Die große Suche nach der Bünder Adventsstimmung

Bünde. Von Sonne ist heute keine Spur zu sehen. Trübe mischt sich meine Laune unter die feuchte... Nein... Meine trübe Laune mischt sich unter die nebelverhangene... Auch nicht. ... Meine vernebelte Laune mischt sich unter die trübe Feuchtigkeit des... Schon gar nicht. Naja, die Wahrheit liegt bestimmt irgendwo dazwischen, irgendwo im Nebel zwischen Laune und Feuchtigkeit... Mensch, reiß Dich mal zusammen! Das war ein ganz schlechter Anfang. Weihnachtsstimmung sollst Du finden. Man könnte mich ja problemlos für einen Feiertagsmuffel halten. Morgen ist es schon so weit. Der Advent kommt früh in diesem Jahr. Advent – frei übersetzt: Die Ankunft. Junge, Junge, da muss aber noch eine Menge ankommen. Und wer oder was kommt eigentlich? Der Weihnachtsmann oder das Christkind? Mit solchen Fragen kann man sich später noch befassen. Zunächst einmal müsste jedoch die Atmosphäre her. Ein einzelner Weihnachtsstern hängt an einem Baum Ein paar frostige Nächte und ein ganz bisschen Schnee haben wir schon gehabt, jedoch so richtig winterlich ist es nicht. Und schon gar nicht weihnachtlich. Kein Wunder, haben wir doch alle vor wenigen Wochen auch noch abends die Sonne und Wärme genossen. Gleich tiefer Narben alter Gesichter tragen nun nasse Fassaden ihre Risse und Flecken wie alberne Trophäen der Erfahrung. Keinem ist nach Glühwein, niemand gerät schon wegen der letzten Geschenke in Panik, vor den Supermärkten stehen noch keine Tannenbäume zum Verkauf – auf Deutsch: Noch niemand ist so richtig in Weihnachtsstimmung, auch nicht in der ersten Linie, die ich heute fahre. Vier Wochen lang werde ich im Bünder Stadtbus fahren, um einen Begriff von der Weihnachtszeit hier in der Stadt zu bekommen und wie diese in den Straßen aussieht. Als ich heute in die Linie 1 einsteige, frage ich mich sofort, warum der Bus nicht rot ist und der Fahrer keine Nikolaus-Mütze trägt. Aber diese bizarre Verwunderung scheint dann doch meiner Aufgabe geschuldet. Es ist noch hell, als ich losgefahren werde. Betriebsversammlung der Weihnachtsmänner Kaum ein Haus ist schon geschmückt. Letzte Blätter hängen noch an einem Baum, an dem ebenfalls schon wie unglücklich daran geworfen ein Weihnachtsstern hängt, für den, im Keller zufällig gefunden, wohl ein Platz gesucht wurde. In einem Vorgarten gegenüber der Disco Wilhelmshöhe scheinen sich alle Weihnachtsmänner der Region versammelt zu haben. Von wegen One-man-job. Ebenso viele Schneemänner eskortieren sie unbeweglich. Ach, hier ist es also Weihnachten – als Betriebsversammlung der Gewerkschaft. Vielleicht machen sie auch noch einen Arbeitsplan, bevor es dann endlich losgeht. In den Gärtnereien werden die ersten schon gehauenen Nadelgewächse kahl. In den Läden für Ramsch, Tinnef und anderes Gedöns stießen mich in den letzten Wochen bereits bunte Kugeln und Lametta ins Auge. Früher war mehr Lametta. Aua! Ja, geschenkt. Apropos Geschenke – an die sollte ich dann auch mal langsam denken. Lief nicht früher Musik im Bus? Am Museumsplatz muss man auf die Weiterfahrt warten. Ein Blick Richtung Rathaus sagt mir, dass es da eine Idee von Weihnachten gibt. Ich höre Musik, rieche heiße Getränke und Essen. Kinder sehe ich mit roten Mützen. Ich vernehme Lachen und die Melodie freundlicher Worte. Sieh an, die Schwermut macht mal Pause. Da ist Weihnachten. Ich will das auch! Doch mein Bus fährt weiter. Lief nicht früher auch Musik in den Bussen? Vermutlich zu teuer wegen der GEMA. Früh ist es dunkel geworden. Die Menschen, die mit mir im Wagen sitzen, fahren ihren Arbeitsweg, zum Arzt oder Einkaufen. Eine Apotheke hat dekoriert, vor dem Ravensberger Haus steht eine geschmackvoll geschmückte Tanne, das Gebell aus der Tierarztpraxis trifft auf eine Lichterkette. An der Grundschule von Ennigloh sieht man keine Spur von festlicher Dekoration. Es hat wieder angefangen zu regnen, es ist sauungemütlich. Advent – was auch immer da ankommt, es sollte unbedingt noch etwas Anlauf nehmen. Naja, ein bisschen Zeit ist ja noch. Die Weihnachtsmänner versammeln sich ja schon. Ich bin da guter Hoffnung.Wie es weitergeht, erfahren Sie am nächsten Samstag in Ihrer Neuen Westfälischen.

Meistgelesen