Schulleiter in Bünde kritisieren Experten-Plan für die nächsten Jahre

Bünde. Nachdem Anja Reinermann-Matatko vom Büro &bdquo;SEP-Beratung Bonn/Trier“ ihren Entwurf für den Schulentwicklungsplan mit Schwerpunkt auf die Grundschulen im September präsentierte, erntete sie Kritik. So empfahl sie unter anderem, die Räume für die Offene Ganztagsbetreuung auszuweiten auf die gesamten Schulgebäude. Das stieß bei den Grundschulleitungen auf wenig Verständnis – milde ausgedrückt. Als &bdquo;kommunenfreundlich formuliert“ bezeichnete ein Sachkundiger Bürger das Gutachten. Auch die Stellungnahmen aus den weiterführenden Schulen klingen alles andere als zustimmend. Der SEP-Entwurf hätte eigentlich beschlossen werden müssen – wurde bislang aber nur zur Kenntnis genommen. Die Kritik der Schulleitungen geht vorwiegend auf Formulierungen ein, die vermuten lassen, dass das Raumangebot in den Schulen auskömmlich ist. Das ist jedoch nicht der Fall. Realschule Bünde-Mitte Sie soll laut Gutachten mittel- bis langfristig auf vier- bis viereinhalbzügig festgelegt werden. In den vergangenen Jahren kamen weniger Einpendler aus Hiddenhausen. Jeder fünfte Viertklässler mit Wohnort in Bünde wechselt zur Realschule Bünde-Mitte. Anja Reinermann-Matatko sieht die Raumbilanz bezogen auf den reinen Schulunterricht auch bei einer Viereinhalbzügigkeit als ausreichend an. Allerdings besteht noch ein Defizit im Bereich der Inklusion und Differenzierung. Im vergangenen Jahr wurden bereits Entwürfe für eine bauliche Erweiterung präsentiert, die auch eine größere Sporthalle berücksichtigen. Über eine Vierzügigkeit soll die Schule künftig aber nicht mehr hinausgehen, da für sie keine Erweiterungsmöglichkeiten aufgrund des engen Umfelds bestehen. Die Schulkonferenz der Realschule Bünde-Mitte geht in weiten Teilen konform, sieht allerdings zusätzlich Handlungsbedarf bei verschiedenen Räumen und bemängelt ein Fehlen der Mediothek in der Raumbilanz. Das Gremium setzt aber auch bei einer Ausweitung der Kapazität über eine Vierzügigkeit hinaus auf die bereits beschlossene Erweiterung und die Möglichkeit einer Aufstockung um ein Geschoss auf dem künftigen Erweiterungsbau. Realschule Bünde-Nord Für die Realschule-Bünde-Nord sieht Anja Reinermann-Matatko eine stabile Vierzügigkeit ab etwa 2028/29 mit Klassengrößen zwischen 24,2 und 25,4 Schülerinnen und Schülern. Eine Besonderheit an der Realschule Bünde-Nord ist die &bdquo;Dauerleihgabe“ von fünf Klassenräumen für das benachbarte Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Eine weitere ist das Lehrerraumprinzip, das gegenüber dem Klassenraumprinzip als ökonomischer gilt. Unter Berücksichtigung des Raumbedarfs für Inklusion und Differenzierung und der Abgabe von fünf Räumen an das FvSG zeige sich ein Defizit von zwei Klassenräumen. Zusätzlich empfiehlt die Gutachterin, zur prüfen, ob verschiedene Flurbereiche bei entsprechend brandschutzkonformer Möblierung als Flächen für den Inklusionsbereich genutzt werden können. Allerdings sehe sie &bdquo;keinen akuten Handlungbedarf“. Die Schulkonferenz sieht diesen Handlungsbedarf allerdings sehr deutlich und merkt an, dass die fehlende Aula zu &bdquo;erheblichen Einschränkungen“ führt. Allein das Fehlen von neun Differenzierungsräumen sowie von fünf Verwaltungsräumen, eines Berufsorientierungsbüros und eines SV-Raums würde die Festellung eines nicht akut existierenden Handlungsbedarfs &bdquo;ins Abseits führen“. Zudem werde auch die Rückgabe der fünf ans FvSG abgegebenen Räume nötig. Schließlich sei man im 5. und 6. Jahrgang &bdquo;jetzt schon vierzügig“. Darüber hinaus fühlt die Schule ihre Schülerzahlen in den kommenden Jahren eher kleingerechnet. Im Fazit fordert die Schulkonferenz eine Ausweitung der Raumkapazitäten im Schulzentrum Nord und schließt mit dem Satz: &bdquo;Wenn man jetzt den Begriff Schulentwicklung kurzfristig denkt, wird man langfristig die Schulen im Bünder Norden nicht zukunftsträchtig aufstellen können.“ EKG Bünde Die Schülerzahlen waren laut Gutachterin in den vergangenen Jahren rückläufig. Sie ist in der Sekundarstufe I mit fünf Zügen in Bünde und drei Zügen am Standort Kirchlengern festgelegt. In den vergangenen Jahren wurden am Standort Bünde zwischen drei und fünf Eingangsklassen mit vergleichsweise geringer Größe gebildet. 2017 zählte die EKG Bünde noch 1.072 Schülerinnen und Schüler. Bis 2026 prognostiziert die Gutachterin eine Zahl von bis zu 885 Schülern und einen dann steigenden Trend auf bis zu 991. Einen Handlungsbedarf mit Blick auf Räume sieht sie hier nicht. Auch die Schulkonferenz der EKG kann die Feststellung eines nicht existierenden Handlungsbedarfs nicht nachvollziehen, wie sie Mitte November schreibt. Sie stellt insgesamt einen Bedarf von 15 Räumen (4 Klassenräume und 11 Differenzierungsräume) fest, der unter anderem durch die Vorgaben für das &bdquo;Gemeinsame Lernen“ durch die Neuausrichtung der Inklusion zustande kommt. Ferner würde der Raumbedarf im Gutachten sich nicht an der selbst prognostizierten Fünfzügigkeit bis zum Jahr 2031 orientieren. FvSG und GaM Bei beiden Gymnasien macht sich neben den allgemein steigenden Übergangszahlen aus den Grundschulen räumlich auch die Umstellung zurück zu G9 bemerkbar. Das größere Defizit an allgemeinen Unterrichtsräumen habe laut Anja Reinermann-Matatko das Gymnasium am Markt. Sehr viele Räume seien zudem zu klein und böten beengte Verhältnisse. Sie empfiehlt die Prüfung einer baulichen Erweiterung, denn bei einer durchgängigen Vierzügigkeit (am GaM) ergebe sich immerhin ein Mehrbedarf von &bdquo;neun großen Klassenräumen“. Doch auch das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium zeige ein Platzdefizit. Allein die Umstellung zu G9 erfordert einen Mehrbedarf von sechs großen Räumen. Drei weitere Räume würden aufgrund wachsenden Zuspruchs mittel- bis langfristig benötigt, wobei die von der Realschule Bünde-Nord genutzten Räume hier bereits berücksichtigt sind. Die Schulkonferenz des FvSG fordert zusätzliche Räume. Bei einer weiteren Nutzung von Räumen in der Realschule soll eine neue Festlegung der Lage erfolgen, denn aktuell befänden sich diese Räume mitten im Schulgebäude verteilt auf zwei Etagen. Seit Jahren komme es zu Auseinandersetzungen zwischen den Schulen, heißt es in der Stellungnahme. Ferner würden in dem Gutachten Raumdefizite kleingerechnet und &bdquo;bewusst reduziert“. Die Schulkonferenz stellt die Schlussfolgerungen von Anja Reinermann-Matatko zudem als &bdquo;nicht objektiv“ dar und schreibt: &bdquo;Fraglich ist, inwieweit eine rein subjektive Interpretation dieser Daten (ohne z.B. Defizite in einem Bereich mit Überhängen in anderen Funktionsbereichen zu verrechnen, auf mögliche Mehrfachnutzungen oder Mitnutzung von Fluren in der Realschule Bünde-Nord hinzuweisen) durch die Gutachterin sinnvoll und angemessen ist bzw. auf fachlicher Basis/Expertise erfolgt.“ Die Schulkonferenz des GaM stellt fest, dass die Festlegung als vierzügige Schule bei den prognostizierten Schülerzahlen zur Folge habe, &bdquo;dass dauerhaft Klassen in einer Frequenz von 30 eingerichtet werden müssen. Die Verfasserin des SEP geht irrigerweise davon aus, dass eine Absenkung der Frequenzen bei der Bezirksregierung beantragt werden könne, damit die kleinen Räume genutzt werden könnten. Dies ist nicht möglich“, so die Schulkonferenz in ihrem Schreiben. Zudem erfolge die Zuweisung von Lehrerstellen nach Zahl der Schüler, nicht der Klassen. Insofern befürchte man eine weitere personelle Unterversorgung. Eng könnte es ab Sommer zudem am GaM werden. 118 Fünftklässler prognostiziert die Gutachterin für das GaM im kommenden Schuljahr, was bei einer Vierzügigkeit herausfordernd ist, da zwei Klassen mit 29 und zwei mit 30 Schülern zu bilden sind. Der Entwurf des SEP sollte im Dezember beschlossen werden. In der Sitzung einigte man sich darauf, diesen lediglich zur Kenntnis zu nehmen. Voraussichtlich Anfang März kommt dieses Gutachten erneut auf die Tagesordnung.

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