Kreis Herford Geldautomaten-Sprengungen: So wollen sich die Banken schützen

Kreis Herford. Fast 140 Geldautomaten wurden allein in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr gesprengt. Die Täter gehen dabei "immer skrupelloser vor", heißt es von der Sparkasse Herford. Die Geldinstitute reagieren, investieren in mehr Sicherheit, moderne Technik und schalten schon präventiv die Polizei ein. Das Ziel: Erkennen, welche Geldautomaten besonders gefährdet sind.Unter anderem die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen haben das Landeskriminalamt (LKA) mit Analysen beauftragt, um Schwachstellen im System herauszufinden und die Sicherheit der Automaten zu erhöhen. Denn auffällig ist: Die Gewalt nimmt zu. Auch wenn nur in seltenen Fällen Personen verletzt werden bei dem Versuch, die Geräte zu sprengen, ist der entstandene Schaden doch jedes Mal erheblich. Die Sparkasse Herford reagiert jetzt sogar mit einer ungewöhnlichen Maßnahme: Sparkasse Herford: Im vergangenen Jahr wurden gleich drei Geldautomaten der Sparkasse Herford gesprengt. Man führe daher "bereits seit einiger Zeit Gespräche mit dem LKA Düsseldorf und der örtlichen Kreispolizeibehörde", heißt es seitens der Sparkasse auf Anfrage der Neuen Westfälischen. Die Folge dieser Gespräche: Zwei Automaten im Geschäftsgebiet der Sparkasse waren nach Ansicht der Experten besonders gefährdet und hätten in Zukunft das Ziel von Sprengungen sein können. Die Konsequenz der Sparkasse: Die Geldautomaten werden abgebaut. Betroffen von dieer Maßnahme war ein Geldautomat in Rödinghausen und ein Gerät an der Hauptstelle der Sparkasse in der Herforder Innenstadt. Was beide Automaten gemeinsam haben: Sie waren von außen erreichbar. Potenzielle Täter hätten nicht erst durch Türen in einen Vorraum gehen müssen, sondern hätten direkt von der Straße oder vom Parkplatz aus zuschlagen können. Der Abbau dieser beiden Geräte sei "nun die erstmalige Reaktion auf die Handlungsempfehlung des LKA gewesen", heißt es von der Sparkasse. Diese so genannten "Outdoor-Automaten seien bei Tätern besonders beliebt, lautet die Erkenntnis des LKA, "da diese nicht vor Sprengungen zu schützen sind". Eine Sprecherin der Sparkasse Herford erklärt dazu: "Das LKA empfiehlt deshalb den Abbau dieser Geräte, um die Sicherheit der Bevölkerung zu erhöhen." Dabei gehe es nicht nur um die Vermeidung von größeren Schäden am Gebäude, sondern "insbesondere auch um den Schutz von Menschenleben. Dieser Verantwortung sind wir uns sehr wohl bewusst", so die Sparkasse. Die Folgen des Abbaus vor allem an der Hauptstelle halten sich für Kunden in Grenzen: An dem Standort gibt es noch sechs weitere Geldautomaten, die genutzt werden können. Nach den aktuellen Planungen sollen erst einmal keine weiteren Automaten abgebaut werden, "allerdings werden regelmäßig Standortanalysen durchgeführt, um die Notwendigkeit weiterer Sicherungsmaßnahmen zu erkennen". Volksbank Herford-Mindener Land: 68 Geldautomaten betreibt die Volksbank Herford-Mindener Land aktuell im Kreis Herford sowie in der Stadt Bad Oeynhausen und im Altkreis Minden. Regelmäßig führe man sogenannte Risikobewertungen der Standorte durch, sagt Volksbank-Sprecher Andras Kelch. Ein wesentlicher Punkt dabei seien die Handlungsempfehlungen des Landeskriminalamtes (LKA). Kelch: "Daraus leiten wir individuelle Maßnahmen für die jeweiligen Standorte ab." Unter anderem werde in solchen Situationen entschieden, ob die Sicherheit mit einer Erneuerung des Automaten erhöht werden könne - im äußersten Fall kann auch der komplette Abbau einzelner Geräte erfolgen. "Insbesondere Standorte mit freistehenden Automaten werden hierbei mit einem höheren Risiko bewertet", erklärt Kelch. So sei die Volksbank bereits den Empfehlungen des LKA gefolgt und habe an "zahlreichen Standorten" den Zugang zu den Selbstbedienungsbereichen in den Nachtstunden eingeschränkt. Im Zeitraum von 24 bis 6 Uhr seien die Türen in der Regel geschlossen. Zudem habe man besonders die Automaten im Blick, die sich in der Nähe zu Autobahnauffahrten befinden, heißt es von der Volksbank. Der Grund: Sollten es Täter einmal auf einen Geldautomaten abgesehen haben, schauen sie sich im Vorfeld mögliche Fluchtrouten an. Und hier bieten Autobahnen bessere Möglichkeiten der Polizei zu entkommen, als innerstädtischer Berufsverkehr und viele Ampeln. An zahlreichen Standorten in Autobahnnähe habe man in den vergangenen Jahren die Sicherheit erhöht. So seien unter anderem Poller vor den Gebäuden aufgestellt worden, um zu verhindern, dass Täter mit ihren Fahrzeugen bis direkt vor die Tür fahren können. Aktuell sieht man bei der Volksbank "kein erhöhtes Gefahrenpotenzial." Diese Risikoeinschätzung kann sich jedoch auch schnell wieder ändern: Erst im vergangenen Oktober haben Täter versucht, einen Geldautomaten des Bankinstituts im Bad Oeynhausener Stadtteil Rehme zu sprengen. "Bargeld konnten die Täter bei diesem Versuch nicht erbeuten", so Kelch. Allerdings entstand ein "nicht unerheblicher Sachschaden" am Gerät selbst, wie auch an dem umgebenden Gebäude. Die Rolle des Landeskriminalamtes: Das Landeskriminalamt Düsseldorf kümmert sich unter anderem um die Prävention. Bedeutet: Sie gaben Banken Hinweise, was sie tun können, damit ein Automat nicht zum Ziel der Ganoven wird. Dazu erstellt das LKA eine Risikoanalyse. Diese ergibt sich aus "den neuesten technischen Erkenntnissen sowie der Auswertung und Analyse vorhandener Tatortberichte und Ermittlungsergebnissen", wie ein LKA-Sprecher auf Anfrage der NW mitteilt. Nach den drei Geldautomaten-Sprengungen im vergangenen Jahr nahm die Sparkasse Herford Kontakt zum Landeskriminalamt Düsseldorf auf. Der Grund: eine kriminalpräventive technische Beratung zur Vermeidung weiterer Automaten-Sprengungen. Daraufhin informierten Mitarbeiter des LKA und der Kreispolizei die Sparkassen-Vertreter über Vorgehensweisen der Täter und gaben Hinweise. "Das LKA hat einen präventiven Maßnahmenkatalog vorgestellt", sagt der LKA-Sprecher. Bei Nichtbeachtung dieser Hinweise bestehe eine besondere Gefährdung, so der Sprecher weiter. Daraufhin hat die Sparkasse Herford dann reagiert und zwei Automaten abgebaut. Welche Geldautomaten-Standorte besonders für eine Sprengung gefährdet sind, wollte das LKA nicht verraten. "Diese Erkenntnisse könnten bei einer Veröffentlichung auch von tatbereiten Personen wahrgenommen werden. Daher besteht die Gefahr, dass Sicherungsmaßnahmen konterkariert werden", so der Sprecher.

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