Warum Bünde eine eigene Starkregenkarte bekommt

Bünde. Eine im Oktober 2021 veröffentlichte Starkregenkarte des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie zeigt Hausbesitzern die Starkregen-Risiken für ihr Eigentum. Mit wenigen Klicks lässt sich mit Hilfe der Simulation kostenlos und schnell ablesen, ob ein Haus in einem Risikogebiet liegt oder nicht. Im Bünder Rathaus setzt man dagegen auf eine eigene Starkregenkarte, die seit etwa zwei Jahren in Arbeit ist. "Die Kommunalbetriebe Bünde (KBB) haben bereits im November 2020 den Auftrag zur Erstellung eines Starkregenmanagementplanes an ein Ingenieurbüro vergeben", teilt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz mit. Die Starkregengefahrenkarten des Bundes seien dagegen "erst im Spätsommer 2021 veröffentlicht worden. Auf aktuelle Anfrage äußert sich die Verwaltung in einer schriftlichen Antwort nicht zu den Kosten der kommunalen Starkregenkarte, die derzeit vom Büro "Bockermann und Fritze" erstellt wird. In früheren Veröffentlichungen wurde der Aufwand jedoch mit etwa 46.000 Euro beziffert. Seit fast zwei Jahren arbeiten die Ingenieure an der Fertigstellung. Schon bald sollen die Daten dem Rathaus übergeben werden. "Die Karten sollen zum Ende des Sommers fertig gestellt sein", sagt Greiner-Rietz. Doch warum braucht es neben der Karte des Bundes eigentlich noch eine eigene Karte, die die Risikogebiete in Bünde aufzeigt? "Der Grund für die Erstellung der Starkregengefahrenkarten durch den Bund waren die verheerende Flutkatastrophe an der Erft in NRW und der Ahr in Rheinlandpfalz", sagt Greiner-Rietz. 143 Menschen kamen dabei im Sommer des vergangenen Jahres ums Leben, der finanzielle Schaden hat die Milliardengrenze weit überschritten. Die vom Bund veröffentlichte Karte gebe jedoch nur Auskunft über die möglichen Überflutungsbereiche und Fließgeschwindigkeiten, heißt es aus dem Rathaus. Gezielter Schutz einzelnder Häuser So sind in der Karte des Bundes örtliche Gegebenheiten wie zum Beispiel Gewässer- und Grabendurchlässe nicht berücksichtigt. Details wie diese und weitere wichtige Informationen, um die Gefahr durch Starkregen und Hochwasser besser einschätzen zu können, sollen dagegen die in Eigenregie entwickelte Karten liefern. So werden in der für Bünde in Auftrag gegebenen Simulation unter anderem auch Starkregenrisikokarten und Risikosteckbriefe für kritische Objekte erstellt. "Der Leistungsumfang der von der KBB beauftragten Karten ist wesentlich umfangreicher", sagt Greiner-Rietz. Oder wie es der städtische Abwasser-Experte Michael Böke-Hasselmeier im vergangenen Herbst ausdrückt: &bdquo;Dadurch kann man einen gezielten Objektschutz betreiben“, sagte er damals gegenüber der NW. Bis zur Fertigstellung der eigenen Startregenkarte nutzt man im Rathaus das vorhandene Datenmaterial des Bundes, wie die Verwaltung mitteilt. So wird Häuslebauern, wenn es einen Kontakt mit der Verwaltung gibt, im Vorfeld bereits ein Blick auf die Gefahrenkarte des Bundes empfohlen. "Auch werden die Karten für Stellungnahmen zu möglichen Baugebieten genutzt. Aktuell ist die Nutzung der Karten jedoch rechtlich noch nicht vorgeschrieben, sodass dies nur Empfehlungen unsererseits an Bauwillige und Erschließer sein können", sag Greiner-Rietz. Hoher Schaden bei vergangener Überflutung Im Juni des vergangenen Jahres hatte ein Starkregenereignis auch Bünde getroffen und zahlreiche Wohnungen, Keller und Tiefgaragen in Hunnebrock, Ennigloh und auch im Innenstadtbereich geflutet. Als Folge dessen ist mittlerweile ein Arbeitskreis Hochwasser gebildet worden, in dem neben Mitarbeitern der Verwaltung auch Hochwasseropfer mitarbeiten. Letztere sind nach wie vor in Sorge, im Falle eines erneuten Starkregens ähnlicher Ausprägung wie im Juni 2021 erneut von den Wassermassen erwischt zu werden. Die NW hat nachgefragt, welche Maßnahmen es 14 Monate nach dem Hochwasser neben dem Auftrag für die Starkregenkarte gegeben hat, um die Bürger in den betroffenen Gebieten zu schützen? Mit Blick auf Hunnebrock lässt sich sagen, dass das aufgezeigte Portfolio mehrere Maßnahmen umfasst, die nötig sind, um den Strangbach im Zaum zu halten. Dazu gehören neben Rückhaltungen entlang des Gewässers auch Wälle, die Anpassung von Durchlässen, Aufkantungen und sogar Straßenhöhen, die angepasst werden sollen. Bei der Umsetzung hakt es aber wohl noch an einigen Stellen. "Aus den Fließwegen und Überflutungsflächen sind Maßnahmen für den Strangbach entwickelt worden. Diese sind hinsichtlich der möglichen Kosten noch zu bewerten. Zudem laufen noch Grundstücksverhandlungen für einige Maßnahmen", teilt Greiner-Rietz mit.

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