispiel verschiedene Einstellmöglichkeiten.“ Und er hat noch einen Tipp: &bdquo;Wird für die tatsächliche Notrufabgabe ein Smartphone genutzt, sollten Betroffene dies bei einem Unfall auch weiter bei sich haben, um für Rückrufe der Leitstelle erreichbar zu sein.“ Vor rund zwei Jahren hatte eine massive Welle falscher automatisierter Notrufe zu zahlreichen Einsätzen geführt - auch im Kreis Höxter. Grund war damals ein Betriebssystem-Update (Android 13). Dieses Problem sei aber inzwischen vollständig behoben worden, so Daniel Wulf. Passend dazu: Unzählige falsche Notrufe in OWL: Jedes Android-Smartphone kann Auslöser sein Dass moderne Technik auch helfen kann, zeigt ein Einsatz der Samtgemeindefeuerwehr Boffzen am Dienstagabend. Dort war eine Frau auf der K53 zwischen Fürstenberg und Derental von der Fahrbahn abgekommen. Das Auto stieß an einem abschüssigen Graben mit einem Baum zusammen und geriet in Seitenlage, die Fahrerin wurde dabei in ihrem Fahrzeug eingeschlossen. Notruf im Kreis Höxter: 112 trotz Funkloch wählen &bdquo;In diesem Bereich gibt es kein klassisches Handynetz“, erklärt Samtgemeindebrandmeister Philipp Pedall im &bdquo;NW“-Gespräch. Auch war die Unfallstelle in der Dunkelheit nicht von der Straße aus einsehbar. &bdquo;Sie konnte mit ihrem Iphone trotzdem einen Notruf absetzen“, so Pedall. Denn das Handy wählt sich bei dem Notruf &bdquo;112“ automatisch in das stärkste Netz ein, wenn das Handy mit dem eigentlichen Anbieter keinen Empfang meldet. Die Feuerwehr rückte aus, leuchtete die Unfallstelle aus und befreite die Fahrerin aus ihrem Fahrzeug. Sie wurde bei dem Unfall leicht verletzt. &bdquo;Hätte sie sich nicht trotz Funkloch melden können, wäre man an der Unfallstelle vorbei gefahren, ohne sie zu sehen“, so der Samtgemeindebrandmeister.

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