Ungeliebte Umleitung: Anwohner einer Bünder Wohnstraße sind sauer auf die Stadt

Bünde. Seit Dienstag ist die Borriesstraße zwischen der Gerhart-Hauptmann-Straße und dem Konrad-Adenauer-Kreisverkehr einseitig gesperrt. Wer aus Ennigloh kommt, wird offiziell über Dünne umgeleitet und soll die Dünner Straße wieder runter zum Konrad-Adenauer-Kreisverkehr nutzen. Soweit die Theorie. In der Praxis nimmt ein Großteil der Verkehrsteilnehmer – darunter auch Schwerlastverkehr – aber die Abkürzung über die Bindingstraße, um zur Dünner Straße zu kommen. Die Anwohner haben erst am vergangenen Freitag gemerkt, dass etwas vor sich geht, denn da stellte die Stadt Halteverbotsschilder auf. Informiert wurden sie nach eigenen Aussagen von der Stadt Bünde aber nicht. Binnen einer Stunde haben zwei Anwohner am Dienstag Unterschriften aus nahezu allen Haushalten an der Bindingstraße gesammelt, um gegen die Situation, wie sie sich im günstigsten Fall fünf Monate darstellen wird, zu protestieren. Christoph Gerling und Wilke Bredenkamp standen am Dienstagabend unter dem Punkt &bdquo;Anfragen von Bürgern“ in der Sitzung des Stadtrats auf, um ihrem Unmut Luft zu machen und besagte Unterschriftenliste zu übergeben. Halteverbot, damit auch Gelenkbusse Platz haben Nun heißt der Tagesordnungspunkt &bdquo;Anfragen“ und einige Ratsmitglieder raunten, als Christoph Gerling die Situation, die seit Dienstagmorgen auf der Bindingstraße vorherrscht, schilderte, ohne eine konkrete Frage dazu zu stellen. Von einer Ratsfrau wurde er aufgefordert, &bdquo;nun endlich eine Frage zu stellen“. &bdquo;Da fühlt man sich als Bürger fast als Störfaktor“, so Gerling am Morgen nach der Sitzung bei einem Pressetermin auf der Bindingstraße. Wilke Bredenkamp wollte in der Ratssitzung wissen, warum die Anwohner der Straße im Vorfeld nicht informiert wurden. Am Samstag habe er in der Bünder NW gelesen, dass entlang der Bindingstraße ein absolutes Halteverbot eingerichtet wurde, um den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten. Die Redaktion wurde selbst erst am späten Freitagvormittag darüber informiert und konnte somit erst zu Samstag in der Zeitung berichten. Bredenkamp und Gerling fragten sich nach dem öffentlichen Teil der Ratssitzung: &bdquo;Warum will man mit dem Halteverbot auf der Bindingstraße den Verkehrsfluss aufrechterhalten, wenn der Verkehr offiziell über Dünne umgeleitet wird?“ Das Halteverbot stellt für die meisten Anwohner ein großes Problem dar. Denn viele Haushalte hätten auf eigenem Grundstück nur eine Stellfläche. &bdquo;Wer ein zweites Auto hat – und das sind die meisten – musste bislang die Straße nutzen“, sagt Christoph Gerling im Gespräch mit der NW. Das mache sich besonders im Bereich der Hochhäuser bemerkbar, wo nicht alle Fahrzeuge auf die zugehörigen Stellflächen passen. Sohn wurde am Dienstag fast angefahren Eine erhöhte Unfallgefahr ist eine weitere große Sorge der Anwohner. Am Dienstag, wenige Stunden nach Einrichten der Baustelle auf der Borriesstraße, sei der Sohn von Christoph Gerling auf dem Fahrrad fast von einem Auto angefahren worden. Der 16-Jährige kam aus der Demelstraße und hätte gegenüber einem Autofahrer auf der Bindingstraße Vorfahrt gehabt. &bdquo;Seit Dienstag hat sich der Verkehr hier vervielfacht. Sogar Gelenkbusse im ÖPNV fahren hier jetzt durch“, so Gerling. &bdquo;Es ist nur eine Frage der Zeit, bis in den kommenden Monaten etwas passiert.“ Henriette König, Rechtsrätin der Stadt Bünde, erläutert auf NW-Nachfrage die Vorgehensweise. Zunächst erklärt sie zum absoluten Halteverbot, dass der Grund dafür der ÖPNV ist. &bdquo;Wir sind als Kommune dazu verpflichtet, diesen aufrechtzuerhalten. Die Busse müssen Fahrpläne einhalten, um Anschlussbusse oder -züge rechtzeitig zu erreichen. Parkende Autos an der Bindingstraße könnten die großen Gelenkbusse blockieren. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben sich die Entscheidung ganz bestimmt nicht leicht gemacht, aber sie mussten dabei abwägen. Entweder das Halteverbot, oder der Fahrplan des ÖPNV, für den die Stadt die Fahrplangarantie trägt, kann nicht eingehalten werden, wenn er über Dünne umgeleitet wird.“ Der ÖPNV ist auch der Grund, warum eine Einbahnstraßenregelung auch vorübergehend nicht machbar sei. Situation gilt aus Sicht der Stadt als "hinnehmbar" Dass die Anwohner der Bindingstraße über das Halteverbot nicht vorab informiert wurden, begründet König damit, dass durch die Maßnahme kein privater Parkraum beeinträchtigt wird. &bdquo;Wären die Stellflächen am Straßenrand privat, hätten wir die Anwohner natürlich zuvor informieren müssen. Ebenso wenn Anwohner durch eine Baumaßnahme nicht zu ihren Grundstücken kommen würden. Aber die Straßenränder an der Bindingstraße sind öffentlicher Parkraum, auf den niemand einen Rechtsanspruch hat. Deshalb haben wir auch erst Ende vergangener Woche im Rahmen einer Pressemitteilung darüber informiert.“, so Henriette König, die durchaus Verständnis für die Haltung der Anwohner hat, aber die Haltung sei natürlich emotional, wenn man selbst betroffen ist. Dennoch gilt diese Situation bei der Stadtverwaltung für die Dauer von sechs Monaten für die Anwohner als &bdquo;hinnehmbar“. Die Bindingstraße ist eine Tempo-30-Zone. Immerhin sei am Mittwochmorgen eine elektronische Tafel aufgestellt worden, die das Tempo anzeigt. Christoph Gerling sagt: &bdquo;Die steht allerdings aus meiner Sicht in der falschen Fahrtrichtung – nämlich in Richtung Gerhart-Hauptmann-Straße. Aus der Richtung kommt aber aktuell der meiste Verkehr, weil Autos und Lkw aus Richtung Ennigloh umgeleitet wird – nicht umgekehrt.“

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