Krieg, Clans und Bildung: Wolfgang Bosbach im Universum

Bünde. Ein dunkler BMW fährt vor dem Universum vor. &bdquo;Wo kann ich denn hier parken?“, fragt der Mann am Steuer. Es ist Wolfgang Bosbach, langjähriger Spitzenpolitiker der CDU, und am Samstagmorgen Gast der Christdemokraten in Bünde. Wenige Minuten später, das Auto hat der Sicherheitsexperte in Bahnhofsnähe abgestellt, geht Bosbach zu Fuß durch die Bahnhofstraße – und erreicht pünktlich den Auftrittsort. Im Stil einer TV-Talkshow wie Markus Lanz haben die Organisatoren die Bühne hergerichtet. Hier fühlt sich Wolfgang Bosbach pudelwohl. Schließlich war er über Jahre das Fernsehgesicht der CDU, gern gesehener Gast in Politsendungen der Republik. Er weiß, wie er ein Publikum unterhalten muss: knackige Sprüche, schnelle Themenwechsel und alles ohne Manuskript.Eingeladen als Wahlkampfunterstützung für die Landtagskandidaten Christian Bobka, Philip Kleineberg und Christiane Thiel, kommt Bosbach am Ukraine-Konflikt natürlich nicht vorbei. Es sei nicht selbstverständlich, dass wir in einer Demokratie leben, sagt der Rheinländer.Die meisten Menschen leben nicht in Demokratien Bosbach verweist auf eine UN-Resolution, die den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilen sollte. In der Vollversammlung haben 130 Staaten Russland verurteilt, 30 Staaten nicht. &bdquo;Die Mehrheit der Menschen lebt allerdings in den 30 Staaten. Sie repräsentieren 60 Prozent der Weltbevölkerung. Die allermeisten Menschen auf dem Globus leben nicht in Demokratien, so wie wir sie kennen“, sagt Bosbach. Anschließend schaltet der ehemalige Politiker in den Wahlkampfmodus. In der Innenpolitik verweist er auf die Erfolge seiner Partei – besonders bei der Bekämpfung der Clan-Kriminalität im Ruhrgebiet. Auf diesem Gebiet kennt sich der ehemalige Bundestagsabgeordnete aus, der seinen Wahlkreis mehrfach mit absoluter Mehrheit gewonnen hat. Er war Teil einer Sicherheitskommission der NRW-Landesregierung, die seinen Namen trägt: die Bosbach-Kommission. &bdquo;Wenn es hart auf hart kommt, dann fallen wir Christdemokraten der Polizei nicht in den Rücken, sondern dann stärken wir sie.“ In der Bildungspolitik weist der 69-Jährige, der erst eine Ausbildung gemacht und anschließend studiert hat, auf die Erfolge seiner Partei hin. Er spricht sich für eine individuelle Förderung der Schüler aus. &bdquo;Jeder soll seine Bildung bekommen, nach seinen Talenten, nach seinen Fähigkeiten, nach seinen Neigungen.“ Man brauche aber auch Debatten über die Lerninhalte. &bdquo;Darüber müssen wir leidenschaftlich streiten“, sagt Bosbach. Er wirbt für einen &bdquo;Wettbewerb der Ideen“. Seitenhiebe gegen Grüne und FDP Auch an der aktuellen Bundesregierung arbeitet sich Bosbach ab. &bdquo;Es ist ein halbes Jahr her, als wir für die Stärkung der Bundeswehr plädiert haben, dass wir von den Grünen zusammengebrüllt wurden. Heute wollen die gleichen Grünen ruckzuck schwere Waffen an die Ukraine liefern. Es ist schon ein Stück Satire, wenn ausgewiesene Kriegsdienstverweigerer nach mehr Waffen rufen“, sagt der CDU-Politiker.Auch mit der FDP – mit den Liberalen regiert die Union in Nordrhein-Westfalen – geht der Rheinländer ins Gericht. &bdquo;Christian Lindner nimmt 100 Milliarden Euro Schulden für die Stärkung der Bundeswehr auf und nennt das Sondervermögen. Das ist schon originell“, sagt Bosbach. Nach einer Vorstellungsrunde der drei Landtagskandidaten ist die etwa zweistündige Veranstaltung beendet. Wolfgang Bosbach steht noch zu Gesprächen bereit, ein älterer Herr übergibt sogar noch einen Brief. Anschließend stellt er sich zu einem Foto mit den heimischen Politikern und CDU-Chef Marcus Kaiser auf. Dann ist der Auftritt in Bünde vorbei. Bosbach schlendert durch die Bahnhofstraße zurück zu seinem Auto. Es ist Wahlkampf – und der Politiker im Ruhestand hat noch einmal Fahrt aufgenommen.

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