Interview mit dem neuen Bünder CDU-Vorsitzenden: „Wir müssen mehr für das Stadtklima tun“

Als die NW verkündet hat, wer der neue CDU-Stadtverbandsvorsitzende ist, war das für viele überraschend. Woher so plötzlich das politische Engagement? Marcus Kaiser: Plötzlich stimmt so nicht. Man tritt bei einem Ehrenamt ja nicht sofort öffentlich in Erscheinung. Mich hat das Thema Kommunal-Wahlkampf sehr interessiert. Das ist ein mega spannendes Feld, weil es um die Themen direkt vor Ort geht. Vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren fing mein Engagement bei der CDU also schon an. Und dann sind Sie direkt ins wichtigste interne Amt der Partei gewählt worden – mit 100 Prozent der Stimmen. Ich habe mich damals in meiner Ortsunion vorgestellt als neues Mitglied. Und habe dort auch gesagt, was ich so mache. Ich engagiere mich in Bünde einfach gerne. Das ist wie ein Sog. Seit 41 Jahren lebe ich hier, ich kann zu jeder Straße, jedem Platz etwas sagen. Und bei dieser Versammlung in der Ortsunion damals sagte jemand: &bdquo;Leute die anpacken, die brauchen Ämter.” Ich mache zwar schon viel, aber meine Kreativität ist lange nicht aufgebraucht. Die muss raus. Ich werde auch als Macher wahrgenommen. Trotzdem war ich bei der Wahl über den großen Zuspruch selbst überrascht. Nach der Kommunalwahl waren Sie bereits als Sachkundiger Bürger im Kulturausschuss in Erscheinung getreten. Kritiker sehen das schwierig, weil Sie auch Teil der Stadtkultur sind. Ich sitze dort mit sehr viel Sachverstand und investiere meine freie Zeit. Ich bin hier geboren, ich lebe hier, ich möchte meine Stadt mitgestalten. Und wer Wissen hat, sollte es einbringen. Im Feuerwehrausschuss sitzen ja auch Feuerwehrleute, und bringen ihr Fachwissen ein. Und am Ende ist der Stadtrat derjenige, der das letzte Wort hat. Dort bin ich nicht Mitglied. Dafür aber übrigens auch im Umwelt- und Klimaausschuss. Darüber wird leider nicht so viel geredet. Welches Ziel haben Sie sich als Stadtverbandsvorsitzender persönlich gesetzt? Ich möchte die Basis mehr involvieren, die Mitglieder wieder mehr informieren. Das war während Corona schwieriger. Uns muss klar werden, wo wir als CDU hinwollen, was wir vor Ort bewirken wollen. Dafür brauchen wir wieder gute Veranstaltungen für den Austausch. Politik entwickelt sich jeden Tag weiter. Wir wollen wissen, was die Bürger über die Stadt denken. Auch die CDU ist bunt. Ich möchte, dass die Menschen den Stadtverband als offen denkend wahrnehmen, ohne Klischees. Das Engagement im Stadtverband ist ehrenamtlich und soll Spaß machen. Ich möchte Ansprechpartner für alle Mitglieder sein. Was ist das wichtigste politische Thema in den kommenden Jahren? Unser aller Ziel ist, die Stadt schöner und lebenswerter und für jeden Bürger angenehm zu machen. Nach der Corona-Pandemie müssen wir jetzt erst wieder in einen Austausch kommen. Welches Thema wird am meisten unterschätzt? Wir müssen mehr für das Stadtklima tun. Mit der Baumpflanzaktion für Bürger und auch dem Bürgerwald, dem Herzensthema von Horst Wibbeler, ist da schon was passiert. Aber die Sommer werden länger und heißer. Die Stadt muss sich zügig anpassen. Wie wollen Sie die Bünder wieder für die CDU begeistern? Was heißt wieder? Fakt ist, dass wir 15 von 20 Wahlkreisen gewonnen haben. Jedes Ratsmitglied ist ein direkt gewähltes Mitglied. Wir stellen die größte Fraktion. Wir haben in den vergangenen Jahren viel richtig gemacht. Jetzt müssen wir in der Opposition noch ankommen. Aber wir sind offen und wollen gestalten. Bei einem Blick ins Wahlprogramm fallen viele Themen auf, die vom Stadtverband gesetzt wurden, aber im Rat noch keine große Rolle spielen. Die Koalition aus rot/rot/grün hat andere Themen gesetzt. Das waren nicht unsere. Wir haben zum Thema Sicherheit schon Vorstöße gemacht, zum Beispiel zum Thema Kameraüberwachung an öffentlichen Plätzen. Das ist abgelehnt worden. Jetzt müssen auch die Agierenden Lösungen für die derzeitigen Probleme vorschlagen. Apropos Sicherheit: Als es im Rat zuletzt um die Frage nach neuen Feuerwehrstellen ging, zeigte sich die CDU-Fraktion gespalten. Wie steht der Stadtverband dazu? Ich persönlich finde den Vorschlag gut und nehme das auch als Stadtverbandsvorsitzender so wahr. Innerhalb des Stadtverbands gibt es eine Mehrheit dafür. Aber jedes Ratsmitglied muss das auch mit seinem Gewissen vereinbaren.

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