Freiwilliges Soziales Jahr: Von der Schulbank auf die andere Seite

Bünde. Es existieren heute verschiedene Möglichkeiten für junge Menschen, sich nach der Schule sozial zu engagieren. So gibt es neben einigen weiteren den Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder auch das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Während beim BFD, der quasi den Zivildienst ersetzt, der nach dem Wegfall der Wehrpflicht ebenfalls abgeschafft wurde, das Mindestalter 18 Jahre beträgt, können junge Menschen beim FSJ schon mit 16 Jahren aktiv werden. Die 19-Jährigen Vanessa Seibel und Leon Spiegel leisten noch bis zu den Sommerferien ihr FSJ am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Nicht selten ist daraus in den vergangenen Jahren auch das Interesse am Lehrerberuf gewachsen. Bei den beiden FSJlern ist zwar genau das Gegenteil der Fall, dennoch war das Jahr als &bdquo;Assistant Teacher“ für sie eine Zeit, die ihnen viel gebrachte habe und die sich nicht missen möchten. Seit Jahren leisten immer zwei junge Menschen am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium (FvSG) ihr FSJ ab, doch neue Kandidaten zu finden, sei schwer, sagt Jens Ransiek, der stellvertretende Schulleiter. Für dieses Schuljahr gab es gerade einmal fünf Bewerber. Für das kommende gibt es noch gar keine Bewerbung. Zu wenige wüssten, dass auch dort an der Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr möglich sei. Das ist fast ein Vollzeitjob Vanessa Seibel hat ihr Abitur erst im vergangenen Jahre am FvSG abgelegt. Leon Spiegel besuchte nach der Realschule das Widukind-Gymnasium in Enger. Sie arbeiten fast Vollzeit, täglich von 8 bis 15.30 Uhr und mussten während der Coronazeit eher anfangen, weil sie bei den morgendlichen Corona-Schnelltests unterstützen mussten. Während Vanessa als ehemalige FvSG-Schülerin das Engagement bei der Digitalisierung lobt und sich freut, dass sie sich im Unterricht &bdquo;austesten kann“, liegt bei Leon Bewegung ganz vorn. &bdquo;Das Sportangebot ist hier sehr gut. Am Widukind-Gymnasium gibt es keinen Sport-Leistungskurs wie hier. Deshalb habe ich mich hier beworben.“ Aber was genau macht man als FSJler an einer weiterführenden Schule? Vanessa Seibel liebt Sprachen und verbringt viel Zeit mit Schülern in der Internationalen Klasse. &bdquo;Ich betreue da eine Gruppe von sechs Schülern mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen. Ich lese mit ihnen, helfe bei Aufgaben.“ Auch in der Ganztagsbetreuung am Nachmittag ist sie gefordert. Beide Seiten profitieren Leon Spiegel ist die meiste Zeit in der Sporthalle oder der Bünder Welle unterwegs. Da unterstützt der Sportler bei der Leichtathletik oder auch beim Schwimmunterricht. &bdquo;Aber nur im Beisein eines Lehrers, denn auch die FSJler dürfen besonders beim Schwimmen nicht allein agieren“, betont Jens Ransiek. Ein Übungsleiterschein oder ähnliche Qualifikation sei für das FSJ am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium allerdings nicht nötig. Beide FSJler sind als Aufsichten zudem täglich dafür verantwortlich, dass die für den Mensa-Dienst eingeteilten Klassen ihre Aufgaben dort erledigen. 500 Euro pro Monat erhalten die Freiwilligen am FvSG, die aus den Mitteln des Fördervereins der Schule finanziert werden. &bdquo;Das darf man sich sicherlich nicht in einen Stundenlohn umrechnen, aber letztlich profitieren auch die Freiwilligen davon“, so Jens Ransiek. Vanessa Seibel und Leon Spiegel bestätigen das. Einerseits haben sie das Gefühl, wirklich gebraucht zu werden. Auf der anderen Seite hat es beide ein Stück weiter bei ihrer Berufswahl gebracht. Denn schlossen beide im vergangenen Jahr ein Lehramtsstudium noch nicht aus, sind sie sich nun sicher, dass der Lehrerberuf eher nichts für sie ist. &bdquo;Aber man muss sich erstmal ausprobieren – und das konnten wir hier“, sagt Leon Spiegel. Vanessa Seibel will bald Grafikdesign studieren. Leon Spiegel will seinen Fokus auf Sport- und Ernährungswissenschaften legen.

Meistgelesen